Hilfstransport aus Rheurdt Einmal Ukraine hin und zurück 

Rheurdt · Martin Broekmann und Waldemar Krawczyk haben 5000 Mahlzeiten ins ukrainische Kowel gebracht. Von Rheurdt aus starteten sie mit einem Hänger. Über Berlin und Warschau erreichten sie das Kriegsgebiet. 

 Beim Besuch im Rathaus berichtete Martin Broekmann Bürgermeister Dirk Ketelaers über seinen Hilfstransport für die Menschen in der Ukraine und von bewegenden Begegnungen.

Beim Besuch im Rathaus berichtete Martin Broekmann Bürgermeister Dirk Ketelaers über seinen Hilfstransport für die Menschen in der Ukraine und von bewegenden Begegnungen.

Foto: Norbert Prümen

Martin Broekmann ist von seiner Ukraine-Reise wohlbehalten zurückgekehrt. Am Freitag berichtete er, wie die Aktion „5000 Mahlzeiten“ bei den ukrainischen Menschen in der Nähe der weißrussischen Grenze, in der Stadt Kowel, angenommen wurde. Beim Besuch im Rheurdter Rathaus ließ er seinen Eindrücken freien Lauf. Als er von seinen Begegnungen berichtete, kippte schon mal die Stimme weg, so stark ist die Erinnerung an das, was er hautnah erlebt hat.

 Der Hilfstransport aus Rheurdt wurde auf der Fahrt zum Kriegsgebiet vor die verschiedensten Herausforderungen gestellt.

Der Hilfstransport aus Rheurdt wurde auf der Fahrt zum Kriegsgebiet vor die verschiedensten Herausforderungen gestellt.

Foto: Martin Broekmann

Schon kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs reifte in ihm der Plan, ukrainischen Menschen zu helfen. „Wo andere raus gehen, gehen wir rein“, das ist die Haltung des ehemaligen Feuerwehrmannes. 5000 Mahlzeiten in 2500 Dosen, Spielzeug und 17.000 Masken schaffte er mithilfe von seinem Begleiter Waldemar Krawczyk nach Kowel. Bürgermeister Dirk Ketelaers hatte die Aktion beim dortigen Bürgermeister auf kurzem Amtsweg angekündigt. 1500 Kilometer lagen vor Martin Broekmann und verschiedenste Herausforderungen. Bei einem Unfall vor Warschau wurde der Hänger beschädigt. Wenig später kam ein Motorschaden an seinem Fahrzeug hinzu.

Über einen Kontaktmann am Zielort wurde kurzerhand ein 24-Tonner samt Helfer geschickt, die Ladung komplett umgepackt. Auch Angstmomente erlebte Broekmann. Ein ukrainischer Grenzer mit Kalaschnikow im Anschlag hielt ihn an. „Ich musste aussteigen und wurde auf eine Wiese geführt“, berichtete Broekmann am Freitag. „Das sind Deutsche“, hieß es dann zur allgemeinen Erleichterung. Noch am Ankunftstag wurde ein Kontakt zu den Männern der Heimatverteidigung hergestellt, die ersten 500 Dosen mit Eintöpfen im Dunklen abgeholt. Auch die erste Hotelnacht in Kowel wird der Rheurdter nicht vergessen: Luftalarm. Die Angriffe konzentrierten sich auf Lemberg. „Das waren bedrohliche Augenblicke“, erzählt Broekmann.

Vor Ort wurden weitere Treffen organisiert. Er kam bis zu 30 Kilometer an das Kampfgeschehen über die dritte und zweite Verteidigungslinie heran, sprach mit den Männern, die ihre Heimat verteidigten. „Wir haben Fotos gemacht, die mich dann über geheime Wege erreichten, da die russische Seite über GPS und Whatsapp alles orten kann“, sagt Broekmann und fügt hinzu. „Alle Ortsschilder sind verhängt, um eine Orientierung zu erschweren.“ Er besuchte Schulen, erlebte Mütter und ihre Kinder, die bereits Tage der Flucht hinter sich haben. Broekmann erlebte emotionale Situationen, tröstete Menschen, weinte mit ihnen, nahm sie einfach in den Arm. „Neben der Geburt meiner Tochter Lisa ist Reise der beglückendste Moment meines Lebens“, so der Rheurdter.

Für ihn und Lisa geht es weiter. „Freunde lässt man nicht im Stich. Was neben Konserven dringend gebraucht wird, sind Schlafsäcke. Entweder neu oder gut erhalten.“ Bei seiner nächsten Tour will er an einem Umverteilungsort mithelfen. Pakete aus Kanada, Rom oder USA mit Grüßen und Bildern sorgen dort für Lichtblicke. „In einer Ladung lag ein Paket mit der Bitte, es erst dann zu öffnen, wenn der Krieg gewonnen ist. Der Wille zu siegen, ist ungebrochen. Ich kann mit Worten kaum die Stimmung, den Zusammenhalt und die Zuversicht beschreiben“, so der 50-Jährige.

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