NEUKIRCHEN-VLUYN Männer feiern anders, Frauen auch

NEUKIRCHEN-VLUYN · Der Sitzungskarneval mit Herren- und Damensitzungen bestimmt gerade den Fahrplan der Session. So auch am Wochenende bei den Blau-Weißen Funken in der Vluyner Kulturhalle.

 Von wegen Mädchen-„Sitzung“: Polonaise durch die Kulturhalle.

Von wegen Mädchen-„Sitzung“: Polonaise durch die Kulturhalle.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Die Session steuert mit den Damen- und Herrensitzungen auf die tollen Tage zu. Ein närrisches Thema, zwei Versionen, so das Fazit. Männer feiern anders, Frauen auch. Für die Karnevalsgesellschaft Blau-Weiße Funken gehören die Sitzungen zu den Highlights. Sie sind präzise vorbereitet, um die Stimmung im Saal sicher auf den Siedepunkt zu bringen. „Frauen singen mit und schunkeln. Alle sind kostümiert. Stimmung bringen sie schon mit“, so Astrid Fibich, Geschäftsführerin bei den Blau-Weißen, über die Unterschiede der Sitzungen.

Beim Blick ins weibliche Publikum lassen sich am Samstag Gruppierungen wie Indianer, Zwerge, Seeleute, Schlümpfe oder Flower-Power entdecken. Paillettenbekleidung glitzert lustig vor sich hin. Die Kulturhalle platzt bei der Mädchensitzung förmlich aus allen Nähte, als Präsident Dirk Halfmann die Bühne betritt. Engel Hedwig macht in Sachen gute Laune den Start. Die „Partykracher“ vereinen später bei ihrem Auftritt Tanz, Show und Comedy. „Bei den Frauen fällt früh die Entscheidung für das gemeinsame Outfit“, so Carsten Wehrenbrecht vom Vorstand. Anders die Gäste der Herrensitzung. Die Senatoren und Husaren tragen ihre blau-blauen Jacketts, Gäste erscheinen im bequemen Räuberzivil, aber auch im Anzug. „Zu Herrensitzung kommen immer mehr in Kostümen“, so Astrid Fibich. „Frauen planen die Sitzung. Männer sind spontan“, so ihr Fazit. Ein Umstand, der sich schon beim Kartenvorverkauf bemerkbar ist. Ausverkauft heißt es früh für die Mädchensitzung. Karten verkaufen sich wie ‚geschnitten Brot‘. Die Sitzung ist finanziell in trockenen Tüchern. Anders die Herrensitzung. Ein Umstand, der gerade die Planung erschwert, wie auch von anderen Karnevalsgesellschaften zu hören ist.

 Ohne Frauen geht es nicht, jedenfalls nicht auf der Bühne: Herrensitzung in der Kulturhalle.

Ohne Frauen geht es nicht, jedenfalls nicht auf der Bühne: Herrensitzung in der Kulturhalle.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Bei der Herrensitzung am Freitag gehören die Erdnuss und Oli, der Köbes zu den eingekauften Büttenrednern. „Die müssen allerdings früh auftreten. Da hört das Publikum noch zu“, sagt Wehrenbrecht. Später ist es der Partymodus, den Sängerin Vroni, Daniel Stoffel und Die sechs Richtje bedienen. Der Saal gerät außer Rand und Band. Männer stehen auf den Tischen. Zwischendurch tritt das leicht bekleidete Nummerngirl Blondie auf, das ganz zum Schluss in Aktion tritt und Männerfantasien beflügelt.

Anders das Programm der Mädchensitzung. „Bei uns gibt es schon seit einigen Jahren keinen Stripper mehr. Vielmehr sorgen männliche Tanzgruppen mit tollen Showeinlagen für Stimmung“, so Elke Buttkereit vom Vorstand. Bei der Mädchensitzung waren es am Samstag zwei Travestiekünstler. Aus dem gebürtigen Neukirchener Patrick wurde Miss Patricia, die mit Künstlerkollege Linda Rain in die Schlagerwelt der Großen wie Tina Turner, Liza Minnelli oder Michelle eintauchen. Später legt Mr. Move, Horst Krefelder, nach. Die Frauen tanzen, erobern dabei die Bühne. „Wichtig ist gute Musik“, so Wehrenbrecht.

Die Auftritte der eigenen Garde machen das Programm beider Sitzungen rund und authentisch. Sie zeigen, wie viel Arbeit und Training in solchen Veranstaltungen steckt. „Wir feiern unseren Karneval traditionell“, so Wehrenbrecht. Die Frage, ob sich Mädchen- und Herrensitzungen verändert haben, ist beantwortet. „Sitzungen mit vielen Büttenreden möchte keiner mehr“, sagt Elke Buttkereit. Trifft das Programm die Stimmung, ist alles paletti. Wandel und Gratwanderung zugleich, wie Carsten Wehrenbrecht findet. „Karnevalssitzungen werden schnell zur Ballermannparty im Winter, die nichts mehr mit Tradition und uns zu tun haben“, sagt er.

Nach der Sitzung ist vor der Sitzung. Das Programm für die nächste Session steht, Künstler sind engagiert, Kartenvorbestellungen liegen aus.

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