Lobberich Sven Bensmann ließ Nettetal singen

Lobberich · Sven Bensmann, Jason Bartsch und Kevin Ray waren die jungen Stars der elften Nettetaler Comedy-Nacht. Nettetal war für alle Neuland. Jeder setzte eigne Akzente, etwa mit Liedern, Politcomedy oder Dialogen.

 Sven Bensmann animierte das Publikum in der Werner-Jaeger-Halle zum Mitsingen. Insbesondere die Damen waren textsicher.

Sven Bensmann animierte das Publikum in der Werner-Jaeger-Halle zum Mitsingen. Insbesondere die Damen waren textsicher.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Am Ende der Comedy-Nacht wagte Jason Bartsch den harten Bruch. Nach einer Show mit Spaß, flotter Musik, schrägen und auch deftigen Pointen begab sich der junge Comedian auf das politisch gesellschaftskritische Parkett. In Reimform entwarf er ein romantisch verklärtes Naturbild, um dann mit aufrüttelnden Satire gegen Fremdenhass und Ausgrenzung zu plädieren. Der grandiose Vortrag mit emotionalen Steigerungen ließ ein nachdenkliches Publikum zurück – der Höhepunkt des Abends.

Im Trio der Comedians wirkte Bartsch als der Intellektuelle mit einer unverhohlenen Freude an aberwitzigen Gedankenverknüpfungen. Sven Bensmann trat als der Troubadour auf und sang zur Gitarre. Kevin Ray gab den Alpha-Kevin, der in Dialogen zwischen Kumpeln von der Liebe und dem WG-Leben erzählte. In jeweils zweimal 20 Minuten stellten sich die drei Newcomer als höchst unterschiedliche Charaktere vor.

Er habe vorher noch nie von Nettetal gehört, behauptete der Wahl-Bochumer Bartsch. Der Sohn eines sportbegeisterten Vaters und einer pferdeliebenden Mutter startete mit einer kuriosen Sportreportage. Rasant, garniert mit Zungenbrechern, entwarf er ein Szenarium mit dadaistisch traumhaften Zügen. „Ich komme aus dem Poetry-Slam, wo man im Wettstreit gegeneinander antritt“, sagte der mehrfach ausgezeichnete junge Mann mit dem bravem Lockenhaarschnitt. Selbstironisch gab er die Einschätzung einer Freundin preis, er sehe aus wie ein Zwischenwesen von einem Hobbit und einem Geschichtslehrer. Das passte zu seiner Lust am Spiel mit den Widersprüchen von Ernst und schrägen Tönen. „Ich schäme mich für nichts“, verkündete er Träger eines Schlabber-Kapuzenpullis ironisch nach einer besessen anmutenden Tanzeinlage in wilder Gebärdensprache.

„Ihr seid wohl so ein bisschen Dorf“, frage Kevin Ray in die Runde und erhielt ein entschiedenes „Nein“ zur Antwort. Er stamme aus einem kleinen Dorf bei Trier und wohne nun in einer Kölner WG. Zwischen Interaktionen mit dem Publikum mäanderte er durch Themen wie  Autofahren, Trinkgelage und seinen Vornamen, der natürlich ein Handicap darstelle, das nur mit Humor gemeistert werden könne. Gelegentlich driftete er doch gründlich ab auf Ballermann-Niveau.

Er habe bereits ein graues Haar und sehe aus wie ein kleiner Bär, behauptete Sven Bensmann. Das war sein Einstieg zum einem Vortrag mit viel Selbstironie ob der nicht ganz schlanken Figur. Der 26-jährige kurbelte die Stimmung an: er spielte auf der Gitarre bekannte und eigene Melodien mit frech variierten Texten. Da durften die Gags durchaus eine deftige Note haben. Vor allem die Damen im Publikum zeigten sich text- und melodiesicher. Ihnen genügten oft zwei, drei Takte, um spontan im Chor zu antworten. In Stimme und Mimik ließ Bensmann bekannte Persönlichkeiten der Musikszene aufleben, etwa  Joe Cocker.

Natürlich hatte auch er einen Gag parat für die Region. Auf dem Weg zur Halle sei er an Süchteln vorbeigefahren.  In der Aussprache lasse der Ortsname eine gewisse Alkoholisierung vermuten, konstatierte er frech den Auftakt zur wiederkehrenden Anspielung.

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