Nettetal "Kindertraum" lebt seit 20 Jahren mit der Inklusion

Nettetal · Der CDU-Stadtverband Nettetal ließ sich ausführlich über die Arbeit und weitere Planung des Vereins informieren.

"Die Effizienz der Arbeit des Vereins Kindertraum ist unproportional zu ihrem Bekanntheitsgrad in der Bevölkerung", sagte der Vorsitzende der Nettetaler CDU, als er im Saal des Bürgerhauses etwa 30 Besucher begrüßte, die sich über die Arbeit des 1994 gegründeten Vereins informieren wollten. Der Verein leiste im Hintergrund eine ungewöhnliche und stille Erfolgsarbeit.

Der Vorsitzende Ludger Peters erläuterte zunächst die Entwicklungsgeschichte des Vereins. Zunächst war es gelungen, den städtischen Kindergarten "Purzelbaum" für die Arbeit mit behinderten Kindern zu gewinnen. Daraus entwickelte sich später der Inkita des DRK.

Der lange zögernden Politik habe der Verein bewusst in der Diskothek "King's" seine Pläne vorgestellt, behinderte Kinder in der Regeschule zu unterrichten. "Eine Umgebung, in der sich die Politiker und Verwaltungsleute offenkundig unwohl fühlten. Wir wollten das so", erinnerte Peters. Der Vorstand nahm an Anhörungen 1995 im Landtag zum Gesetz über den Gemeinsamen Unterricht teil und hatte das Glück, an der Gemeinschaftsgrundschule im Kollegium um Rektor Jörg Mackenbach Mitstreiter zu finden. Der Verein versprach der Stadt, er werde sich um die Integrationshilfen und deren Finanzierung kümmern. Dieses Wort halte er bis heute.

Ab 2000 wurde in der Gesamtschule eine Sonderpädagogische Fördergruppe gebildet. Die Hauptschule Kaldenkirchen folgte und ließ das Projekt nur auslaufen, weil Sonderpädagogen fehlten. 2006 verließen erste Schüler mit Behinderung die Schule - aber nur in eine Werkstatt für Menschen mit Behinderungen.

Ein handfester Konflikt darüber, ob und in welcher Form Arbeit ausgelagert werden könnte, folgte. Peters führte mit seinem Sohn Julian stellvertretend für andere Eltern erfolgreiche einen Prozess am Sozialgericht gegen die Arbeitsagentur, deren Reha-Abteilung die Pläne blockierte. Mit Unterstützung des Bundestagsabgeordneten Uwe Schummer trug er dann die Vorstellungen des Vereins beim Vorstandsvorsitzenden der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg, Frank-Jürgen Weise vor. Eine Woche danach war der Weg frei - das war erst im Juli 2008.

Daraus entwickelte sich ein Verein, der die "vertikale Form von Inklusion" verfolgt, wie Peters erklärte. Von der Schule bis in den Beruf unterstütze er Institutionen. 21 Menschen mit Behinderungen begleitet der Verein bei der Arbeit in den Jugendherbergen in Hinsbeck und Brüggen, im Niederrheinischen Freilichtmuseum des Kreises in Grefrath und im Schulzentrum in Kaldenkirchen.

Kindertraum beschäftigt 31 Arbeitskräfte. In der Inklusionshilfe an Schulen sind es vorwiegend studentische Praktikanten. Im Arbeitsbereich, in der OGS an der Buschstraße und an einzelnen Schulen seien es Diplom-Sozialpädagogen, Heilerziehungspfleger, Erzieherinnen, therapeutische Fachkräfte und andere. Seit 15 Jahren führen ausschließlich ehrenamtliche Kräfte den Secondhand-Laden in Kaldenkirchen. Vorstandskollege Antonius Kiwall unterstrich, die Wirtschaftlichkeit der Arbeitskräfte in den jeweiligen Einsatzstellen lassen sich leicht nachweisen.

Das Kindertraum-Modell trugen Vertreter des Vereins unlängst bei einem Kongress der CDU-/CSU-Bundestagsfraktion in Berlin, den der Behindertenbeauftragte Uwe Schummer einberufen hatte. Bundesweit gab es seither viele Anfragen zu dem Modell. Kurz erläuterte der Vorstand auch Überlegungen, sich um das denkmalgeschützte Bürgerhaus zu kümmern. Er erwägt die Gründung eines gastronomischen Inklusionsbetriebs und prüft, ob im Bürgerhaus inklusives Wohnen eingerichtet werden könnte. Mit dem Bürgermeister, dem Bürgerverein und der Stadtbücherei habe es informelle Gespräche gegeben. Alles sei offen. Einzelne Fraktionen hätten sich bereits über die Planungen unterrichten lassen.

(sa)
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