Nettetal Im Bett mit Thomas Mann

Nettetal · Die Nettetaler Stadtbücherei hatte erstmals zur "Nacht der Bibliotheken" eingeladen. Zehn Leseratten campierten zwischen den Bücherregalen und lasen die ganze Nacht hindurch. Die Teilnehmer sind begeistert.

 Gemeinsam lesen ist doch viel schöner. Daher hatte die Stadtbücherei zur "Nacht der Bibliotheken" eingeladen. Zehn Leseratten machten es sich zwischen den Bücherregalen gemütlich.

Gemeinsam lesen ist doch viel schöner. Daher hatte die Stadtbücherei zur "Nacht der Bibliotheken" eingeladen. Zehn Leseratten machten es sich zwischen den Bücherregalen gemütlich.

Foto: Busch

Es war zwar nicht die bekannte "schlaflose Nacht in Seattle", und Tom Hanks sowie Meg Ryan waren auch nicht anwesend. Dafür aber Büchereileiter Ulrich Schmitter, seine Mitarbeiterinnen Andrea Küppers und Tanja Azzous. Und es war auch nicht die größte Stadt im Nordwesten der Vereinigten Staaten, sondern die Seenstadt Nettetal, nahe der holländischen Grenze, die für Spannung, Abenteuer und ein bisschen Romantik sorgte.

Die Hauptdarsteller hatten nur alle ein Ziel: einmal nachts zwischen den Regalen einer Bücherei zu schlafen und so richtig nach Herzenslust nachts Bücher zu verschlingen. Ob Liebesgedichte im Aufzug, Harry Potter im Lesecafé oder Tolstoi im Bett — in der "Nacht der Bibliotheken" konnten die lesehungrigen Nachtschwärmer in der Stadtbücherei ihren Traum erleben.

Betthupferl und Kulturbeutel

Zehn Schlafplätze hatte Büchereileiter Ulrich Schmitter mit seinem Team zwischen den Regalen eingerichtet, liebevoll die Feldbetten aufgebaut und jeden Schlafplatz mit einem kleinen Betthupferl und einem Notfall-Kulturbeutel ausgestattet. Die Idee, an der Nacht der Bibliotheken teilzunehmen, kam von Leseratte Petra Busch, deren Traum es war, einmal zwischen den Regalen zu übernachten.

Die Nettetaler Stadtbücherei nahm den Gedanken für die NRW-weite Nacht der Bibliotheken gern auf. "Wir wussten nicht, was auf uns zukommt, und haben uns einfach überraschen lassen", so Schmitter. Zehn Schlafplätze hatte die Bücherei in den Vorwochen verlost und liebevoll neun Einzelkojen sowie eine Doppelkabine zwischen den Regalen eingerichtet.

Die Feldbetten hatte das Jugendrotkreuz des Kreises Viersen zur Verfügung gestellt. Suppe, Häppchen und belegte Brötchen standen zum Abendessen bereit, und um den Lesegewohnheiten von zu Hause gerecht zu werden, gab es würzige Chips, Nüsse, Fruchtgummi und Schokolade.

Für "Hotelchef" Ulrich Schmitter war die Präsidenten-Suite und für Frank und Sylvia Rieger die Doppelkoje reserviert, um sie herum die geballte Fachliteratur rund um das Computerwesen. Und dann wurde es ernst: Ulrich Schmitter drehte die Zentralbeleuchtung etwas herunter, und dann spendeten nur noch die kleinen Nachttischlampen neben dem Feldbett Licht. Ans Schlafen dachte man aber noch lange nicht. Bepackt mit mehreren Büchern, zogen sich die Nachtschwärmer in ihre Kojen zurück, der eine schlief mit Thomas Mann ein, der andere bevorzugte leichtere Kost zum Einschlafen.

Und Petra Busch? Sie nahm gleich mehrere Bücher mit in ihre Koje. "Ich habe alle Bücher quer gelesen und kann mir in den kommenden Wochen die Bücher ausleihen, die mich angesprochen und fasziniert haben", sagt die Breyellerin. Und am Ende klagte niemand der Übernachtungsgäste leidvoll über eine schlaflose Nacht. Im Gegenteil: Eine Neuauflage von "Schlaflos in Nettetal" war ausdrücklich erwünscht.

(ivb)
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