Es geht um 400 Tauben Verwirrung um Zukunft der Moerser Tauben

Moers · Auf Facebook empört sich eine Nutzerin über die angebliche Schließung des Taubenhauses am Bahnhof. Der Geschäftsführer der Einrichtung, in der Langzeitarbeitslose beschäftigt sind, sagt: Alles bloß ein Gerücht. Doch auch die Mitarbeiter haben von Plänen gehört.

Es dauerte nur ein paar Stunden, da hatte eine Moerserin halb Facebook hinter sich versammelt, um die Tiere zu retten. "Ich war heute im Taubenhaus in Moers am Bahnhof. Dort leben 400 Tauben", schreibt sie in einem Beitrag auf der Seite "Was ist los in Moers". Und dann: "Zum Ende des Jahres soll das Projekt schließen." Sie findet das "unendlich traurig" und fürchtet, dass die Tauben bald auf sich gestellt sind. Der Beitrag wird dutzendfach kommentiert und geteilt. "Sehr Schade" sagen die einen, "sind doch bloß Tiere" die andern. Die Gruppe vermutet, man habe die Finanzierung des Projekts gestrichen und sogar Ratsmitglied Claus Peter Küster schaltet sich ein, und verspricht den Fall aufzuklären.

Doch offenbar müssen die Tauben gar nicht gerettet werden. Das sagt zumindest Rainer Henke, Geschäftsführer der Fachwerk Kreis Wesel gGmbh, die das Projekt zusammen mit dem Jobcenter verwaltet. "Das Taubenhaus bleibt in gewohnter Form bestehen", sagt er. "Ich kann mir nicht erklären, woher das Gerücht rührt, wir würden das Haus schließen."

Einzelne Verträge der dort arbeitenden Langzeitarbeitslosen könnten Ende des Jahres möglicherweise auslaufen, das Projekt stehe aber nicht zur Debatte.

Die ehemalige Güterbahnhofshalle neben dem Bollwerk wird seit 2011 vom Fachwerk Kreis Wesel genutzt, um Langzeitarbeitslose wieder an eine geregelte Beschäftigung heranzuführen. Denen, die auf dem Arbeitsmarkt keine Chance mehr haben, will man so wenigstens etwas Sinnvolles zu tun geben.

Im Taubenhaus kümmern sich bis zu zwölf Menschen um 400 Tauben, überwiegend Brief- und Rassetauben. Sie füttern die Tiere, werkeln an den hölzernen Schlafstätten, entsorgen den Kot und tauschen ihre Eier gegen - zumindest für die Vögel - täuschend echt aussehende Plastikimitate. Damit soll die Taubenplage in Moers eingedämmt werden. Davon profitiert auch das Stadtbild. Im Monat sammeln die Mitarbeiter im Haus am Bahnhof insgesamt 500 Liter Kot, der sonstwohl auf der Straße gelandet wäre.

Doch warum scheinen einige zu glauben, das Projekt stünde vor dem Aus? Die Verfasserin des Facebook-Beitrags bezieht sich auf ein Gespräch mit den Mitarbeiterin des Taubenhauses.

"Ich hatte vor kurzem dort angerufen und da wurde mir gesagt, dass keine Tauben mehr aufgenommen werden." Später habe sie dann erfahren, dass man das Projekt beenden will.

Ein Besuch im Taubenhaus zeigt: Dort herrscht tatsächlich die Auffassung, ab 2019 müssten die Tauben sich ein neues Nest suchen. "Anfang des Jahres hat man uns beim Unterzeichnen der neuen Arbeitsverträge mitgeteilt, dass es Pläne gibt, das Taubenhaus zu schließen", sagt ein Mitarbeiter. Die "Regierung", so sagt der Mann, würde kein Geld mehr bereitstellen. Ob die Information von der Fachwerk Kreis Wesel gGmbh oder dem zuständigen Jobcenter in Moers stammt, konnte der Mitarbeiter auf Nachfrage nicht sagen.

Das Jobcenter war am Freitag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Auch im Rathaus weiß man nichts darüber, dass es am Bahnhof bald einen Leerstand geben könnte.

"Bei der Wohnungsbau Stadt Moers, Eigentümerin des Gebäudes, ist bisher kein entsprechender Antrag eingegangen", sagt Stadt-Sprecher Klaus Janczyk. Fachwerk-Geschäftsführer Henke ist indes sauer, dass offenbar grundlos Gerüchte gestreut werden. "Ich weiß nicht, wie so etwas entstehen konnte. Das Taubenhaus wird nicht geschlossen", sagt er.

(atrie)
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