Moers 13 neue Stolpersteine für NS-Opfer

Moers · 79 Stolpersteine wurden in den vergangenen fünf Jahren in Moers verlegt. In diesem Jahr geht es an mehreren Straßen weiter.

Der Verein Erinnerung für die Zukunft engagiert sich seit sechs Jahren gemeinsam mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Moers für das Projekt "Stolpersteine in Moers". Dabei geht es um das Gedenken an die Moerser Opfer des Nationalsozialismus. Nicht nur die Erinnerung an die Ermordeten soll wachgehalten werden. Auch der Verstand für die Gestaltung einer Gegenwart und Zukunft, in der alle Formen von Diskriminierung bekämpft werden, soll im Fokus stehen.

79 Stolpersteine sind in den vergangenen fünf Jahren in Moers verlegt worden. In diesem Jahr geht es an mehreren Straßen weiter. 13 neue Stolpersteine kommen hinzu. Die diesjährige Aktion der beiden Vereine wird von Rita von Vangerow-Hauffe koordiniert. Der Kölner Künstler Gunter Deming wird die 13 vorgesehenen Steine selbst verlegen - begleitet von einer Bläsergruppe und von Schülern des Gymnasiums Filder Benden, des Gymnasiums Rheinkamp, der Heinrich-Pattberg-Realschule und des Adolfinums. Die Schüler werden während der Verlegung eigene Beiträge vortragen. Die Kosten werden durch Spenden aus der Bevölkerung getragen.

Die Verlegung beginnt am Dienstag, 29. Mai, um 11 Uhr an der Filder Straße 6 zum Gedenken an Wilhelm J. Küsters. Weiter geht es danach um jeweils 11.30, 11.50, 12.15, 12.45 und 13.10 Uhr. An der Wiedstraße 14 wohnte Peter Mill. An der Filder Straße 34 gedenken die Verbliebenen Hubert Hanßen. An der Blumenstraße 15 wird das Andenken von Herbert ter Stein geehrt und abschließend werden an der Xantener Straße 18 und 9 die Stolpersteine zum Gedenken an die Familien Frohsinn und Kaufmann verlegt.

Viele der Ermordeten fielen den Aktionen der Berliner Behörde T4 zum Opfer. "Im Rahmen von T4 wurden Menschen aus Heil- und Pflegeanstalten in zentrale Anstalten verlegt, wo sie noch am selben Tag der systematischen Ermordung durch Gas zum Opfer fielen", berichtet Bernhard Schmidt, Vorsitzender des Vereins "Erinnern für die Zukunft". Die Erfahrungen aus den T4-Vergasungen wurden für die Massenvernichtungen in Konzentrationslagern genutzt. Die "Aktion T4" wurde später wegen Unruhen in der Öffentlichkeit beendet, sagt Schmidt. Die Morde wurden jedoch fortgesetzt. Unter dem Begriff "Euthanasie" erfolgten sie fortan in den Heilanstalten selbst. Der Tod wurde durch Gift, Nahrungsentzug und Vernachlässigung bei der Pflege herbeigeführt. Den Moerser Vereinen ist erst seit wenigen Jahren bekannt, wie weit die Morde der T4-Aktion reichten. Die Recherche sei mühsam, heißt es, aber es gebe noch ausreichend vorhandene Belege. Insgesamt spricht man aktuell von 65 belegbaren Euthanasie-Opfern in Moers und 250 Opfern im Altkreis Moers. Die tatsächliche Opferzahl ist wohl deutlich höher.

(RP)
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