Moers Schwarzes Schaf: René Sydow gefällt in Moers

Moers · Der Film- und Fernsehwirt trug am Freitag den Sieg als Publikumsliebling im Vorentscheid um den Kabarettpreis davon.

 Für René Sydow ist "Kabarett ist nicht da, wo am lautesten gelacht, sondern wo am lautesten gedacht wird".

Für René Sydow ist "Kabarett ist nicht da, wo am lautesten gelacht, sondern wo am lautesten gedacht wird".

Foto: Klaus Dieker

Im Vorrundenprogramm hat sich René Sydow im Kammermusiksaal des Martinsstifts gegen fünf weitere Teilnehmer durchgesetzt. Schon am Vorabend war er in Wesel zum Abendsieger gewählt worden. Doch auch die Mitstreiter überzeugten. Der Applaus sprach für sich. Demnach hatten die Zuschauer auch das Duo aus Oldenburg Simon & Jan ins Herz geschlossen, von denen sie lautstark "Zugabe" forderten. Das war aufgrund der Zeitbegrenzung von 15 Minuten für jeden Auftritt aber nicht möglich.

"Was wäre, wenn Heino bei Torten und Bushido beim Lackieren geblieben wäre?", fragten sie und lieferten handgemachte Musik zu zynischen Balladen. Mit Gitarren und tiefgründigen Texten verbreiteten sie ihre Gedanken über Künstler und Weisheiten aus dem gemeinsamen Lehramtsstudium. "Früher dachten unsere Kinder, dass Kühe lila sind, heute glauben sie, dass Frauen sich in Schweinebauern mit Leistenbruch verlieben", kündigte Moderator Christoph Brüske die Duisburgerin Andrea Volk an.

Die Teleshopping-Queen eroberte im Nu die Gunst der Zuschauer. Über Spätgebärende, frisches Brot und Hornhauthobel mit Glitzerapplikation wusste sie einiges zu berichten. Ihre Weisheiten sammelte sie in eigener Erfahrung als Mitarbeiterin eines Shopping-Kanals. Dorthin hatte sie die Erkenntnis verschlagen: "Alles ist besser als ehrliche Arbeit!" Solarzwerge, die ein Willkommen blinken und plüschige rosa Mikrofaser-Bademantel eroberten mit ihr die Bühne.

"Warum sind Banker eigentlich so unbeliebt?" und "Was ist ökologisches Banking?" versuchte Gregor Schäfer, in seinem Finanzkabarett zu beantworten. Anschließend plauderte Lebensberaterin Helene Mierscheid aus dem Nähkästchen — eine vielleicht nicht ganz lebensnahe Wiedergabe ihrer Arbeit. Auch The Bittners wissen, wovon sie reden: Nach ihrer Dauerfernseh-Therapie sind den "Te Vau Zombies" weder "grammatikfreie vulgäre Ausrufe" noch "echte Menschen mit echten Problemen" fremd.

René Sydow konnte sich schließlich gegen fünf vielversprechende Mitstreiter durchsetzen. Er überzeugte mit politischem Kabarett und Ausschnitten aus seinem Programm "Gedanken! Los!". Und die feuerte er ohne Unterlass auf das Publikum ab. Ob wasserdichte Handys oder Google ohne Hupf, es ging um Konsum, Fortschritt und Macht. Zwar erntete er weniger Lacher als andere, aber: "Kabarett ist nicht da, wo am lautesten gelacht, sondern wo am lautesten gedacht wird!", so die Überzeugung des Film- und Fernsehwirts.

"Ich bin wirklich überwältigt!", dankte er dem Publikum für die Wahl. Fast 200 Besucher stimmten ab. Die Veranstaltung im Martinstift war ausverkauft. In den Vorrunden traten die zwölf Nominierten in Wesel, Krefeld, Emmerich und Moers auf. Um den niederrheinischen Kabarettpreis "Das Schwarze Schaf" zu gewinnen, dürfen Nachwuchs-Kabarettisten nicht mehr als fünf Jahre Bühnenerfahrung haben. Eigene Texte und politisches gesellschaftskritisches Kabarett sind gefragt.

(bil)
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