Test in Moers Mit kochendem Wasser gegen Unkraut

MOERS · Das Verfahren kommt aus den Niederlanden und wird bereits auf Moerser Friedhöfen eingesetzt.

    Auf Einladung der Initiative Glyphosatfreies Moers wurden verschiedene Bio-Unkrautvernichter vorgestellt und ausprobiert.

Auf Einladung der Initiative Glyphosatfreies Moers wurden verschiedene Bio-Unkrautvernichter vorgestellt und ausprobiert.

Foto: Arnulf Stoffel/Arnulf Stoffel (ast)

Die Idee kommt aus den Niederlanden, in denen besonders auf den Schutz des Grundwassers geachtet wird. Um gepflasterte Flächen in Innenstädten und Wege mit Kies von Wildkräutern frei zu halten, aber gleichzeitig kein Pflanzenschutzmittel einzusetzen, wurde dort ein neues Verfahren entwickelt, das seit 2005 auf dem Markt ist. Dabei wird kochend heißes Wasser über eine Fläche mit Unkraut gespritzt. „Im ersten Jahr muss mehrfach über die Fläche gefahren werden“, berichtet Thomas Schröder als Mitarbeiter des Rheinhausener Landschaftsbauunternehmens TKL GmbH. „Später reichen zwei Sprühgänge im Jahr aus, und alles ist sauber.“

Im Frühjahr 2009 erwarb die TKL einen Wildkrautspritzer auf Kochendwasserbasis. „Wir waren die Ersten am Niederrhein“, erzählt der Mitarbeiter. Wie das 150.000 Euro teure Fahrzeug funktioniert, erklärte Schröder jetzt auf dem Parkplatz, der vor der Kleingartenanlage „Am Eulendyck“ in Kapellen ist. Eingeladen hatte die Initiative Glyphosatfreies Moers unter Sprecher Hermann-Josef Schumacher, um in zwei Vorführungen für das neue Verfahren zu werben. Auch das Schermbecker Unternehmen Bio-Unkrautfrei war mit einem kleineren Wildkrautspritzer dabei. „Durch die Wärme wird die Eiweißstruktur verändert“, erläuterte Schumacher, Diplom-Agraringenieur und einstiger Leiter der Versuchs- und Lehranstalt für Gartenbau Rheinland in Straelen und Köln-Auweiler. „Nach vier oder fünf Stunden ist die Fläche gelb. Die Wärme dringt 15 Millimeter tief in den Boden ein, deshalb dauert es, bis ein Löwenzahn mit einer 15 Zentimeter langen Pfahlwurzel nicht mehr wiederkommt.“ Beim Abflämmen seien es nur fünf Millimeter, erklärte Schumacher. „Deshalb muss öfter geflämmt als gespritzt werden.“ In Moers ist das neue Verfahren bereits seit dem Frühjahr 2015 im Einsatz.

„Wir haben vier Jahre für die Enni auf den Friedhöfen gearbeitet“, berichtete TKL-Mitarbeiter Thomas Schröder. „Das war eine Testphase. Weil die Erfahrungen gut waren, hat sich die Enni jetzt selbst ein Fahrzeug gekauft.“ Ein großer Wildkrautspritzer schaffe am Tag eine Fläche von 15.000 bis 20.000 Quadratmetern, was der Grünfläche von zwei Fußballstadien entspreche. Er verbrauche dabei 90 Liter Heizöl und sei 1,20 Meter breit.

Bei der ersten Vorführung informierten sich jetzt auch Mitarbeiter des Zentralen Gebäudemanagements (ZGM). „Die Schulhöfe reinigt die Enni“, sagte Klaus Kastansek, der beim ZGM für Maschinen und Schulhöfe zuständig ist. „Es gibt aber immer einige Stellen, die die Hausmeister mit Fegen und Fugenkratzen sauber halten.“ Das seien zum Beispiel die Wege vor den Fluchttüren, die wenig benutzt würden, die aber frei sein müssten.

Kastansek interessierte sich für einen kleinen, mobilen Wildkrautspritzer, mit dem Alexander Harde von Bio-Unkrautfrei kleinere Flächen reinigen kann, etwa Zaunränder oder schmale Wegen. Bei diesem Spritzer, der 20.000 Euro kostet, ist ein seifenähnlicher Schaum dem heißen Wasser beigemischt, der die Hitze länger auf der Bodenoberfläche hält. „Bisher schuffeln wir und Flämmen ab“, sagte Jürgen Soth, Vorsitzender der Kleingärten „Am Eulendyck“. „Wir sprechen darüber, ob wir es einsetzen.“

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