Moers Literaturkreis schreibt zweiten Gedichtband

Moers · Heine, Rilke und Brecht sind im Ausland sehr beliebt - und Inspiration für eigene Gedichte der Mitglieder des Kulturkreises.

Am Anfang stand eine Schreibwerkstatt. Literarisch Interessierte aus verschiedenen Nationen suchten Gesprächspartner. Die Freude an der Kunst des Schreibens führte sie dann zusammen. Treffpunkt wurde das Haus des internationalen Kulturkreises (IKM) an der Kirschenallee. Sehr bald schon wurde der Literaturkreis "Literarisches Prisma" ins Leben gerufen. Autoren aus mehreren Kontinenten verfassten ebenso ansprechende wie anspruchsvolle Texte - von der modernen Lyrik über die traditionelle Kurzprosa, der Posse - bis hin zu kreativen und schöpferischen Wortspielereien und vielsprachiger Akrobatik.

Der Weg zur Veröffentlichung der "Anthologie der Kulturen" war da nicht mehr weit. Verantwortlich dafür zeichnete die allzu früh verstorbene kroatische Schriftstellerin Liliana Lili Luke, die in Moers ihre zweite Heimat gefunden hatte. Inzwischen ist ein zweites Buch erschienen. Die international-kreative Gruppe bewahrt aber nicht nur die Tradition, sie schaut nach vorn, trifft sich regelmäßig zu Gesprächen, Lesungen, Vorträgen und Veranstaltungen. "Der Gleichklang der Kulturen steht bei unseren Begegnungen stets im Mittelpunkt", sagt Emine Yilmaz, Diplom-Sozialwissenschaftlerin und IKM-Leiterin. Die wunderbare Welt der kulturellen Vielfalt gleiche einer poetischen Zeitreise, betont sie. "Die Treffen sind eine geistige Bereicherung für die engagierte Gruppe, hier werden Hürden abgebaut und Barrieren überwunden."

Verse und Gedichte zu interessanten und beliebten Themen in deutscher, türkischer, spanischer oder auch arabischer Sprache - aus den beiden Büchern - bestimmen das abwechslungsreiche Programm. Die Übersetzungen werden gleich mitgeliefert - jeweils von den gleichen Autoren. Zu mehr als zweihundert Objekten haben sich die passionierten Poetinnen Gedanken gemacht und anspruchsvolle Verse formuliert.

So äußern sie sich zu "düsteren Orten", machen sich Gedanken zu den "Gespinsten der Vergänglichkeit", sehen aber auch die "Heiteren Schriftbilder" und rezensieren über "Internationale Tänze". Klaudia Susanne Porath zum Beispiel lässt sich von einer "Melodie" begeistern, Michael Kaske hingegen befasst sich mit dem "Schönheitswahn" und Malika Nehili träumt von der "Wüstenrose", Gila Grawe aber denkt im "Nachtschwärmer" an "Elysium", wenn sie in "Morpheus Armen" liegt - und "Ein glücklicher Smaragd" beschäftigt Marion Hüsch; ihm widmet sie einige liebenswürdige Zeilen. Zwei lesenswerte Bücher, die neugierig machen.

"Gerade auch berühmte deutsche Dichter haben hier eine breite Plattform", sagt Emine Yilmaz. Rainer Maria Rilke würde vor allem von den Syrern verehrt, auch Annette von Droste-Hülshoff sei sehr beliebt - ebenso wie Heinrich Heine. Seine "Loreley" werde gern gesungen, auch Bertolt Brecht, seine "Fragen eines lesenden Arbeiters" seien bekannt.

Die kreative Gruppe trifft sich jeden zweiten und vierten Dienstag im Monat im IKM-Bürgerhaus an der Kirschenallee 35, nahe des Moerser Bahnhofs.

(h-m)
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