Leserforum Evangelische Gemeinde Utfort bietet „Trauerfeiern ohne Särge“ an „Die Enni hat es sich leicht gemacht“

Moers · Die Entscheidung des Presbyteriums sorgt für Diskussionen. Neben Kritik wird aber auch Verständnis laut.

 Trauerhalle Friedhof Utfort

Trauerhalle Friedhof Utfort

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Viel Kritik hat die evangelische Gemeinde Utfort einstecken müssen. Grund: Das Presbyterium will Trauerfeiern in der Kirche zulassen, allerdings nur solche ohne Särge und Urnen. Um Särge in die Kirche zu bringen, müsste eine Rampe oder ein Lift installiert werden. Einen solchen „Anbau“ will das Presbyterium nicht.

Im Enni-Verwaltungsrat war das Angebot der Gemeinde als unpraktikabel kritisiert worden, sogar von einem unchristlichem Verhalten war die Rede. Die Enni hatte auf die Kooperation der Gemeinde gehofft, weil die marode alte Trauerhalle auf dem Utforter Friedhof abgerissen werden muss und der geplante Ersatz-Neubau nur einen Notbehelf darstellt, der von Bürgern bereits als „Unterstand“ kritisiert worden ist. RP-Leser und Leserinnen haben die evangelische Gemeinde gegen die Vorwürfe in Schutz genommen:

„Es muss doch wohl klargestellt werden, dass es die Aufgabe der Enni ist, die Wartung des Friedhofs und die Organisation von Beerdigungen angemessen und würdevoll zu gewährleisten“, schreibt Änne von Schöning aus Utfort. „Wie Frau Hagenacker am Samstag ausführt (,an den Bedürfnissen vorbei’) hat es sich die Enni wahrlich einfach gemacht mit dem ,kein-Geld-macht ihr mal’-Argument. Nach ausführlichen Diskussionen in der Gemeindeversammlung und im Presbyterium bot die Urform Kirchengemeinde den Kompromiss an, eine Trauerfeier in der Kirche nach Beisetzung des Sargs bzw. der Urne durchzuführen. Aufwändige Umbauten sollten an dem denkmalgeschützten Gebäude vermieden werden. Diese Praxis der separaten Beisetzung und Trauerfeier gibt es auch in anderen Gemeinden, zum Beispiel in Alpen. Allerdings sind die Trauerfeiern in der Kirche nur für Kirchenmitglieder möglich. Mit anderen Worten: Enni lässt Verstorbene und deren Angehörige, die nicht christlichen Glaubens sind, unter dem Unterstand bzw. im Regen stehen!

Wenn mit dieser Hetze gegen die Gemeinde in Utfort von den eigenen Pflichten und Unzulänglichkeiten abgelenkt werden soll, finde ich das sehr enttäuschend, zumal die Presse dafür instrumentalisiert wird.“

Rolf Krüger ist ähnlicher Meinung: „Seit Jahrzehnten hat die Stadt Moers – und als Nachfolger Enni – die Trauerhalle auf dem Utforter Friedhof – der Friedhof übrigens ein Geschenk der Familie Liebrecht an die Stadt Moers – verkommen lassen und verlangt nun von einem Nachbarn, für diese Versäumnisse aufzukommen. Das ist ein Witz – und nicht das Angebot der Kirchengemeinde Utfort.“

Dagegen meint Erich Jedwabski aus Moers: „Das Gebaren des Kirchenrates der evangelischen Kirche Utfort deutet, sollte er auf der bisherigen Einstellung der vorgeschlagenen ,Trennung’ stur beharren, auf eine christlich fragwürdige Grundeinstellung, begründet mit der provokanten, unchristlichen ,Machtdemonstration’ hin.“ Und weiter: „Ja, Enni als Eigentümer/Verwalter obliegt eine Verpflichtung gem. vorliegender Verträge, auf mindestens gleicher Ebene liegt jedoch zumindest eine humanitäre ,Verpflichtung’ einer christlichen Glaubensgemeinschaft, eine würdevolle Beerdigung gestalten und durchführen zu können.“

 Die evangelische Kirche Utfort.

Die evangelische Kirche Utfort.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Auch bei Facebook wird über das Thema diskutiert. „Ich glaube nicht, dass diese Entscheidung im Interesse der in Utfort wohnenden Mitbürger getroffen wurde. Selbstherrlich“, lautet dort ein Kommentar. Ein anderer geht in die andere Richtung: „Die Parteien sollen alle ruhig sein. Als die Leichenhalle zugemacht hat, ist von ihnen nicht viel gekommen. Und Enni regelt in Moers schon alles.“

(RP)
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