Mönchengladbach Wanloer arbeiten an der Zukunft des Orts

Mönchengladbach · Sie müssen damit leben, dass ihre im südlichsten Zipfel von Mönchengladbach liegende Heimat in absehbarer Zeit am Rande des Tagebaus liegen wird. Aber die Wanloer haben sich einen Namen gemacht als aktive Dorfgemeinschaft mit Ideen und dem Willen an der Entwicklung ihres Ortes mitzuwirken.

Die Zukunft von Wanlo
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Mit Blick auf die Notwendigkeit eines realistischen Ansatzes betonte Stamm denn auch: "Wir wollen keine Erwartungen wecken, die sich nicht erfüllen lassen." Er wurde unterstützt von Anja Schürmanns, die sich als ehemalige Wanloerin dem dörflichen Stadtteil auch persönlich verbunden fühlt.

Auf Einladung der Stadt trafen sich zum regen Austausch in der Mehrzweckhalle Mitarbeiter des städtischen Fachbereichs Stadtentwicklung, Planer des beauftragten Kölner Büros für Stadtplanung und strategische Projektentwicklung Wolfgang Wackerl sowie Bürger von Wanlo. Weitere Werkstätten sind für den 6. Mai und 8. Juli terminiert. Die Ergebnisse sollen in das Dorfinnenentwicklungskonzept einfließen.

Zur ersten Bürgerwerkstatt wurde in vier Arbeitsgruppen die jeweils auf Wanlo zugeschnittenen Themen "Dorfleben", "Zuhause" "Freiraum" und "Neue Energie" diskutiert. In einer Einführung wurde festgestellt: Wanlo hat ein starkes bürgerschaftliches Engagement, ist in erster Linie Wohnstandort, das klassische Einfamilienhaus mit Garten ist die vorherrschende Wohnform, eine Dorfmitte fehlt, obwohl die Voraussetzungen dafür vorhanden wären. Kennzeichnend ist die Insellage zwischen Autobahn und wachsendem Tagebau.

Wackerl konkretisierte am Tisch der Arbeitsgruppe "Freiraum für Wanlo" auch Stichworte zur Niers, die im Norden recht landschaftlich eingebettet ist, aber im südlichen Teil eher kanalartig an Wanlo vorbeifließt. "Wir machen uns Gedanken, was der Ort hat und was er noch braucht. Es fehlt zum Beispiel an durchgängigen Wegen. Im Inneren des Dorfes dominiert der Verkehr. Durch eine neue Umgehungsstraße kann der Verkehr aus dem Dorf rausgehalten werden und der innere Bereich mit Bäumen und Freiräumen gestaltet werden. Für die Menschen ergibt sich die Möglichkeit für einen neuen Marktplatz. Die leerstehende Schule und ihr Umfeld können neugestaltet werden und Räume für Vereine und das aktive Dorfleben bieten", nannte Wackerl Beispiele, die die Lebensqualität vor Ort erhöhen sollen.

Das Wanlo von morgen soll eine lebendige Dorfmitte, ein vielfältiges Wohnangebot, wertvollen Lebens- und Freiraum, eine klimagerechte Dorfentwicklung haben bei einem Erhalt der aktiven Dorfgemeinschaft.

"Ich bin zur Bürgerwerkstatt gekommen, weil es mir wichtig ist, für Wanlo und für die Zukunft unserer Kinder und Nachfahren etwas positiv zu bewegen", sagt Brigitte Giesen. Die 64-jährige zweifache Mutter wohnt seit 35 Jahren gerne in Wanlo. Es ist ihr ein Anliegen, dass von den Bürgern gemeinschaftlich die Arbeit des beauftragten Planungsbüros unterstützt wird. Sie hätte gerne mehr Wanloer in der Bürgerwerkstatt gesehen und ist fest entschlossen, bei der Maifeier auf dem Schulhof für die nachfolgenden Werkstätten zu werben.

"Ich arbeite mit, weil ich Interesse an der Entwicklung im Dorf habe", sagt Jörg Töpper. Der 47-jährige zog mit der 27-jährigen Ehefrau Charlotte und dem fünf Monate alten Sohn vor anderthalb Jahren nach Wanlo. Ein zweiter, erwachsener Sohn wohnt nicht mehr beim Vater. "In Wanlo haben wir bei der Suche in Dorf und Stadt das Beste für uns gefunden", erzählt der Chemielaborant, der in Dormagen arbeitet. Zu den Dingen, die seiner Meinung nach in Wanlo besser sein könnten, gehört ein durchgehender Fußgängerweg aus dem Dorf raus.

"Ich bin dabei, weil ich das Dorfleben schön finde, die Verbindung von Natur und Stadt mag, und weil ich meine, man muss die Möglichkeiten, die Wanlo hat, verbessern", sagt Kerstin Rösgen. Die 51-Jährige war mit ihrem Mann und Sohn Timo zur Bürgerwerkstatt gekommen. Vor 17 Jahren fand die Familie auf der Suche nach Eigentum in Wanlo "etwas Schönes". Rösgen ist überzeugt, dass sich das Leben durch die Nähe des Tagebaus verändern wird. Die Angestellte, die in Düsseldorf arbeitet, fürchtet Einschränkungen für den Alltag.

"Ich mache mit, weil ich vor Jahren ein schönes altes Haus kaufen konnte und heute ein Interesse an der Erhaltung und Verbesserung der Lebensqualität hier habe", sagt Rainer Krix. Der 58-jährige Sozialpädagoge und Vater von zwei Söhnen wohnt seit 25 Jahren in Wanlo und engagiert sich in der Dorfinteressengemeinschaft. Krix fühlt sich wohl im südlichsten Teil von Mönchengladbach, vermisst allerdings eine echte Dorfmitte. "Die haben wir nicht, sondern nur einen Buswendeplatz. Das muss geändert werden", stellt er fest.

(anw)
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