Mönchengladbach Vom Konzertmeister zum Dirigenten

Mönchengladbach · Der in Berlin lebende Nicholas Milton leitet das 4. Sinfoniekonzert. Damit steht erstmals ein Australier am Pult der Niederrheinischen Sinfoniker. Werke von Weber, Mendelssohn und Elgar erklingen. Solistin ist die Geigerin Tai Murray.

 Nicholas Milton posiert hinter einem Kontrabass in der Probenpause im Konzertsaal des Theaters Mönchengladbach. Übermorgen dirigiert er in der Kaiser-Friedrich-Halle, am 15. Januar dann im Konzertsaal in Rheydt.

Nicholas Milton posiert hinter einem Kontrabass in der Probenpause im Konzertsaal des Theaters Mönchengladbach. Übermorgen dirigiert er in der Kaiser-Friedrich-Halle, am 15. Januar dann im Konzertsaal in Rheydt.

Foto: Detlef Ilgner

Einen langen Flug hat der 46-jährige Musiker hinter sich, der ab Donnerstag die vierteilige Serie des vierten Sinfoniekonzerts verantwortlich gestalten wird: Nicholas Milton, Sohn einer Französin und eines Ungarn, hat über Neujahr kurzfristig seine Eltern in Sydney besucht. Jetzt ist der erste Australier, der mit den Niederrheinischen Sinfonikern ein Programm erarbeitet, zum ersten Mal in seinem Leben am Niederrhein. Generalmusikdirektor Mihkel Kütson hat den unter anderem an der renommierten Juilliard School in New York ausgebildeten Geiger und Dirigenten nach Mönchengladbach und Krefeld eingeladen. "Ich habe hier erst eine Streicherprobe geleitet — und mein erster Eindruck ist: Das ist hier ein ganz ausgezeichnetes, ein tolles Orchester", lobt der Gastdirigent, der seit seinem Weggang von Jena 2010 in Berlin lebt. Sechs Jahre hatte Nicholas Milton dort das Amt des Generalmusikdirektors inne, seither arbeitet er frei.

So hat Milton kurz vor Weihnachten eine dreiteilige Konzertserie am Berliner Konzerthaus absolviert, und in der Woche nach den vier Dirigaten in Mönchengladbach und Krefeld "werde ich anschließend ein Konzert mit der Philharmonie in Stuttgart geben und in Saarbrücken die ,Tosca' dirigieren", erzählt der freundliche Künstler, dem man im Gespräch die Umtriebigkeit gar nicht anmerkt.

Dass er hier nur vier Probentermine mit den Sinfonikern zur Verfügung hat, erscheint Milton keineswegs wenig. "In London, überhaupt in England gibt es oft nur eine einzige Probe vor der Vorstellung", informiert der in Helsinki ausgebildete Dirigent, der vor seiner Stab-Karriere zunächst als Konzertmeister in Adelaide die ersten Schritte auf der Karriereleiter beschritten hatte.

Ganz romantisch, nämlich mit der Ouvertüre zur Oper "Euryanthe" (1823) von Carl Maria von Weber, werden die Sinfoniker das Programm des vierten Sinfoniekonzerts eröffnen. "Diese Musik ist toll, viel besser als das verschrobene Libretto", erklärt Milton. Programmpunkt zwei bildet "das Violinkonzert überhaupt": das 1845 am Leipziger Gewandhaus uraufgeführte Violinkonzert e-Moll von Felix Mendelssohn Bartholdy. Die 31-jährige Geigerin Tai Murray aus Chicago wird den Solopart spielen. "Ihr Klang, die raffinierte Bogenführung und der Einsatz des Vibratos erinnern an den Einfluss vor allem von Yuval Yaron und Franco Gulli", charakterisiert Konzertdramaturgin Eva Ziegelhöfer die Sologeigerin.

Nach der Pause beschließen Edward Elgars "Enigma-Variationen", eine Serie komponierter Personen-Rätsel, den Konzertabend. Auch seiner Frau Anne hat Elgar in einem der kurzen Sätze ein melodisches Denkmal gesetzt.

Konzerttermine: Donnerstag, 9. Januar, 20 Uhr, Kaiser-Friedrich-Halle; Mittwoch, 15. Januar, 20 Uhr, Konzertsaal Theater. Am 9. Januar gibt Eva Ziegelhöfer ab 19.15 Uhr eine Einführung in das Sinfoniekonzert.

(RP)
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