Als die ersten Lürriper sich zusammenfanden, um nach Kevelaer zu pilgern, waren die Nöte vieler Menschen groß: Armut und Seuchen beherrschten 1888 den Ortsteil. Über die Jahrzehnte haben sich die Probleme der Menschen gewandelt, die Tradition nach Kevelaer zu pilgern ist geblieben und wurde selbst während der Weltkriege fortgeführt. In diesem Jahr feiert der Pilgerverein der Pfarre St. Mariä-Empfängnis sein 125-jähriges Bestehen. "Zum Jubiläum bieten wir in den kommenden Monaten besondere Veranstaltungen an", sagt Maria Dreßen, die gemeinsam mit Eduard Wolf seit 2010 den Pilgerverein mit seinen rund 100 Mitgliedern leitet.

Die Faszination am Pilgern liegt nach Ansicht von Maria Dreßen in der Einfachheit. "Man wird heruntergeholt, kann entschleunigen und alles hinter sich lassen", sagt die Organisatorin. Auch das Gemeinschaftsgefühl in der Pilgergruppe sei eine schöne Erfahrung. Die Faszination am Pilgern hat die 57-Jährige im Teenageralter entdeckt, als sie an ihrer ersten Wallfahrt teilnahm. In den vergangenen 20 Jahren war sie bei den Wallfahrten nach Kevelaer stets dabei. Auch begibt sich Maria Dreßen einmal im Jahr auf die Heilig-Rock-Wallfahrt nach Trier. Wallfahrten seien gerade in der schnelllebigen Gegenwart aktuell.

Mit den Veranstaltungen im Jubiläumsjahr will der Pilgerverein St. Maria das Interesse für Wallfahrten wecken — und nach Möglichkeit auch mehr jüngere Menschen ansprechen. Denn trotz Erfolge von Büchern wie "Ich bin dann mal weg" von Hape Kerkeling, indem der Moderator und Schauspieler seine Erfahrungen auf dem Jacobsweg beschreibt, sei Pilgern eher bei älteren beliebt, sagt Maria Dreßen. Die erste Veranstaltung gibt es am Donnerstag, 30. Januar. Ab 19 Uhr können Interessierte im Pfarrheim, Neusser Straße 220a, einen Vortrag über eine Pilgerreise nach Santiago de Compostela verfolgen. Untermalt wird der Erlebnisbericht mit spanischer Gitarrenmusik. Jürgen Frommhold und Klaus Tappe erzählen anhand von Bildern von Ihrem sechswöchigen Weg auf dem "Camino". Am Palmsonntag, 13. April, veranstaltet der Pilgerverein ab 18 Uhr einen meditativen Kreuzweg in der Pfarrkirche. Für Mai ist eine Maiandacht in der Pfarrkirche geplant, der Termin dazu steht allerdings noch nicht fest.

Auch im Jubiläumsjahr ist die Wallfahrt nach Kevelaer der Höhepunkt. Am Samstag, 5. Juli, starten die Pilger in Lürrip. Die Teilnehmer können abhängig von ihren Fähigkeiten entscheiden, wie sie den Weg bewältigen wollen. Eine Gruppe von etwa 35 Teilnehmern macht sich am Vormittag zu Fuß auf dem Weg. Sie legen allerdings nicht die komplette Strecke bis nach Kevelaer zurück. Das Ziel ist Vorst, wo die Fußgruppe auf die Pilger trifft, die sich mit dem Rad auf den Weg gemacht haben. Nach einem Frühstück geht es gemeinsam mit dem Bus von dem Tönisvorster Stadtteil weiter nach Kevelaer. Dort treffen sie auf andere Pilger, die mit dem privaten Pkw zu dem Wallfahrtsort gefahren sind. Vor Ort besucht die Gruppe dann unter anderem eine Andacht, ehe es am späten Nachmittag wieder mit dem Bus auf den Weg nach Mönchengladbach geht. Die Teilnahme an der Wallfahrt beträgt je nach Reiseart einen geringen Beitrag, der im Pfarramt erfragt werden kann.

Den Abschluss des Jubiläumsjahres bildet am Samstag, 16. August, ein festlicher Gottesdienst, den Pfarrer Karl Heinz Graff gestalten wird. Im Anschluss lädt der Verein die Gemeinde ins Pfarrheim ein.