Fußball Eine Frau hat beim FC die Männer im Griff

Fussball · Yvonne Cremer wird im Mönchengladbacher Sport für ihre Tatkraft und Kompetenz geschätzt.

Sofort richtet sich der erste Blick auf die Eckfahnen, wenn sie vor einem Spiel des Landesligisten 1. FC Mönchengladbach an den Platz kommt. "Alle da. Die Jungs haben das wieder gut gemacht", freut sich Geschäftsführerin Yvonne Cremer. Sie hat die besagten Jungs gut im Griff, sie hat sie bestens erzogen. So beobachtet sie auch genau, ob die Ersatzspieler die Bälle zurück holen, die bei ihren Schießübungen in den Büschen gelandet sind. Auch das funktioniert.

Im siebten Jahr hat Yvonne Cremer nun ihr Amt beim FC inne, hat dabei mit weiblichem Charme, aber auch mit der erforderlichen Konsequenz eigenverantwortliches Verhalten von Jugend- und Seniorenspielern gefördert, aber auch die Trainer in die offiziell nun mal erforderliche Papierarbeit eingewiesen. Sie ist für den Spielbetrieb und das Passwesen zuständig, achtet aber penibel auch darauf, dass beim FC Verbandsstrafen oder abhanden gekommenes Material Seltenheitswert haben.

Entschlossenheit, kontrollierter Tatendrang, Kompetenz, überschaubare Risikobereitschaft und Führungsqualitäten kennzeichnen heute die 32-Jährige, die sich inzwischen in der Mönchengladbacher Sportwelt heimlich mit großem Erfolg in vielen Funktionen eine geachtet Stellung erworben hat.

Die gebürtige Ostwestfalin ist nicht die Frau hinter den Männern, sondern aufgrund ihrer vielfältigen Ausbildung mit umfangreicher Sachkenntnis ausgestattet: "Ich habe nach einer kaufmännischen Ausbildung noch Sport-Marketing-Management, Fußball-Management studiert und den IHK-Sportfachwirt erworben", sagt sie. Beim Studium des Fußballmanagements sollte auch der frühere Stuttgarter Sportliche Leiter Fredi Bobic dabei sein. "Leider habe ich ihn da aber nie gesehen", berichtet Cremer.

Während Bobic inzwischen ohne Amt ist, kann sich Cremer über Beschäftigung nicht beklagen: "Ich gehöre als Geschäftsführerin dem Fußball-Kreisvorstand an, mache die Kassenprüfung beim Stadtsportbund und bin Sprecherin des Beirats beim FC", zählt sie auf. Begeistert von der Kollegin ist auch FC-Vorstandsmitglied Thomas Klingen: "Frau Cremer ist für uns wegen ihres Engagements, des Organisationstalents und ihrer Kreativität ein Glücksfall", sagt er. Bestnoten erhält sie auch von "Gegnern". Schatzmeister Daniel Imdahl vom Rheydter SV sagt: "Sie hilft nicht nur dem FC, sondern hat auch uns mit guten Ratschlägen geholfen."

Natürlich ist es nicht immer leicht für sie als Frau in der Fußball-Männerwelt: "Klar werden da schon mal Sprüche geklopft. Da darf man einerseits nicht empfindlich sein, sondern muss kontern. Ich denke, dass ich für frischen Wind bei den älteren Herren sorge", sagt Cremer. Beim FC müssen sie indes auch damit rechnen, dass die 32-Jährige mal andere Vorstellungen und Pläne hat. Deshalb wird sich der Verein bis zum Saisonende wohl über eine Nachfolge klar sein müssen. Man verlöre eine stille Kümmerin, sie bleibt aber Gladbach und dem Sport in jedem Fall erhalten, weil sie auf Borussia nicht verzichten will.

(RP)
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