Verdacht auf Listerien-Befall Mittlerweile 121 Betriebe von Wilke-Skandal betroffen

Mönchengladbach · Auch eine Kita und drei Seniorenheime arbeiteten mit den Waren. Einige Produkte wurden sogar von Mönchengladbach aus nach Spanien verkauft.

 Gesundheitsgefahr geht hauptsächlich von Rohwurstprodukten wie Mettwurst, Salami oder Schinkenwurst aus. Produkte, die erhitzt werden, sind eher ungefährlich: Listerien werden bei Koch- und Brattemperaturen oberhalb von 72 Grad Celsius sicher abgetötet.

Gesundheitsgefahr geht hauptsächlich von Rohwurstprodukten wie Mettwurst, Salami oder Schinkenwurst aus. Produkte, die erhitzt werden, sind eher ungefährlich: Listerien werden bei Koch- und Brattemperaturen oberhalb von 72 Grad Celsius sicher abgetötet.

Foto: dpa, fg lre

Noch einmal deutlich mehr Betriebe stehen auf der Liste der vom Wilke-Skandal betroffenen Unternehmen in Mönchengladbach. 90 seien seit Montagabend hinzugekommen, wie Ferdinand Schmitz, Leiter des Fachbereichs Verbraucherschutz der Stadt, auf Anfrage mitteilte. Acht Lebensmittelkontrolleure überprüfen deshalb seit Bekanntwerden des Falls am 2. Oktober die inzwischen 121 Unternehmen in Gladbach auf noch vorhandene Wilke-Ware. „Wenn keine neuen Listen mehr kommen, sind wir damit bei annähernd 100 Prozent“, sagt Schmitz.

Zuletzt waren bei der Stadt laufend neue Kunden-Listen vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen eingetroffen. Nach wie vor zählten hauptsächlich Gastronomie-Betriebe und Imbisse (97 Stück) zu den Abnehmern, aber auch acht Bäckereien, vier Kioske beziehungsweise Tankstellen, vier Einzelhandelsunternehmen sowie acht Gemeinschaftsverpflegungen – darunter diesmal auch eine Kita und drei Alten- beziehungsweise Pflegeeinrichtungen. Auch ein Betrieb in Spanien hatte Ware eines Großhändlers aus Mönchengladbach erhalten. Laut Ferdinand Schmitz müssen auch diese Produkte vernichtet werden – allerdings nicht in Spanien, sondern in Mönchengladbach, so die Vorschrift. „Ich habe heute morgen mit den Behörden telefoniert, die schicken die Ware jetzt hierher“, sagt Schmitz. 

Ob derzeit noch Wilke-Produkte im Umlauf sind, ist schwer zusagen. Vergangenen Montag und Dienstag seien nach Angaben der Stadt noch einige Waren in Betrieben vorgefunden worden, von denen aber die meisten bereits als Retoure aussortiert worden waren. In sehr vereinzelten Fällen hätten Produkte noch im Kühlhaus gelegen. Seit vergangenem Mittwoch seien aber keine entsprechenden Funde mehr durch die Kontrolleure gemacht worden.

Schmitz erklärt, der Rückrufprozess werde oftmals durch technische Schwierigkeiten und die Unwissenheit vieler Kunden erschwert. Eigentlich sind Wilke selbst sowie die Groß- und Zwischenhändler dazu verpflichtet, ihre Kunden über den Rückruf zu informieren. Oftmals passiere das aber nicht sofort – zum einen wegen des Aufwands, den ein Rückruf dieser Größenordnung verursacht, zum anderen, weil kleinere Kunden wie Imbissbuden oder andere Gastronomiebetriebe schwer erreichbar sind, weil beispielsweise Kontaktdaten wie Telefonnummern nicht stimmten. 

Den Wilke-Fall schätzt Schmitz als einen der heftigsten Skandale der vergangenen Jahre ein. Zwar seien 70 bis 80 Lebensmittel-Warnmeldungen pro Jahr Alltag. Aufgrund der zwei Todesfälle, die mit dem Fall in Verbindung gebracht wurden, sei es hier aber anders.

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