Trend in Mönchengladbach Komatrinken unter Jugendlichen bleibt ein Problem

Mönchengladbach · Obwohl sich beim Thema Komasaufen eine leichte Entspannung abzeichnet, gibt es nicht nur positive Entwicklung: Während die Fälle bei den Mädchen und jungen Frauen um 20,6 Prozent gesunken sind, stiegen sie bei den Jungen um 5,6 Prozent.

 Mit Trichter und Schlauch, damit mehr Alkohol schneller reingeht – das kann in die Notaufnahme führen.

Mit Trichter und Schlauch, damit mehr Alkohol schneller reingeht – das kann in die Notaufnahme führen.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Die Nachricht klingt gut, ist aber auch aus guten Gründen vorsichtig formuliert. „In Mönchengladbach zeichnet sich beim Thema Komasaufen eine leichte Entspannung ab“, meldet die Krankenkasse IKK Classic. Sie stützt sich dabei auf Angaben des Statistischen Landesamts Nordrhein-Westfalen: Wurden 2017 in Mönchengladbach noch 70 Kinder und Jugendliche im Alter von zehn bis unter 20 Jahren in einem Krankenhaus wegen einer akuten Alkoholvergiftung behandelt werden, so waren es 2018 nur noch 65.

„Dies ist erst einmal eine sehr erfreuliche Entwicklung“, sagt Michael Lobscheid, Sprecher der IKK Classic. Er fügt aber auch hinzu: „Allerdings verbirgt sich hinter diesen Zahlen bei genauem Hinsehen eine nicht nur positive Entwicklung. Während die Fälle bei den Mädchen und jungen Frauen um 20,6 Prozent gesunken sind, stiegen sie bei den Jungen um 5,6 Prozent“. Zudem spricht auch die Krankenkasse von einer „Spitze des Eisbergs“. Bei weitem nicht alle Kinder und Jugendlichen mit einem Vollrausch landeten auch im Krankenhaus, die Dunkelziffer sei hoch.

Mag in einem längerfristigen Vergleich die Zahl der registrierten Fälle gesunken sein – im Jahr 2014 beispielsweise war noch von 94 in Mönchengladbach die Rede – so weisen Kinder- und Jugendmediziner auf eine andere Entwicklung hin: Neben einer Alkoholvergiftung seien oft auch andere, illegale Drogen im Spiel, wenn Jugendliche in die Notaufnahme der Krankenhäuser gebracht werden.

 „Eine Hauptursache für den hohen Alkoholkonsum bei uns ist sicherlich auch der niedrige Preis“, sagt Michael Lobscheid. Deutschland sei eines der wenigen Länder in Europa, „wo man sich noch immer für ein Taschengeld zu Tode trinken kann“.

Hinzu komme:  Alkohol sei beispielsweise an Kiosken und Tankstellen rund um die Uhr verfügbar, die Hersteller dürften für ihre Produkte frei werben, und der Jugendschutz bestehe oft nur auf dem Papier. „Deshalb bleibt die Alkoholprävention bei Kindern und Jugendlichen ein ganz wichtiger Punkt und sollte noch weiter ausgebaut werden“, sagt Lobscheid.

(hh)
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