Interview mit Christian Macharski In „Unterhaltung“ steckt „Haltung“

Mönchengladbach · Hastenraths Will stellt am 10. April den zweiten Band seiner RP-Kolumnen bei Degenhardt vor.

 Hastenraths Will (Comedian Christian Macharski) hat ein zweites Buch mit seinen Kolumnen aus der Rheinischen Post veröffentlicht.

Hastenraths Will (Comedian Christian Macharski) hat ein zweites Buch mit seinen Kolumnen aus der Rheinischen Post veröffentlicht.

Foto: Macharski

Herr Hastenrath oder Herr Macharski, wie soll ich Sie ansprechen, wenn wir über die Kolumne „Hastenraths Will erklärt die Welt“ reden, die seit drei Jahren in der Rheinischen Post erscheint? Von wem stecken mehr Gedanken in den Texten, vom Landwirt aus Saffelen oder vom Comedian aus Erkelenz?

Macharski Streng genommen als Herrn Hastenrath, weil er die Kolumnen schließlich in der ihm eigenen Diktion und Grammatik verfasst. Auch die Herangehensweise an Problemstellungen erfolgt grundsätzlich in Willscher Manier. Die Gedanken in den Texten sind dann allerdings schon eher meine, die ich versuche, in den Erfahrungs- und Wissenskosmos meines Alter Egos zu übertragen.

Wer Ihre Kolumnen liest, stellt fest, dass diese politischer geworden sind. Was waren im vergangenen Jahr Ihre liebsten oder wichtigsten Themen?

Macharski Das stimmt, sie sind etwas politischer geworden. Die Kunstform der Glosse ist ja vom Prinzip her eine Mischung aus satirischem und journalistischem Meinungsbeitrag, der auch gerne mal polemisch sein darf. Lieblingsthemen hab’ ich keine, ich lass’ mich da immer von der Tagesaktualität treiben. Alles, was kontrovers diskutiert wird, finde ich spannend. So kommt die Wespenplage genauso drin vor wie der Khashoggi-Mord.

Was macht für Sie eine gute Kolumne von Hastenraths Will aus?

Macharski Am schönsten finde ich es immer, wenn die Leute hinterher sagen: „Der Will hat es auf den Punkt gebracht.“ Logischerweise kann man es gerade bei umstrittenen Themen nicht immer jedem Recht machen, aber das ist ja auch nicht der Sinn einer Kolumne. Das, was ich schreibe, ist und bleibt immer ein subjektiver Eindruck, aber im Wort „Unterhaltung“ steckt nicht umsonst das Wort „Haltung“.

Sie haben zum zweiten Mal ein Buch aus Ihren Kolumnen zusammengestellt. Welche Kolumne durfte auf keinen Fall fehlen?

Macharski Ich gebe mir bei den Kolumnen immer viel Mühe und feile so lange an den Sätzen, bis ich finde, dass alles rund ist. Deshalb bin ich auf jede Kolumne sehr stolz. Aus diesem Grund fehlt auch keine. In beiden Büchern sind alle 174 bisher erschienenen Glossen enthalten, und zwar exakt in der Reihenfolge, in der sie veröffentlicht wurden. Jeder Kolumne sind jeweils das Datum und ein kurzer Erläuterungstext zum zeithistorischen Kontext vorgeschaltet. Die Texte sind ein satirischer Parforceritt durch die meistdiskutierten Themen.

Wird es Ihnen nicht manchmal lästig, Woche für Woche Ihre Kolumne zu schreiben? Sie machen ja nicht mal im Urlaub Pause.

Macharski Nein, ganz im Gegenteil. Ich freue mich jede Woche auf’s Neue, mich mit dem aktuellen Weltgeschehen zu befassen und meinen Senf dazuzugeben. Da meine Frau immer abwinkt, wenn ich davon anfange, bin ich heilfroh, dass die Rheinische Post mir die Gelegenheit für meine Wortmeldungen bietet.

Ihren ersten Kolumnenband haben Sie vor etwas mehr als einem Jahr bei Degenhardt vorgestellt. Am 10. April sind Sie wieder in der Buchhandlung – jetzt mit dem zweiten Band. Lesen Sie gern in Mönchengladbach? Haben Sie hier treue Fans?

Macharski Als Fan von Borussia Mönchengladbach komme ich sowieso immer gerne nach Mönchengladbach. Und zum Lesen erst recht. Der Unterschied zwischen dem Fußballverein und den Zuschauern meiner Shows in Mönchengladbach ist, dass die Borussia auf der Weg in die Champions League ist, die Zuschauer aber schon lange da sind.

Wie können sich die Gäste den Abend mit Ihnen vorstellen? Wie sieht Ihr Konzept aus?

Macharski Das Konzept beruht zwar zu großen Teilen auf Konzeptlosigkeit, aber es gibt einen Plan. Die Welterklärer-Show ist eine Mischung aus Lesung, Talk und Stand-up. Und in nicht unerheblicher Weise kann das Publikum Einfluss auf der Verlauf nehmen, denn wir werden vorher Karten austeilen, auf die jeder Besucher eine Frage notieren kann, die er schon immer von Hastenraths beantwortet haben wollte. Und die werde ich dann im Interview-Teil offen und ehrlich beantworten – sofern dem kein schwebendes Verfahren entgegensteht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort