Theater in Mönchengladbach Eine Liebe im Erosions-Prozess

Mönchengladbach · Matthias Gehrt inszeniert am Theater Mönchengladbach Ingmar Bergmans Kammerspiel „Szenen einer Ehe“. Esther Keil und Bruno Winzen sind die Protagonisten auf der großen Bühne.

 Esther Keil und  Bruno Winzen in „Szenen einer Ehe“.

Esther Keil und  Bruno Winzen in „Szenen einer Ehe“.

Foto: Matthias Stutte

Der schwedische Regisseur Ingmar Bergman (1918 – 2007) gehörte zu den ganz großen Filmregisseuren. Die Liste seiner bedeutenden Filme ist lang. Erinnert sei nur an „Das Schweigen“, „Herbstsonate“, „Das Lächeln einer Sommernacht“, „Das siebente Siegel“, „Wilde Erdbeeren“. Und eben „Szenen einer Ehe“. Der 1973 in die Kinos gelangte Film ist die gekürzte Fassung einer Fernsehserie.

„Zu Grunde lag eine sechsteilige TV-Serie, die damals in Schweden als Blockbuster, als Straßenfeger voll einschlug“, weiß Matthias Gehrt. Gleich nach der Verfilmung habe Bergman eine Bühnenfassung geschrieben, sagt der Schauspieldirektor des Theaters Krefeld und Mönchengladbach. Die Uraufführung 1981 am Münchner Residenztheater hat Bergman selbst inszeniert. Viele weitere Bühnen haben „Szenen einer Ehe“ seither auf den Spielplan gesetzt.

Die Besetzung für die Bühne sei, darauf weist Matthias Gehrt hin, mit ihrer Begrenzung auf zwei Akteure noch kammerspielmäßiger und intimer als der Film. Das Stück, das am Freitag, 6. März, 19.30 Uhr, im Theater Premiere haben wird, zeichnet in von starken Emotionen geprägten Dialogen des Ehepaars Marianne und Johan den Erosionsprozess einer bürgerlichen Ehe im akademischen Mittelschicht-Milieu nach. „Das Stück fasziniert dadurch, dass Wahrheiten ungeschminkt, sehr  ehrlich ausgesprochen werden. Dabei schonen die Partner einander nicht“, sagt Gehrt.

Der Regisseur ist überzeugt, dass Bergmans berühmtes Ehedrama auch heute einen Nerv trifft. „Manchmal hat man das Gefühl, Mann und Frau telefonieren mit kaputten Telefonen“, zitiert Gehrt eine Stelle im Stück. So wird die Kommunikation der 1970er mit dem digitalen Kosmos von Facebook und Co. der Gegenwart verknüpft. Von den überlieferten Spielfassungen habe er sich für die „puristischste“ entschieden, erklärt Matthias Gehrt. „Es ist schon sportlich für Esther Keil als Marianne und Bruno Winzen als Johan, einen ganzen Abend auf der großen Bühne zu gestalten“, hebt er hervor. Diese Rechnung sei, wie der große Erfolg beim Publikum bewiesen habe, im Theater Krefeld voll aufgegangen.  Nun folgt die Übertragung nach Rheydt. Gehrt: „Mich reizt der Blick hinter die Gardine: Da agieren zwei Menschen, die versuchen, sich ehrlich auseinanderzusetzen.“

Gabriele Trinczek hat um die beiden Darsteller einen weißen, kistenförmigen Raum gebaut. Minimalistisch und zugleich verwandlungsreich. Esther Keil und Bruno Winzen tragen Mikroports, damit können sie auch über weite Entfernung miteinander (und dem Publikum) kommunizieren, ohne die Stimme unpassend erheben zu müssen. Im nächsten Moment sind sie dann wieder ganz nah beieinander. Marianne und Johan lassen sich scheiden, heiraten neue Partner. Doch am Schluss finden sie zu einer Nähe in gereifter Freundschaft.

Die Protagonisten entnehmen während des Spiels allerlei alltägliche Requisiten aus sieben Klappen und Öffnungen einer breiten Schrankwand. Damit stets der richtige Gegenstand bereit liegt, muss ein halbes Dutzend Helfer hinter der Bühne, teilweise in ambitioniertem Tempo, die Klappen bestücken. „Einmal wird ein ganzes Bett auf die Bühne geschoben“, nennt Gehrt ein Beispiel.  Und verspricht weitere „Überraschungen“.

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