Theater Krefeld Szenen einer Ehe auf der Theaterbühne

Krefeld · Matthias Gehrt inszeniert Ingmar Bergman: Am Sonntag, 16. Juni, hat das Schauspiel Premiere.

 Matthias Gehrt führt Regie bei „Szenen einer Ehe“.

Matthias Gehrt führt Regie bei „Szenen einer Ehe“.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

In den 1970er Jahren sorgten Marianne und Johan für reichlich Gesprächsstoff. Ingmar Bergmans Sechsteiler „Szenen einer Ehe“ war bei der Erstausstrahlung 1973 im schwedischen Fernsehen ein Straßenfeger. Anderthalb Jahre später folgte eine Kinofassung. Danach sendete das deutsche Fernsehen die sechs TV-Folgen an drei Abenden. Auch das hiesige Publikum war gebannt: So intensiv wie bei Marianne und Johan hatte man nie zuvor ein Ehedrama erlebt mit all den Aufs und Abs, den Krisen und dem Unausgesprochenen. Ab 16. Juni können die Krefelder den Verlauf einer Beziehung über mehrere Jahre im Theater verfolgen. Schauspieldirektor Matthias Gehrt inszeniert die „Szenen einer Ehe“.

Film und Serie sind vielen noch im Bewusstsein. „Aber ich habe gar nicht gewusst, dass Bergman in jungen Jahren als Theaterstücke- und Drehbuchschreiber begonnen hat“, sagt Dramaturg Martin Vöhringer. Der berühmte Regisseur hat bereits 1981 die Eheszenen auch als Theaterstück geschrieben – allerdings mit Veränderungen. „Aber  beides hielt er für gültig. Deshalb gibt die Bergman Foundation uns mit: Jeder soll aus dem gesamten Material seinen eigenen Dreh und eigene szenische Fantasien entwickeln“, so Vöhringer.

Dass die Vielschichtigkeit des Textes auch in jedem Zuschauer andere Anknüpfungspunkte anspricht, davon ist auch der Regisseur überzeugt. Die Krefelder Produktion holt die Geschichte aus dem Dunstkreis der Nach-68er-Jahre in die Gegenwart und reduziert das Personal auf die beiden Hauptdarsteller: Esther keil und Bruno Winzen. Für beide ein Kraftakt. Denn über zwei Stunden werden sie den großen Theatersaal mit einem Stück füllen müssen, in dem wahnsinnig viel geredet wird – vornehmlich über sonst Unausgesprochenes –, aber wenig passiert. Marianne und Johan leben miteinander, stellen ihre Gefühle auf den Prüfstand, reden und missverstehen sich, zoffen sich bis zur Gewaltanwendung, trennen sich, treffen sich wieder – und am Ende bleibt offen, ob und welche Zukunft ihre Beziehung hat. „Es ist eine ungewöhnlich persönliche Veranstaltung von allen beteiligten“, erklärt Gehrt. Denn es geht ans Eingemacht. Die beiden auf der Bühne können einander nicht entkommen. Dafür hat Gabriele Trinczek einen 16 Meter breiten, 2,50 Meter hohen weißen Kubus als Aktionsraum auf die Vorbühne gestellt. Damit sind die Schauspieler nur gut einen Meter von den Zuschauern in der ersten Reihe entfernt. Das soll Sogwirkung entwickeln. „Die Schauspieler tragen Microports, um auch den ganz leisen Ton zu spielen.“ Es ist ein Experiment, ob ein so intensives Kammerspiel sich im knapp 800 Zuschauer fassenden Saal verspielt.

Premiere Sonntag, 16. Juni, 18 Uhr, Theater. Kartentelefon 02151 805125.

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