Karneval in Mönchengladbach „Schwierig, die Tanzgruppen zu halten“

Mönchengladbach · Auch die kleineren Karnevalsvereine haben turbulente Zeiten hinter sich. Doch sie arrangieren sich mit der Situation und schmieden neue Pläne.

 Thomas Schmitz, Präsident von Schwarz Gold Rheydt, bei der Sitzung seiner KG 2017. Die Veranstaltungen sind immer besonders beliebt.

Thomas Schmitz, Präsident von Schwarz Gold Rheydt, bei der Sitzung seiner KG 2017. Die Veranstaltungen sind immer besonders beliebt.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)/Ilgner,Detlef (ilg)

„Halt Pohl!“, „All Rheydt!“ – die närrischen Rufe beim Veilchendienstagszug scheinen in diesem und im vergangenen Jahr das unausgesprochene Motto des Karnevals zu sein. Während die Pandemie mit voller Wucht das Brauchtumsleben zum Erliegen bringt, werden die Karnevalisten nicht müde, kleine Alternativen zu den traditionellen Galas und Zügen auf die Beine zu stellen. Thomas Schmitz vom Verein „Schwarz-Gold Rheydt“ und Hans-Joachim Brenneis von „Alles onger ene Hoot“ in Hardterbroich erzählen, was sie vermissen, was trotz Pandemie möglich ist und worauf sie sich freuen.

Wenn Hans-Joachim Brenneis über die erneut ausfallenden Feierlichkeiten spricht, spürt man, wie sehr ihm das jecke Treiben fehlt: „Ein Highlight war immer die Sitzung im DRK-Heim am Volksgarten“, erzählt er. „Das Prinzenpaar kam auch zu Besuch. Es war viel Arbeit, aber wir haben uns immer gefreut. Es war toll, zu sehen, wie viel Spaß die Bewohner des Heims hatten.“ Seit 30 Jahren stand die Veranstaltung im Heim im Kalender, jeweils von 15 bis 18 Uhr, weil dann für die Heimbewohner das Abendessen bereit war. Doch dieses Jahr mussten Karnevalisten und Heimleitung das bunte Ereignis zum zweiten Mal streichen.

Thomas Schmitz vermisst ebenfalls den Karneval. Sein Verein legt besonderen Wert auf das Traditionelle und das seit Jahrzehnten mit Erfolg, denn Karten für ihre große Rheydter Narrensitzung in der Stadthalle waren stets ausverkauft. „Die Leute kommen gern. Was wir bieten, ist etwas Bodenständiges“, fasst es Schmitz zusammen. Bei „Schwarz-Gold Rheydt“ zelebrierten die Karnevalisten sowohl das Hoppediz-Erwachen als auch das Hoppediz-Begräbnis immer wie ein kleines Theaterstück über den Abend. Aus der Tradition heraus und durchaus liebevoll gemeint heißen die Damensitzungen hier auch noch immer „Hausfrauennachmittag“. Sie fanden in der Gaststätte Turnerheim Rheydt auf der Nordstraße statt, die seit 40 Jahren als Vereinsgaststätte dient.

 Das Kinderprinzenpaar aus Hardterbroich – auch die Mitglieder von „Alles onger ene Hoot“ arbeiten bereits an Zukunftsplänen.

Das Kinderprinzenpaar aus Hardterbroich – auch die Mitglieder von „Alles onger ene Hoot“ arbeiten bereits an Zukunftsplänen.

Foto: Karnevalsverein "Alles onger ene Hoot"

„Die 180 Karten waren immer schnell weg“, erinnert sich Thomas Schmitz. „Dann passte auch keiner mehr rein.“ Eng aneinander gedrängte Jecke schunkeln, singen, lachen – Bilder, die in einer von Abstandsregeln geprägten Pandemie unvorstellbar sind.

Vieles von dem, was das Publikum auf der Bühne begeisterte, stemmte der Verein aus den eigenen Reihen, nur ein paar Programmpunkte holten sie sich von außen.

Viele der Showeinlagen auf den Bühnen von Hardterbroich verwirklichten die Mitglieder all die Jahre ebenfalls selbst. Doch die Pandemie brachte noch mehr Probleme als abgesagte Galas und Sitzungen, bei denen die Funkenmariechen traditionell auftraten. Hans-Joachim Brenneis erklärt: „Die Tanzgruppen zu halten ist schwierig. Die wollen tanzen, konnten aber durch die Pandemie nicht trainieren. Einige Mitglieder sind weggegangen, dafür kommen zum Glück neue, aber wir haben es geschafft, dass die meisten dabei geblieben sind.“

Insgesamt zählt man bei „Alles onger ene Hoot“ drei Tanzgruppen, die in Zukunft auch wieder auftreten sollen. Optimistisch war der Verein bereits im vergangenen Jahr gestartet: Die Funkenmariechen trainierten und waren bereits so weit, dass Tanzdarbietungen im November fertig eingeübt waren. Die weitere Pandemieentwicklung durchkreuzte die Pläne jedoch erneut, und selbst die Proben fielen aus. Das Folgeproblem: Bei den sehr jungen und jüngeren Tanzgruppen könne es schwierig werden, wenn sie monatelang nicht trainieren durften, weiß Hans-Joachim Brenneis.

Immerhin: Bei der „Flimmerkiste“ ist die Showtanzgarde von „Alles onger ene Hoot“ in voller Pracht zu sehen. Ebenso sind Darbietungen von „Schwarz-Gold Rheydt“ bei der Flimmerkiste dabei: Die Kindertanzgarde hat immerhin bereits vor der Kamera ihr Können unter Beweis gestellt, und Thomas Schmitz trat mit seiner Schwester mit einer Comedy-Show auf.

 Der Karnevalsverein Schwarz-Gold Rheydt blickt nicht nur zurück, sondern auch nach vorn.

Der Karnevalsverein Schwarz-Gold Rheydt blickt nicht nur zurück, sondern auch nach vorn.

Foto: Karnevalsverein Schwarz Gold Rheydt

Das Jahr 2022 hätte für „Alles onger ene Hoot“ etwas ganz Besonders werden sollen: Seit 88 Jahren gibt es den Verein nun. Auch wenn keiner wirklich weiß, wann die Normalität wieder in den Karneval einziehen wird, so steht bereits jetzt fest, dass vieles wieder so werden soll, wie es lange war – und dass in Hardterbroich dann das jecke Jubiläum gefeiert wird.

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