Mönchengladbach Der "Kellner" aus Belutschistan

Mönchengladbach · Seit zweieinhalb Jahren lebt Haris Baloch nun in Deutschland. Ehrenamtlich - und weil es ihm Spaß macht - baut er seitdem die Bühne für die hauseigene Theaterproduktion "Hitzeperiode" des BIS auf. Belohnung ist eine Mini-Rolle.

 Seit zwei Jahren ist Haris Baloch inzwischen in Deutschland. Durch sein ehrenamtliches Engagement ergatterte er nun eine Mini-Rolle im BIS.

Seit zwei Jahren ist Haris Baloch inzwischen in Deutschland. Durch sein ehrenamtliches Engagement ergatterte er nun eine Mini-Rolle im BIS.

Foto: ilg

Fleißig trägt der junge Mann die Bühnenelemente von A nach B und packt dort an, wo Hilfe benötigt wird. Dass Haris Baloch sich in der Theatergruppe des BIS-Zentrums pudelwohl fühlt, sieht man ihm gleich auf den ersten Blick an. "Ich habe hier sehr viel Spaß", sagt der 28-Jährige, der vor zweieinhalb Jahren ganz alleine aus Belutschistan nach Deutschland geflüchtet ist. "Und ich habe auch Freunde gefunden."

Als Baloch damals in einer Flüchtlingsunterkunft in Meerbusch unterkam, wurde ihm schnell sehr langweilig - er wusste schlicht und ergreifend nichts mit sich anzufangen. "Ich wollte etwas machen", erinnert er sich. "Und ich wollte auch die Sprache besser lernen." Das Freiwilligenzentrum vermittelte ihm daraufhin den Kontakt zum BIS - et voilà: Seit zwei Jahren nun schon ist Haris aktiv mit dabei, hat neue Kontakte geknüpft und eine Aufgabe gefunden.

Mittlerweile ist er nach Mönchengladbach gezogen und wohnt dort zur Miete in einer Wohnung. Auch einen Job als Lagerhelfer über eine Zeitarbeitsfirma übt er derzeit aus. In seine Heimat hat Baloch aber etwas ganz anderes gelernt. "Ich habe eine Lehre zum Schneider gemacht. Und zuletzt hatte ich ein eigenes Damenbekleidungsgeschäft", erinnert er sich zurück. Doch den Laden musste er aufgeben, um in Deutschland ein besseres Leben führen zu können. Denn seit Jahren werden die Belutschen vom pakistanischen Staat unterdrückt, gelten als die verfolgte Minderheit. "Ich konnte dort nicht mehr leben", sagt Haris Baloch.

Neben seinem Job hilft Baloch seit 2016 ehrenamtlich auch der hauseigenen Theatergruppe des BIS, konnte dort sogar eine Mini-Rolle ergattern. Einmal im Monat wird sich zum Proben getroffen - und einmal im Monat wird dann auch auf der Bühne alles gegeben. Bei der Produktion "Hitzeperiode" wird Theater mit Genuss verbunden: Denn hier trifft eine humorvolle Darbietung auf kulinarische Köstlichkeiten in Form eines Drei-Gänge-Menüs am festlich geschmückten Tisch. Im Fokus stehen bei der Produktion drei Damen, die sich mitten in den Wechseljahren befinden. Baloch spielt einen Kellner, dem die Freundinnen begegnen.

Inzwischen ist daraus sogar eine Freundschaft entstanden, denn Baloch sieht auch abseits der Proben die Schauspieler. "Wir treffen uns auch schon einmal privat zum Essen", sagt Regine Eichinger, eine der Darstellerinnen.

Für die Zukunft hat Baloch sich übrigens viel vorgenommen: Auch wenn er seinen Job im Lager ganz gerne macht, würde er sich noch viel lieber weiterbilden. "Ich möchte gerne eine Ausbildung machen", sagt der 28-Jährige. "Gerne etwas Handwerkliches. Und noch besser Deutsch lernen."

(RP)
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