Serie Was Macht Eigentlich? Der Helfer von Odenkirchen
Mönchengladbach · Burgapotheker und Burggraf Günther Pilz kümmert sich um notleidende Kinder, bessere Möglichkeiten für Schüler, Karneval und Martinszug, die Weihnachtsbeleuchtung Odenkirchens, den Tierpark und die Bewahrung der Heimat. Und er findet Menschen, die dabei mitmachen.
"Wir sagen heute viel zu wenig bitte und danke", sagt Günther Pilz, Inhaber der Burgapotheke Odenkirchen. "Es gibt viele Menschen, die helfen oder spenden wollen. Man muss sie nur richtig ansprechen." Der 71-Jährige hat den richtigen Ton heraus. Seit Jahrzehnten profitiert der Stadtteil Odenkirchen vom Engagement des Mannes, der 2002 von seinem Berufsverband NRW den Marketingpreis "Apotheke des Jahres" erhalten hat.
Günther Pilz hat keine Probleme, um Unterstützung zu bitten. Er trifft den richtigen Ton, ist gerne dabei, wenn Hilfe dringend gebraucht wird. Er weiß, wie man Unterstützung bekommt und organisiert. Soziales Engagement steht oben auf der Schwerpunktliste, die Günther Pilz seinem Leben gegeben hat. Ein Mann, der teure Oldtimer-Automobile sammelt - aber auch bereit ist, etwas für Menschen zu tun, die auf der Schattenseite leben.
So hat er den "Förderverein Odenkirchener Kinder und Jugendliche" mitgegründet, der sich seit 2011 um die sozialen Brennpunkte des Stadtteils kümmert. "Es gibt auch hier so viele hungernde Kinder. Bis zu 90 am Tag bekommen heute mit Hilfe der Mönchengladbacher Tafel in der städtischen Jugendeinrichtung ,Villa' an der Burgfreiheit nicht nur ein Mittagessen. Es gibt dazu auch Anleitung, Mahlzeiten selbst zuzubereiten", sagt Günther Pilz. 40.000 Euro hätte die Einrichtung der Küche gekostet. Geld, das die Stadt nicht hatte. Günther Pilz und seine Mitstreiter im Förderverein organisierten die Spendenaktion, bei der lokale Unternehmen die Küche lieferten und bezahlten. Im verwahrlosten Garten der "Villa" (Günther Pilz: "Die Stadt hatte nicht das Geld für regelmäßige Pflege") entstand zudem ein Spielplatz mit Fußballfeld samt Toren, Kletterwänden und Bänken im Gegenwert von 27.000 Euro. Der Förderverein Odenkirchener Kinder und Jugendliche hilft auch in Zukunft, den Platz in Ordnung zu halten.
Dieser Verein und die "Villa" sind herausragende Beispiele der Initiativen von Günther Pilz. Aber da gibt es auch den 1985 von ihm mitgegründeten und zwei Jahrzehnte mitgeführten "Verein der Freunde und Förderer des Gymnasiums Odenkirchen", der den Schülern mit zeitgemäßen Lernmitteln eine zukunftsorientierte Ausbildung über das hinaus sichert, was das Land NRW leistet. "Wir hatten schon vor 30 Jahren Computer, die jetzt erst an den Schulen selbstverständlich werden", sagt Günther Pilz.
Viel Herzblut, Zeit und auch Geld hat der Burgapotheker in den Odenkirchener Heimatverein investiert. Er war 16 Jahre Schatzmeister, Emil Knour der Vorsitzende. "Zusammen waren wir ein Superteam", sagt Pilz. Paradestück ist die Restaurierung des damals fast schon vergessenen Burgturms mit Veranstaltungssaal, Heimatarchiv und neuen Toiletten - einen 30-jährigen Pachtvertrag mit der Stadt im Rücken. Im vergangenen Jahr hat Pilz mit einer Spendenaktion dafür gesorgt, dass die marode Weihnachtsbeleuchtung des Geschäftszenrums ersetzt wurde.
Heimat - das ist auch die Historische Karnevalsgesellschaft Ruet-Wiss Okerke von 1883. Seit 1969 kürt sie jährlich den "Burggrafen der Neuzeit" - Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Brauchtum und Gesellschaft. Günther Pilz, Mitglied seit 1976 und Ehrensenator bei Ruet-Wiss, war 2002 der 33. Burggraf. Dass die Gesellschaft ohne Emil Knour und ihn, derzeit eine etwas schwierige Zeit durchmacht, und das Kasino, "in dem wir viele schöne Feste erlebt haben", 2015 aufgegeben wurde, bedauert mittlerweile längst nicht nur Pilz: "Ruet-Wiss hat viel erreicht. Und es kommen auch wieder gute Zeiten!"
Die gute alte Zeit Odenkirchens ist in einem kleinen Heimatarchiv im Büro des Apothekers festgehalten: viele Alben voller historischer Fotos. Tausende Bilder hat Pilz im Lauf der Zeit zusammengetragen. Einmal im Jahr setzt er sich hin und wählt immer wieder andere Motive aus: für einen besonderen Foto-Kalender, den er dann an seine Kunden und Freunde verteilt - und der wiederum, längst zum Sammelobjekt geworden ist.
