Mönchengladbach Bei uns ist alles in Rot-Gold

Florian Brüggen (13) würde heute lieber sofort die Geschenke auspacken. Geht aber nicht. Denn vorher besucht die ganze Familie den Gottesdienst. "Ohne Kirche keine Geschenke", lautet die ganz klare Ansage der Eltern. Denn der Kirchgang gehört zum Heiligabend wie die selbst gebackenen Plätzchen und der selbst zusammengesteckte Adventskranz.

Heute Abend sind die Brüggens alle zusammen: Tochter Sara (10), Sohn Florian (13), Mutter Martina (43), Vater Peter (44), Großvater Peter Josef (67), Großmutter Maria (64) und Großmutter Ursula Schmitz (69). Das ist jedes Jahr so, und das soll auch so bleiben. Familie Brüggen mag ihre Weihnachtstraditionen und -rituale. Auf die Frage, was bei ihnen typisch ist, antwortet Martina Brüggen sofort: "Bei uns ist Weihnachten rot-gold." Das heißt: Alle Jahre wieder wird der Tannenbaum mit roten und goldenen Kugeln geschmückt.

Auch das Festessen hat bei den Brüggens Tradition. Es gibt Rindergulasch, Spätzle, Rotkohl und halbe Pfirsiche, gefüllt mit Preiselbeeren, auch wenn Florian bei Letzterem die Nase rümpft. Dafür wird er beim Nachtisch wieder entschädigt: Da gibt es Vanilleeis — wahlweise mit heißen Kirschen oder Himbeeren. Auch das ist jedes Jahr so. Ob sich daran jemals etwas ändert? "Dekoration, Geschenke besorgen, Kochen — das liegt alles in Mamas Hand", sagt Mutter Martina Brüggen. Und dann fügt sie mit einem verschmitzten Lächeln an: "Also bleibt es so."

Bis zur Bescherung nach der Kirche bleibt die Tür zum Wohnzimmer geschlossen. Und seitdem die Kinder einmal nach dem Kirchgang ums Haus schlichen und einen vorzeitigen Blick durchs Fenster auf den Gabentisch warfen, werden auch die Jalousien herunter gelassen.

Neu ist in diesem Jahr nur Weihnachtskater "Lucky". Der feiert zum ersten Mal in der Familie mit. Eigentlich war er im letzten Jahr ein Wunsch-Weihnachtsgeschenk für die Schwägerin. Doch die bekam kurz darauf eine Katzenallergie. Seitdem gehört er zur Familie Brüggen. Was Florian und Sara heute Abend geschenkt bekommen, wissen sie noch nicht. Ihr Wunschzettel ist relativ bescheiden und mit drei bis vier Wünschen nicht lang. Trotzdem sind sie es, die am meisten vom Christkind bekommen. Für die Erwachsenen gibt es Kleinigkeiten. Die Eltern wollten sich sogar gar nichts mehr schenken. Aber dann hat Martina Brüggen durch Zufall erfahren, dass ihr Mann doch etwas für sie gekauft hat, also hat sie auch etwas besorgt. Für Opa Peter Josef sind Geschenke nicht so wichtig. "Als ich Kind war, gab es keine Geschenke an Weihnachten. Vielleicht einen Teller mit Leckereien", berichtet er. Weihnachten hat er trotzdem immer gemocht. "Früher war es an den Festtagen noch viel ruhiger als heute. Wir hatten einen Landwirtschaftsbetrieb. Ich hatte immer das Gefühl, dass selbst das Vieh ruhiger war."

Der Weihnachtsbaum wurde zu Großvaters Zeiten erst am 2. Februar abgebaut. "Dann durften wir die Schokokügelchen, die daran hingen, essen", erzählt Peter Josef Brüggen. Ein paar seien aber immer schon auf sonderbare Weise vorher vom Baum verschwunden, berichtet er mit Augenzwinkern.

Doch auch heute gibt es im Hause Brüggen noch sehr besinnliche Momente: zum Beispiel, wenn nach dem Essen Mutter Martina im Flur Klavier spielt und alle auf der Treppe "Stille Nacht" singen.

(RP)
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