Mönchengladbach Sozial-Holding: "Wir werden öfter kontrolliert als ein Atomkraftwerk"

Mönchengladbach · Mit der zweitägigen Aktion "Wir pflegen gerne gut!" wollte die Sozial-Holding das Image des Pflegeberufs verbessern und gegen noch mehr Kontrollen protestieren. Die Nationale Stelle zur Verhütung von Folter soll künftig neben Polizeistationen und Gefängnissen auch Altenheime überprüfen.

 Mitarbeiter der Sozial-Holding protestierten gegen noch mehr Kontrollen, hier vor dem städtischen Altenheim in Windberg.

Mitarbeiter der Sozial-Holding protestierten gegen noch mehr Kontrollen, hier vor dem städtischen Altenheim in Windberg.

Foto: Isa Raupold

Die Sozial-Holding der Stadt Mönchengladbach als Trägergesellschaft von sechs kommunalen Altenheimen wehrt sich dagegen mit der Aktion. Die Mitarbeiter der Holding tragen währenddessen T-Shirts mit dem Slogan der Aktion. "Der Einsatz der Anti-Folter-Stelle vermittelt ein negatives Bild des Pflegepersonals und sorgt für einen völlig falschen Eindruck bei den Angehörigen und in der Öffentlichkeit", empört sich Helmut Wallrafen-Dreisow, Geschäftsführer der Sozial-Holding. So würden Spannungsfelder aufgebaut: "Wie sollen wir da noch Vertrauen schaffen?", fragt er.

Belinda Schmitt, Leiterin des städtischen Altenheims Windberg, legt nach: "Wir verwahren uns gegen den pauschalen Vorwurf, schlechte Pflege zu leisten." Wallrafen-Dreisow sorgt sich auch, dass das negative Image des Pflegepersonals zu Nachwuchsmangel führt. Der Pflegeberuf sei attraktiv, betont er, nur müssten die Voraussetzungen stimmen. Das größte Manko sieht Wallrafen-Dreisow in den politischen Rahmenbedingungen. Der Pflegeschlüssel zum Beispiel sei seit Jahren nicht angepasst worden und berücksichtige nicht die zeitintensive Pflege, die Demenzkranke benötigen.

Deshalb fordert er auch bundespolitische Antworten. Gute Pflege bedeute vor allem eines: Entlohnung nach Tarif. Wer angemessen bezahlt, so Belinda Schmitt, kann Fachpersonal einstellen, was wiederum für gute Qualität bürgt. Darauf setzt auch die Sozial-Holding, die selber ausbildet und Tariflohn zahlt. Mit der Aktion "Wir pflegen gerne gut!" sieht sich Wallrafen-Dreisow als Vorreiter, das Ansehen des Pflegepersonals zu verbessern. Er steht hinter den 670 Beschäftigten in seinen sechs Häusern. Noch mehr Kontrollen hält er für unnötig: "Wir werden mehr geprüft als ein Atomkraftwerk", so Wallrafen.

(drlp)
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