Reitsport In der Rolle des Zuschauers

Reitsport · Jan Debusschere träumte vom Start in London, doch dann verletzte sich sein Pferd Admiral von Schneider schwer. Jetzt fiebert der Belgier, der in Mettmann lebt, beim Vielseitigkeitsreiten via Fernseher mit und drückt seinen Kollegen ganz fest die Daumen.

 Jan Debusschere freut sich, dass es seinem Pferd Admiral von Schneider wieder besser geht.

Jan Debusschere freut sich, dass es seinem Pferd Admiral von Schneider wieder besser geht.

Foto: Dietrich Janicki

Sie sind ein gutes Team. So gut, dass sie sich gemeinsam für die Olympischen Spiele in London qualifiziert haben. Heute sollten Admiral von Schneider und Jarno Debusschere für Belgien in das Dressurstadion im Greenwich Park galoppieren. "Schon als Kind habe ich davon geträumt, einmal bei Olympia dabei zu sein." Doch ganz kurz vor dem großen Ziel platzte dieser Traum auf tragische Weise. Admiral von Schneider steht statt in einem Londoner Stallzelt in seiner heimischen Box auf der Reitanlage Rommerskirchen in Mettmann und seinem Reiter bleibt nichts anderes übrig, als sich die Vielseitigkeitswettbewerbe im Fernsehen anzuschauen. "Das tut zwar weh, doch da sind so viele Kollegen am Start, die ich seit Jahren kenne und da fiebere ich schon mit, auch wenn ich gerne selbst dabei wäre", erzählt der 37Jährige.

Die Enttäuschung schwingt in seiner Stimme mit. Immer wieder ist er im Kopf alle Einzelheiten durchgegangen, die zu der lebensbedrohlichen Verletzung seines Pferdes geführt haben, doch der Unfall bleibt ihm ein Rätsel. Nach seiner Rückkehr von einem Turnier in Sevilla, wo der Holsteiner Wallach sich sehr gut präsentierte, fuhr er mit ihm im Frühjahr zu einem Springturnier nach Meerbusch, um das Pferd in Form zu halten. "Auf dem Weg zurück muss es dann passiert sein. Admiral muss für einen Moment das Gleichgewicht verloren haben und im Anhänger mit dem Widerrist unter die vordere Stange geraten sein. Vor der Abfahrt habe ich ihm noch einen Apfel gegeben, vielleicht hat er auch versucht ein Stück vom Boden aufzusuchen. Ich bin selbst gefahren und habe nichts gemerkt. Als wir ihn zu Hause abgeladen haben, war er bereits schwer verletzt", erzählt Jarno Debusschere.

Die Diagnose des Tierarztes war niederschmetternd: Fünf Dornfortsätze der Wirbelsäule waren gebrochen, der Olympische Traum geplatzt. "Mir ging es in diesem Moment aber nur noch darum, das Pferd zu retten." Unter starken Schmerzmitteln bekam der Wallach eine Woche strenge Boxenruhe, anschließend durfte er im Schritt geführt werden. "Mein einziges Ziel war, ihn am Leben zu halten, damit er auf der Weide seine Rente genießen kann. Er hat so viel für mich geleistet", sagt sein Reiter, den eine enge Partnerschaft mit Admiral verbindet.

Wie durch ein Wunder erholte sich das Pferd schneller als erwartet. Die Röntgenbilder, mit denen der Tierarzt den Heilungsprozess alle zwei Wochen überwachte, gaben Hoffnung. Die gut trainierte Muskulatur stützte das Skelett so, dass es sich regenerieren konnte. "Das war seine Rettung", berichtet Jarno Debusschere. Für sein Kämpferherz und seinen Lebenswillen würde er seinem Pferd am liebsten einen Orden verleihen. "Für mich gehört er ins Guiness Buch der Rekorde."

Inzwischen reitet er Admiral wieder zwei bis dreimal in der Woche. Mit einem zwölfjährigen Jungen hat er bereits sein erstes Turnier absolviert und den E-Geländeritt auf Rang zwei beendet. Die silberne Schleife hängt an seiner Box. Stolz streichelt sein Reiter den dunkelbraunen Hals des Tieres. Das erste Mal wieder in den Sattel zu steigen, war für ihn ein emotionaler Augenblick. "Kaum saß ich oben, habe ich sofort meinen Vater angerufen, um ihm das zu erzählen." Admiral wieder reiten zu können, ist für ihn wichtiger als alles andere. "Natürlich ist es traurig, in London nicht dabei zu sein. Doch wenn ich das Pferd verloren hätte, das wäre noch viel schlimmer gewesen."

Der Mettmanner setzt sich bereits neue Ziele. Die nächste Herausforderung ist das Bundes-championat. "In vier Jahren ist der Olympische Traum wieder da." Nur Admiral von Schneider wird nicht zu den Spielen nach Rio mitfliegen. Er ist bereits 17 Jahre alt und dann auf jeden Fall im Rentenalter.

(domi)
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