Letzte Aktion in Mettmann Rheinbahn verkauft Nostalgie in Blech

Mettmann · Auf großes Interesse stieß die letzte der Aktionen in Mettmann. Die Schilder, die jetzt noch übrig sind, werden verschrottet.

 Ernst Ulrich Witt hat ein Haltestellenschild gekauft und will es in den Garten stellen – als Gag.

Ernst Ulrich Witt hat ein Haltestellenschild gekauft und will es in den Garten stellen – als Gag.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Auf dem Parkplatz des Betriebsgeländes der Rheinbahn in Mettmann stehen an diesem Samstagmittag keine Fahrzeuge: Hier liegen, ordentlich sortiert, alte Bushaltestellenschilder aus Mettmann, Wülfrath, Velbert, Haan und Heiligenhaus. Es sind rund 300 Schilder, die auf potenzielle Käufer warten.

Begonnen hat alles 2016, als mit der Inbetriebnahme des Wehrhahntunnels in Düsseldorf das Liniennetz neu organisiert wurde. Damit änderten sich oft die Ziele der einzelnen Linien und die damaligen Bushaltestellenschilder waren überholt. „Es sind zusammengesteckte Schilder“, erklärt Hans Männel vom Verein „Linie D“ (Arbeitsgemeinschaft historischer Nahverkehr Düsseldorf). „Die Änderung der Schilder wäre sehr zeitaufwändig und kostspielig geworden.“ Aus diesem Grund entschloss sich die Rheinbahn, die alten Haltestellenschilder gegen neue zu ersetzen. Da sie häufig Nachfragen von Bürgern erhielt, die gerne ein solches Schild erwerben würden, kam die Rheinbahn auf die Idee, die nostalgischen Schilder in den jeweiligen Städten zum Materialpreis von 20 Euro anzubieten und den Erlös an eine von den jeweiligen Bürgermeistern vorgeschlagene soziale Einrichtung zu spenden.

Insgesamt rund 3500 Haltestellenschilder wurden von Düsseldorf über Langenfeld bis Mettmann, Velbert und Ratingen abmontiert und in den einzelnen Städten zum Verkauf angeboten. Am Samstag war Mettmann dran. „Es ist ein Stück Heimatgeschichte“, sagt Männel. Der Verein „Linie D“ hat die Rheinbahn bei dieser Aktion von Anfang an mit „Menpower“ unterstützt. „Wir haben die Idee, soziale Einrichtungen zu unterstützen, gerne aufgegriffen“, meint Hans Männel.

Auch die letzte Aktion in Mettmann stieß auf Interesse. Ernst-Ulrich Witt war extra früh gekommen. „Ich hatte Glück, dass das Schild noch da war“, erzählte er. Er hatte sich das Schild seines Stadtteils ausgesucht. „Die Haltestelle ist nur fünfzig Meter entfernt“, sagt er. Und einen Platz für das 20 Kilo schwere Schild hat er auch schon. „Das ist ein Gag für den Garten.“

Den bestimmt weitesten Anfahrtsweg hatte Christian Rübenach auf sich genommen. Der ehemalige Mettmanner wohnt inzwischen in Freiburg. Als er im Internet von der Aktion der Rheinbahn gelesen hat, ist er spontan angereist. „Mein Herz hängt noch sehr an der alten Heimat“, sagte er. Nun nahm er ein Stück Heimat in Form eines Haltestellenschildes mit nach Freiburg.

Andere waren wiederum gar nicht auf eine bestimmte Stadt fixiert, sondern suchten ein Schild mit einem bestimmten Namen, wie Walter und Inge Kämmerling, die die „Heinrich-Lübke-Straße“ mit nach Hause nahmen. „Wir haben damals viel über Heinrich Lübke gelacht“, erzählte Inge Kämmerling, „und haben Witze über ihn gemacht.“ Sie schmunzelte versonnen. „Das ist lange her, als ich noch ein Kind war.“ Nun werde das Schild bei den Kämmerlings für Erheiterung sorgen. Alle Schilder, die keinen Besitzer fanden, werden entsorgt, wie Oliver Schmidt erklärt: „Die kommen in die Schrottpresse.“ Damit ist die Haltestellenschilder-Aktion endgültig abgeschlossen.

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