Verkehr im Kreis Mettmann Knappe Mittel und alte Technik bremsen Bus und Bahn aus

Mettmann · Sprecher des Fahrgastverband Pro Bahn warnt davor, nur auf Verkehrsunternehmen zu schimpfen. Kreis und Kommunen knauserten bei Investitionen.

 Die Regiobahn befindet sich zurzeit im Ferienmodus. Wegen einer Gleisbaustelle bei Gerresheim klappt die Verbindung nach Kaarst nur per Schienenersatzverkehr.

Die Regiobahn befindet sich zurzeit im Ferienmodus. Wegen einer Gleisbaustelle bei Gerresheim klappt die Verbindung nach Kaarst nur per Schienenersatzverkehr.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Der öffentliche Personennahverkehr in Mettmann, Erkrath und Wülfrath braucht engere Fahrplantakte und mehr Pünktlichkeit. Erst dann werde es für Autofahrende attraktiv, auf Bus und Bahn umzusteigen, sagt Detlef Neuß, Sprecher des Fahrgastverbands Pro Bahn. Dass bei einem direkten Vergleich unserer Redaktion die Autofahrerin doppelt so schnell von Wuppertal Stadtbahnhof in Mettmann Stadtwald ankam als der Bustester, verwundert Neuß nicht: „Jetzt in der Ferienzeit sind die Straßen ohnehin leerer und das Neun-Euro-Ticket bringt eine zusätzliche Entlastung.“ Eine Wiederholung des Tests im Oktober werde andere Ergebnisse erbringen, vermutet der Pro Bahn-Sprecher Neuß.

Im Detail war es deutlich teurer, mit dem Auto zu fahren. Der ADAC gibt für den verwendeten Wagen die Betriebskosten mit 27 Cent pro Kilometer an. Darin sind Sprit, Wartung, Versicherung, Steuer und Abnutzung anteilig enthalten. Bei 32 zurückgelegten Kilometern kostete die Autofahrt 8,64 Euro. Das Einzelticket von Wuppertal nach Mettmann schlägt mit 6,10 Euro zu Buche; bei Monatskarten oder dem Einmal-Hit Neun-Euro-Ticket ist der ÖPNV deutlich preiswerter. Eine zusätzliche Ausgabe von drei Euro für die Fahrten innerhalb Wuppertals im Test wäre nicht notwendig gewesen. Der Wuppertaler Busfahrer wusste jedoch mit dem Ziel „Mettmann Stadtwald“ nichts anzufangen.

Das Durcheinander ist in der komplizierten Struktur des Nahverkehrs im Kreis Mettmann angelegt. Hier ist nicht nur die Rheinbahn aktiv, sondern ein knappes Dutzend weitere Verkehrsgesellschaften. Es gibt laut Auskunft der Rheinbahn rund 100 Buslinien. Viele fahren über die Kreisgrenzen hinaus. Hinzu kommt die Stadtbahn U72 in Ratingen, sechs S-Bahn-Linien und die Regio Bahn. Bei diesen komplexen Zuständigkeiten sei es schwer, die Fahrgastzahlen gegeneinander abzugrenzen. Der VRR behilft sich mit Angaben dazu, welcher Fahrgast welches Ticket nutzte. Woher die Person kommt, sei unklar. Wie soll jemand gezählt werden, der in Mettmann wohnt, mit dem Auto bis zum Park&Ride Parkplatz Südpark Düsseldorf fährt und von dort aus die Straßenbahn nutzt?

Leichter zu ermitteln sei die Betriebsleistung. Die Rheinbahn fährt für die Stadt Mettmann 1,5 Millionen Buskilometer pro Jahr – auf 14 Linien. Für Erkrath werden jährlich 1,4 Kilometer auf 12 Linien abgespult. Deutlich dahinter steht Wülfrath mit drei Rheinbahn-Linien und 300.000 Kilometern.

Der dem ÖPNV im Kreis Mettmann zugrunde liegende Nahverkehrsplan stammt aus dem Jahr 2014 und werde bei Bedarf angepasst. Die Anregungen dazu kämen meist aus der Politik oder von den Bürgern selbst, sagt die Rheinbahnsprecherin. Der Fahrgast-Lobbyist Detlef Neuß von Pro Bahn warnt davor, jeweils die Verkehrsunternehmen für Verspätungen und schlechte Verbindungen verantwortlich zu machen. Verantwortlich für das Netz seien der Kreis und die Kommunen – und die hielten Bahn und Bus seit Jahren knapp. Als Beispiel nennt Neuß die Regiobahn S28. Seit die bis Wuppertal durchfahre, habe die Pünktlichkeit stark nachgelassen. „Denn dort stößt sie auf einen Bahnknoten“, sagt Neuß. Die Netzgesellschaft der Deutschen Bahn müsse dringend digitalisieren und modernisieren, um leistungsfähiger zu werden. „Dann wird auch die S28 wieder pünktlicher werden.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort