Meerbusch Opfer warnt vor falschen Geldautomaten

Meerbusch · Das Konto des Lankers Christian Blau wurde von Unternehmen aus Nord- und Südamerika mit 1600 Euro belastet, obwohl er gar nichts bestellt hatte. Betrüger hatten seine Kontodaten an Automaten in Osterath und Lank ausgespäht.

 Christian Blau an dem Geldautomaten der Volksbank Meerbusch an der Lanker Hauptstraße, an der seine Daten ausgespäht wurden.

Christian Blau an dem Geldautomaten der Volksbank Meerbusch an der Lanker Hauptstraße, an der seine Daten ausgespäht wurden.

Foto: ulli dackweiler

Christian Blau schossen am Freitag böse Erinnerungen in den Kopf. Als er die von der Polizei veröffentlichten Bilder der mutmaßlichen Betrüger an Meerbuscher Geldautomaten sah, dachte er daran zurück, wie er vor drei Monaten auf einen der falschen Geldautomaten reingefallen ist. Mitte Dezember hob der 51-Jährige an der Lanker Filiale der Volksbank Meerbusch ein wenig Geld ab. Einige Tage später sah er auf einem Kontoauszug, dass ihm von Unternehmen aus den USA, Chile und der Dominikanischen Republik 1600 Euro abgebucht worden sind.

"Ich war geschockt und fragte erst noch meine Frau, ob sie etwas bestellt hatte", sagt der Lanker. Wenige Momente später dämmerte ihm, dass er betrogen worden sein muss. Seine Daten wurden am Automaten ausgespäht, kurz darauf Dollar-Beträge im mittleren dreistelligen Bereich aus Nord- und Südamerika abgebucht. "Nachdem ich mich bei der Bank gemeldet hatte, hat diese sofort reagiert und mir das Geld zurücküberwiesen", sagt er. Das tat sie, da sie bereits von anderen Opfern auf den Betrug aufmerksam gemacht wurde. "Meldet sich nur ein Opfer, kann es etwas dauern, bis wir den Fall geprüft haben", sagt der Revisor der Volksbank Meerbusch, René Häcki. Dieses Mal lagen aber etwa 20 Meldungen von Kunden der Filialen in Osterath und Lank vor.

Die Kriminellen arbeiten immer mit der gleichen Masche — und sie können jederzeit wieder zuschlagen. "Sie geben vor, Geld abzuheben, aber binnen weniger Sekunden befestigen sie mit doppelseitigem Klebeband oben eine neue Lichtleiste mit integrierter Kamera und installieren ein Lesegerät für die Karte", sagt René Häcki. Meist würden sie die Gerätschaft nach einer Stunde wieder abmontieren.

Der Kunde könne nicht sehen, ob die Maschine manipuliert sei. Die Täter haben für nahezu alle Automaten sämtlicher deutscher Kreditinstitute passende Aufsätze, die in Form und Farbe allerbeste Plagiate abgeben. Um zu testen, ob alles mit rechten Dingen zugehen würde, dürfe "der Kunde gerne an den Teilen der Automaten rappeln", empfiehlt Häcki. "So leicht bricht er an den Original-Automaten nichts ab — und wenn etwas lose ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass es die Aufsätze der Betrüger sind."

Die Polizei kennt das Problem mit den ausgespähten Daten für Betrugsversuche im Internet. 2011 meldeten sich 21 Opfer aus Meerbusch, 2012 waren es 36 — doch die Dunkelziffer ist weit höher. "Jede neue Entwicklung birgt das Potenzial für neue Straftaten", sagt die Sprecherin der Polizei im Rhein-Kreis, Diane Drawe. Sie empfiehlt, regelmäßig die Bewegungen auf seinen Konten zu kontrollieren und sich die Sperrnummern seiner Anbieter dort zu notieren, wo man sie schnell findet. An den Geldautomaten selbst sei es wichtig, dass man die Tastatur nicht nur vor Blicken anderer, sondern auch vor vermeintlichen Kameras schütze.

Die Volksbank hat nach dem jüngsten Fällen reagiert. Sie befestigt an ihren Geldautomaten über der Tastatur einen Sichtschutz aus Metall. Der Vorschlag von Christian Blau, die Geldausgabe mit Hilfe des Chips im neuen Personalausweis oder einem Fingerabdruck zu kontrollieren, sei aber kaum realistisch — die Umrüstung aller deutschen Geldautomaten wäre wohl zu aufwendig. So bleiben Christian Blau und allen anderen Kunden nur eins übrig. "Ich schaue mir die Geldautomaten nun genauer an", sagt er.

(RP/rl/jco)
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