Handel in Meerbusch Generationswechsel im Familienbetrieb

Büderich · Nach 36 Jahren verabschieden sich Lutz und Angelika Oleszynski von ihrer Metzgerei in Büderich. Das Ladenlokal an der Necklenbroicher Straße schließt, aber Sohn Marc führt den Betrieb mit neuen Konzepten weiter.

 Sohn Marc (l.) übernimmt den elterlichen Betrieb und geht dabei neue Wege. Seine Eltern Angelika und Lutz Oleszynski verabschieden sich.

Sohn Marc (l.) übernimmt den elterlichen Betrieb und geht dabei neue Wege. Seine Eltern Angelika und Lutz Oleszynski verabschieden sich.

Foto: Oleszynski

Und wieder verschwindet ein lieb gewonnenes Stückchen Büderich. Wenn auch zum Glück nicht ganz. Zwar schließt die Metzgerei Oleszynski ihr Ladenlokal auf der Necklenbroicher Straße. Doch die hauseigenen Produkte werden weiterhin über die im Vorjahr eingerichtete „Online-Fleischerei“ und auf zwölf Wochenmärkten in der Stadt und der Region, etwa in Neuss und Düsseldorf, angeboten.

Am 1. Mai hat Marc Oleszynski die Nachfolge seiner Eltern Lutz und Angelika angetreten und sich zuvor viele Gedanken über die Neuausrichtung gemacht. „Wie kann man einen handwerklichen Betrieb in der vierten Generation erfolgreich in die Zukunft führen?“, fragte er sich. Die Lösung lag für ihn auf der Hand. „Das Kernstück unserer Traditionsmetzgerei sind die hauseigenen Wurst- und Fleischwaren. Damit haben wir ein Alleinstellungsmerkmal, das nicht verloren gehen darf. Denn sonst verlieren wir auch unsere Identität.“

Für seine Aufgabe ist Mark Oleszynski bestens gerüstet. Der 26-Jährige hat in der niederländischen Stadt Maastricht das international ausgerichtete Studium zum „Bachelor of Administration“ abgeschlossen und mischt schon länger mit frischen Ideen im elterlichen Betrieb mit. Ein Online-Verkauf war ursprünglich ab Spätherbst 2020 geplant. „Corona hat uns dann gezeigt, dass wir schneller starten müssen“, erzählt er. „Beworben wurde das Konzept mit einem Zeichentrick-Video auf unserer Homepage, das kam gleich sehr gut an.“ Viele Kunden schätzten seitdem die reibungslose Abwicklung und den kostenlosen Lieferservice.

Zu den Bestandskunden konnten seitdem neue gewonnen werden. Und bald wird Marc Oleszynski noch einen Schritt weitergehen und am bisherigen Ladeneingang einen Fleisch- und Wurstautomaten aufstellen, der jederzeit verfügbar ist. „Wir haben die passenden Produkte und den Raum dafür“, sagt er.

Die Verantwortung, die er trägt, ist ihm bewusst. „Es fühlt sich gut an, mein eigener Herr zu sein. Die Umstellung war auch wichtig. Ganz ehrlich, eins zu eins in die Fußstapfen meiner Eltern zu treten und den Betrieb in vollem Umfang aufrecht zu erhalten, inklusive warmem Mittagstisch, das hätte ich mir auch gar nicht zugetraut.“

Die Nachricht vom Abschied des Metzgerpaars machte in Meerbusch, aber auch in den Sozialen Netzwerken schnell die Runde. Mit eindeutigen Reaktionen der Kunden: „Die meisten konnten es nicht fassen“, berichtet Lutz Oleszynski. „Das dürft ihr doch nicht machen, hieß es. Aber unser Entschluss zum Rückzug nach 36 Jahren war ja schon länger gereift.“

Wie geht es ihm dabei? „Wie es halt so ist – mit dem lachenden und dem weinenden Auge“, antwortet er. „Einerseits freue ich mich darauf, endlich Zeit für Touren mit meinem Motorrad zu haben“, berichtet Lutz Oleszynski. „Ich könnte mir beispielsweise vorstellen, auch mal vier oder sechs Wochen am Stück zu verreisen, wenn es wieder möglich ist. Das war immer mein Traum.“ Außerdem müsse das Häuschen in Holland, das schon seine Eltern besaßen, dringend auf Vordermann gebracht werden. An Beschäftigung werde es ihm garantiert nicht mangeln, weiß er. „Aber klar, ich habe meine Arbeit immer geliebt. Meinem Sohn will ich nicht reinreden, doch im Hinterstübchen blitzt schon auch der Gedanke auf, dass mein Rat vielleicht hin und wieder noch gefragt ist.“

Viel schwerer tut sich Angelika Oleszynski mit dem neuen Leben. „Unsere Kunden sind richtig traurig, und ich bin es erst recht“, gibt sie zu. „Weil ich in unserem Laden immer so glücklich war, verkrafte ich das nur schlecht. Es war ja nicht nur der Verkauf, sondern das ganze Paket, die Beratung, das persönliche Gespräch. Viele Familien sind uns über Generationen treu geblieben, die Schwätzchen mit ihnen werde ich vermissen.“

Auch sie hofft aber, nach der Zeit der Umgewöhnung irgendwann Gefallen an der neuen Freiheit zu finden. „Ich wurde über der elterlichen Metzgerei geboren, hänge an dem Haus und werde es mit meinem Mann weiterhin bewohnen“, sagt Angelika Oleszynski. „Dann hab ich immer noch ein Äuglein drauf.“

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