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Brauchtum in Meerbusch Artillerie besteht seit 100 Jahren

Büderich · Aus Anlass des Krieges schweigen im Jubiläumsjahr zum Auftakt des Pfingstfests die Geschütze. Stattdessen wird die ukrainische Nationalhymne gespielt.

 Heute präsentiert sich die Artillerie als moderne Familienkompagnie.

Heute präsentiert sich die Artillerie als moderne Familienkompagnie.

Foto: Schützen

Seit 100 Jahren besteht der Artillerieverein Büderich, der traditionell mit seinen drei Geschützen das große Fest zu Pfingsten einböllert. Wegen des Ukrainekrieges werden diese ausgerechnet aber im Jubiläumsjahr schweigen – stattdessen wird die ukrainische Nationalhymne zu hören sein, wenn die familiäre Truppe heute durch Büderich zieht, um das Schützen- und Heimatfest anzukündigen. Um zehn Uhr wird die Artillerie dazu im Hallenbadpark auffahren.

Die Gründung vor hundert Jahren fiel in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Trotz belgischer Besatzung begann sich das Vereinsleben wieder zu regen. Selbst wenn die Schützen noch längst nicht wieder in gewohnter Weise aufziehen konnten, trafen sich in der Gaststätte „Zum Deutschen Eck“ zehn junge Männer, um einen Schützenzug zu gründen. Man wollte etwas Besonderes und wählte daher die Artillerie. Aus ihren Reihen ging bereits 1925 der erste Schützenkönig, nämlich Wilhelm Jungbluth hervor. Er war einer der frühen Neuzugänge und die Artillerie hatte einige Anziehungskraft.

 Das Bild zeigt die Artillerie im Jahre 1933 in schmucken Uniformen. Der Verein war damals den Männern vorbehalten. 

Das Bild zeigt die Artillerie im Jahre 1933 in schmucken Uniformen. Der Verein war damals den Männern vorbehalten. 

Foto: Schützen

Die 13 Schützenjahre zwischen den beiden Weltkriegen sah mit Heinrich Stamm (1928), Wilhelm Bademann (1931), Anton Rustemeier (1936) und Adam Stein (1938) weitere fünf Artilleristen auf dem Thron der St. Sebastianus-Bruderschaft. Nach dem Zweiten Weltkrieg gelang dies nur noch Hans Rustemeier (1970) und Major Niko Neuville (2016).

 Artillerist Wilhelm Bademann war 1931 Schützenkönig in Büderich.

Artillerist Wilhelm Bademann war 1931 Schützenkönig in Büderich.

Foto: Schützen

In diese frühen Jahre fällt auch die Anschaffung von zwei eigenen Geschützen. 1927 – die Besatzung war gerade abgezogen – wurde mit Unterstützung der Firma Böhler die beiden großen Geschütze hergestellt. Sie erhielten die Namen St. Sebastian und St. Mauritius. Beide wurden ein Opfer der Bomben im Zweiten Weltkrieg und verbrannten. Die aus den Trümmern geborgenen Rohre konnten 1951 instandgesetzt und mit neuen Lafetten und Protzen versehen werden und tun bis heute ihren Dienst als Blickfang im Schützenzug. Zum Böllern kam 1972 noch eine kleinere Salutkanone dazu.

Damit alle Geschütze einsatzbereit bleiben, müssen sie ständig gewartet und ab und an überholt werden. Diese Aufgaben sind ebenso aufwändig wie zeitintensiv. Dafür ist die Artillerie zum Fest normalerweise im ganzen Ort zu hören und bietet ein schmuckes Bild zum Festzug. Für die Mitglieder bieten die Kanonen im Festzug die angenehme Möglichkeit, nicht laufen zu müssen, da auf Pferden und Protzen Sitze für die Mannschaft zur Verfügung stehen.

Heute präsentiert sich die Artillerie zum Teil in klassischen, zum Teil in modernem Gewand. Uniform und mit Pferden bespannte Geschütze sind geblieben, aber mittlerweile finden sich viele Damen in den Reihen der Truppe. Mit der aktuellen Königin Heike Kunze und der neugewählten Vorsitzenden Daniela Neuville stehen die Frauen sogar an der Spitze des Vereins, der sich als moderne Familienkompanie präsentiert, in der Jung und Alt gleichermaßen ihren Platz finden. So fühlen sich die Brüder Manfred und Wilfried Rudolph seit einem halben Jahrhundert in den Reihen ihrer Kameraden wohl.

Auch wenn von der liebevoll gehegten und repräsentativen Ahnentafel mit den Bildern der verstorbenen – immerhin ebenfalls aus 100 Jahren – ein beständiges Traditionsbewusstsein spricht, ist der Jubilar längst ein moderner und weltoffener Schützenverein geworden, der jedem offensteht, der die Pflege der eigenen Vergangenheit mit bruderschaftlichen Werten einer gleichberechtigten Gemeinschaft leben möchte.

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