Kunst in Meerbusch Ulrike Holthöfer macht ökologische Kunst

Büderich · In ihrer Werkstatt im alten Klärwerk entstehen Skulpturen, Grafiken, Bilder und Drucke - vielfach aus natürlichen und experimentellen Materialien. Seit Jahren kämpft Ulrike Holthöfer für das bedrohte Areal.

 Künstlerin Ulrike Holthöfer in ihrem Atelier mit einem ihrer Modelle aus Ton.

Künstlerin Ulrike Holthöfer in ihrem Atelier mit einem ihrer Modelle aus Ton.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Der Ort, an dem Ulrike Holthöfer seit gut 30 Jahren arbeitet und lebt, verliert nicht an Faszination. Unmittelbar an der Grenze zwischen Lörick und Büderich, direkt am Rhein gelegen, hat die Künstlerin dieses Territorium beim Radfahren entdeckt. Im Laufe der Jahre ist aus dem stillgelegten Klärwerk eine imposante Künstler-Werkstatt plus Wohnraum und damit das „Klär-Werk“ geworden.

Ursprünglich wollte Ulrike Holthöfer das Gelände weiter beleben, sinnvoll nutzen und es mit anderen Künstlern teilen. Aber daraus wurde nichts, alle ihre Ideen zum „Urbanen Recyceln“ wurden verworfen. So ist aus einem Teil des Industrie- und Naturdenkmals ein „versteckter Ort“ geworden, der die Kreativität fördert.

Hier ist auch die Wiege unterschiedlichster Projekte mit Skulpturen, Grafiken, Bildern und Drucken: „Immer aus natürlichen, industriellen und experimentellen Materialien entstanden.“ Der Verlust an Natur und Ästhetik im urbanen Raum ist ihr Thema: „Der Wunsch nach ökologischer Gestaltung war immer in mir drin.“

Seit Jahren kämpft die Klaus-Rinke-Meisterschülerin (Jahrgang 1959) um und für das bedrohte Areal, will mit ihrer Kunst etwas verändern und bezieht das Klärwerk in ihre Arbeit ein. Ihre vielschichtigen und immer aussagekräftigen Werke sind in den Atelierräumen verteilt. Unter anderem sind Arbeiten zu sehen, die für ein Projekt der GLS Treuhand „Zukunftsstiftung Mensch und Gesellschaft“ entstanden sind: „Mit dieser Stiftung werden ökologische Kunstobjekte gefördert. Ich bin glücklich, dass die Notwendigkeit der Förderung erkannt wird.“ Als Beispiel dafür steht ein komplett begrünter kleiner Anhänger aus der Serie „Gartenmobil“ in der Werkstatt.

Aktuell arbeitet Ulrike Holthöfer alte Fotos auf, erinnert unter anderem an Projekt-Reisen Ende der 1980er/Anfang der 1990er Jahre auf die Kapverdischen Inseln und in die Sahelzone und erarbeitet unter dem Titel „Reise-Bahnen“ aus alten Negativen glänzende Farbkopien. „Mit Postkarten möchte ich auf diese armen Länder aufmerksam machen“, erklärt die Künstlerin, die dieses Projekt auch im Rahmen des Corona-Stipendiums Nordrhein-Westfalen angemeldet hat.

In ihren Atelierräumen ist die Vielfalt ihrer Skulpturen und Objekte, Projekte und Konzepte oder Arbeiten auf Papier zu bestaunen. An den Wänden hängen große, aus Schichtholz ausgeschnittene Holzdrucke. Sie wurden mit einer ölhaltigen Druckfarbe bestrichen und diese dann mit den Füßen abgedruckt. Daneben sind feine Bleistiftzeichnungen zu sehen – Pflanzen, Obst, Gemüse. In einem der Räume dominiert das 1998 erstellte „Denk-Modell“ aus Ton. 1,20 mal 1,40 Meter groß zeigt es das Klärwerk-Gelände einschließlich Becken: „Urbanes Recyceln ist auch hier das Thema. Ich arbeite mit und an der Landschaft, schaffe ein urbanes Klärwerk, ein Industriedenkmal.“ Aber das Modell wurde nicht umgesetzt, sondern steht jetzt kritisch mahnend für die zerstörte Landschaft und den Klimawandel im Raum. Es passt in den Rahmen der Arbeiten, mit denen Ulrike Holthöfer seit Jahrzehnten Aufmerksamkeit einfordert. Dazu gehört „Stickerei auf dem Boden“, eine „Broderieparterre“, die vor dem Kunstmuseum Düsseldorf installiert ist, und eine 120 Quadratmeter große „Stickerei auf dem Boden“ – ein Teppichbeet aus Katzenaugen - als Auftragsarbeit vor dem Stammsitz Katjes Fassin in Emmerich.

Ulrike Holthöfers Kunst tourt in Ausstellungen durch die ganze Welt, ist in der Sammlung großer Museen zu sehen und erregt auch immer wieder lokale Aufmerksamkeit. So gab es jetzt eine Reportage im WDR-Kulturmagazin „Mosaik“. Darin sprach Ulrike Holthöfer den ständigen Kampf um das Areal „Klär-Werk“ und auch den geplanten Bau der Brücke für die neue Stadtbahn U81 vom Links- ins Rechtsrheinische an: „Damit sind die Rheinwiesen und eine 2500 Quadratmeter große Waldfläche in Gefahr.“

Thomas Cieslik vom Meerbuscher Kulturkreis wird nach der Aufhebung der coronabedingten Maßnahmen eine Führung durch das Atelier der Künstlerin anbieten. Und auch sonst freut sich Ulrike Holthöfer über interessierte Besucher nach Vereinbarung.

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