Leverkusen Wupsi prüft Einsatz von E-Bussen

Leverkusen · Das Thema Dieselverbot heizt die Gemüter auch in Leverkusen an. Die IHK warnt vor "Holzhammermethoden".

 Die Wupsi prüft derzeit den Einsatz von E-Bussen. (Archivbild)

Die Wupsi prüft derzeit den Einsatz von E-Bussen. (Archivbild)

Foto: Daimler

Was verschmutzt die Leverkusener Luft?

Hauptproblem ist Stickstoffdioxid, chemisch NO2. Die EU erlaubt in ihrer Luftqualitätsrichtlinie einen Jahresmittelwert von maximal 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. In der Chemiestadt lag er die vergangenen zwei Jahre darüber: 2015 betrug der Mittelwert 47, im vergangenen Jahr 45. Nach Angaben des Landesumweltamtes stammen an der Messstation an der Gustav-Heinemann-Straße etwa 40 Prozent der Stickoxid-Emissionen (NOx) auf eine generelle Luftbelastung im Rheinland, 23 Prozent auf den Kfz-Verkehr auf der Heinemann-Straße, 17 Prozent auf den Verkehr auf der nahegelegenen Autobahn A3. Hinzu kommt eine Grundbelastung durch die Autobahnen im Stadtgebiet von etwa zehn Prozent und durch den städtischen Straßenverkehr von fünf Prozent.

Darf die Stadt auch ein Diesel-Fahrverbot verhängen?

Nein, sagt Stadtsprecherin Julia Trick. "Das geht nur im Rahmen eines Luftreinhalteplans." Und den verabschiede die Bezirksregierung Köln. "Leverkusen ist an der Erstellung des Plans aber beteiligt."

Würde ein Diesel-Fahrverbot für die Chemiestadt sinnvoll sein?

Nur wenig. Denn ein Großteil der Stickoxidbelastung geht auf die Autobahnen durch und um Leverkusen herum zurück. "Dort würde das Diesel-Fahrverbot einer Stadt gar nicht gelten", erklärt Trick. Um die Luftverschmutzung zu verringern, komme allenfalls eine Geschwindigkeitssenkung auf Autobahnen in Betracht. "Das wird zurzeit auch im Rahmen des Luftreinhalteplans überlegt."

Wie weit ist dieser Plan gediehen?

"Er soll im Dezember dem Leverkusener Stadtrat vorgelegt werden", kündigt Trick an. "Die Umsetzung kann dann im ersten Quartal 2018 starten." Wie schnell dies gehe, hänge von der jeweiligen Maßnahme ab. Im jetzigen Entwurf seien etwa 20 Positionen, die kurz-, mittel- und langfristig realisiert werden sollen. Darunter zum Beispiel die Umrüstung der Wupsi-Flotte auf mehr E-Busse. "Das dauert sicherlich länger als andere Maßnahmen", sagt Trick.

Was sagt die Industrie?

Die Industrie- und Handelskammer Köln lehnt ein komplettes Dieselfahrverbot ab. "Die Wirtschaft ist davon schwer betroffen, nicht nur wegen der Lkw und Kleintransporter, sondern auch wegen des Pkw-Pendlerverkehrs", sagt Dr. Ulrich Soénius, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Köln. Man stelle sich vor, Dieselfahrzeuge dürften nicht mehr fahren, dann "wird es auch mit diesen Dingen schwierig: Müllabfuhr, Rettungswagen, Feuerwehr, Lebensmittelhandel-Anlieferung. Dann gibt es auch kein Benzin mehr an der Tankstelle, denn das wird mit Diesel-Lkw geliefert", sagt Soénius. "Wir erwarten, dass das Thema auch hochrichterlich geklärt wird." Gleichzeitig müsse aber auch Sorge dafür getragen werden, dass die Belastung sinkt. "Auch die Wirtschaft will keine schlechte Luft und kranke Menschen." Eine Möglichkeit: bessere Verkehrssysteme oder anders - Stauvermeidung: "Denn das Stop-and-Go belastet mehr als der fließende Verkehr." Über einzelne Beschränkungen könne man freilich sprechen, das sei nicht die Frage. "Aber alles nicht mit der Holzhammermethode." Die Handwerkskammer Köln sagt: Das Urteil habe zur Folge, "dass nur komplette Dieselfahrverbote möglich sind", moniert Ortwin Weltrich, Hautgeschäftsführer der Kammer. "Damit wären Ausnahmeregelungen für Handwerksfahrzeuge ebenso ausgeschlossen wie für moderne Euro-6-Fahrzeuge. Beides ist unverhältnismäßig." Die Handwerkskammer schlägt andere Maßnahmen vor, unter anderem Elektrobusse.

In Köln fahren acht Elektrobusse. Plant die Wupsi, solche Busse auch in Leverkusen einzusetzen?

Wupsi-Chef Marc Kretkowski sagt, dass die Dieselbusse nur fünf Prozent aller Ausstöße betragen . "Würden wir umstellen, wäre das nur ein kleiner Beitrag. Nichtsdestotrotz sind wir aber an dem Thema alternaitve Antriebsformen seit längerer Zeit dran." Zur Auswahl stünden die Technologien Elektromobilität und Wasserstoffantrieb. "Aber auch da gibt es nochmal verschiedene Wege", sagt Kretkowski: "Elektrobusse haben eine kurze Reichweite, um die 200 Kilometer. Enweder schafft man Busse mit größerer Batterie an, die teuer sind, oder man ivnestiert in Zwischenladestationen. Aber was passiert, wenn wir uns für Ladestationen entscheiden und kurz drauf gibt es Batterien mit Reichweiten von 600 Kilometern? Dann haben wir auf die falsche Variante gesetzt." Die Wupsi arbeitet mit einem externen Gutachter an der Variantenprüfung. "Wir rechnen im Herbst mit Ergebnissen." Dann folgten erste Vorschläge an die Stadt.

(RP)
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