Suchthilfe „Wendepunkte“ in der Sucht

Leverkusen · Projekt koordiniert Hilfen für Eltern mit Drogenproblemem.

 Sandra Groß, Projektkoordinatorin von „Fitkids“,  und Martin Ohlendorf, Teamleitung des Diakonischen Werkes, mit dem Zertifikat.

Sandra Groß, Projektkoordinatorin von „Fitkids“, und Martin Ohlendorf, Teamleitung des Diakonischen Werkes, mit dem Zertifikat.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Von Tobias Falke
Patricia ist 27 Jahre jung, und bisher bestimmten Drogen ihr Leben. Zuviel ist in der vergangenen Zeit passiert. In der Kindheit ohne Vater aufgewachsen, die Mutter ohne Arbeit und ebenfalls drogensüchtig. Sie selbst hat mit 16 Jahren die Schule geschmissen und ist durch falsche Freunde immer tiefer in die Abhängigkeit geraten. Keine Ausbildung, kein Beruf, Schulden und kein sozialer Halt – das klang für sie alles perspektivlos. Opiate und Heroin bestimmten ihr Leben. Es war ein Weg, um vor der Realität zu fliehen. Doch jetzt sieht ihre Zukunft anders aus. Vor wenigen Monaten wurde sie schwanger. Verantwortungsbewusstsein für das neue Lebewesen in ihrem Bauch veranlasste sie, ihr Leben neu in die Hand zu nehmen. Doch die Drogenabhängigkeit ist nicht einfach zu bekämpfen. Und so schwankt sie zwischen Zuversicht und Hoffnungslosigkeit. Resignieren will sie nicht. Ihre Tochter soll schließlich nicht das gleiche Schicksal ereilen.

Hilfe bekommen Menschen mit ähnlichen Biografien bei der Suchthilfe Leverkusen in Wiesdorf. Sie vermittelt auch an andere Einrichtungen. Denn für Kindeswohl bzw. -gefährdung sind andere Ämter wie das Jugendamt zuständig. Und vor Sorge und Vorurteilen, dass das Jugendamt den Familien die Kinder wegnimmt, öffnen sich die Hilfesuchenden kaum oder brechen den Kontakt zur Suchthilfe ab.

Abhilfe soll da das Projekt „Wendepunkte“ schaffen, dass die Schnittstelle zwischen Jugendhilfe und Suchthilfe zum Schutz von Kindern suchtkranker Eltern in Kooperation des Diakonischen Werks des Kirchenkreises Leverkusen, der Suchthilfe gGmbH sowie des Fachbereiches Kinder und Jugend der Stadt Leverkusen sein soll. „Eltern in prekären Situationen haben oftmals Angst vor dem Jugendamt“, sagt Leiterin Angela Hillen. Dieses Vorurteil könne nun durch das Bindeglied „Wendepunkte“ abgebaut werden. Das Projekt wurde in den vergangenen drei Jahren von der Initiative „FitKids“ - ein bundesweites Organisationsentwicklungsprogramm für die praktische Arbeit von Drogenberatungsstellen, um eine Vernetzung mit der Jugend- und Gesundheitshilfe aufzubauen - begleitet und unterstützt. Nun ist der Beratungsprozess abgeschlossen und ein Zertifikat wurde feierlich übergeben. Marianne Strunz vom Diakonischen Werk zeigte sich erfreut. Besonders praxisnahe Coachings seien der Schlüssel zum Erfolg gewesen.

Sandra Groß, die Projektkoordinatorin von FitKids lobte die starke Zusammenarbeit der einzelnen Stellen. Leverkusen sei hier ein Vorzeigestandort und viele Städte und Kommunen könnten sich von der Leverkusener Suchthilfe, die sich für das Projekt bewarb, der Diakonie und dem Jugendamt eine Scheibe abschneiden.

Ausruhen möchten sich die Beteiligten auf dem Erfolg allerdings nicht, denn bislang galt „Wendepunkte“ nur für Eltern mit Drogenproblemen. In Zukunft soll die Hilfe auch für Familien erweitert werden, die mit Alkoholproblemen zu kämpfen haben.

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