Freiraum für Kreativität Kunst macht Schule am Meitner-Gymnasium

Leverkusen · Eine Ausstellung in der Galerie Lise zeigt Werke, die Schüler jenseits klarer Lehrplan-Grenzen geschaffen haben.

 Vernissage in der Galerie Lise: Kursleiter Alfred Prenzlow (r.) mit  Samuel Steinbach und seinem Holzschnitt. Ausgestellt werden Werke von Schülern, die im Rahmen eines Projektes des Landesprogramms „Kultur und Schule“ entstanden sind.

Vernissage in der Galerie Lise: Kursleiter Alfred Prenzlow (r.) mit Samuel Steinbach und seinem Holzschnitt. Ausgestellt werden Werke von Schülern, die im Rahmen eines Projektes des Landesprogramms „Kultur und Schule“ entstanden sind.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Ich kann keine gerade Linie zeichnen! Nicht alle Teilnehmer des Kunstkurses Q1 am Lise-Meitner-Gymnasium waren von Anfang an überzeugt. „Ich habe einige fluchen hören“, erzählt Lehrerin Kirsten Schmitz, die selbst schon an die Zusammenarbeit mit einem Künstler gewöhnt ist. Schon mehrmals war die Schule am Landesprogramm „Kultur und Schule“ beteiligt, jedes Jahr mit neuen Projekten zu verschiedenen Themen und Techniken. Aktuell sind ausgewählte Arbeiten in der Galerie Lise ausgestellt, die in unterschiedlichen Kursen jeweils vor dem Abi-Jahr der vergangenen drei Jahre entstanden sind.

Immer ging es um klassische Drucktechniken, ein Kursus arbeitete mit Radierungen im Tiefdruck, andere mit Holzschnitt (Hochdruck) und schließlich mit Lithografie (Flachdruck). „Hoch Tief Flach“ ist diese Schau überschrieben, die am Donnerstagabend von vier Schülerinnen aus dem Literaturkurs musikalisch eröffnet wurde und bis auf weiteres in den Pausen zu sehen ist.

Am Anfang stand für alle die Zeichnung. „Mit geraden und bewegten Linien sollten die Schüler erst einmal die Möglichkeiten ausprobieren, die ein Bleistift bietet“, erzählt der Zeichner und Grafiker Alfred Prenzlow, der als bildender Künstler einen ganz anderen Ansatz hat als die Kollegin im Lehramt. Sie ist schließlich an den Lehrplan gebunden, muss also sehen, dass sie ihren Stoff unterkriegt und Leistungen beurteilen kann. Denn eine Note auf dem Zeugnis wollen und brauchen schließlich alle.

Deswegen gab es zwischen den von „ Kultur und Schule“ gesponserten Doppelstunden auch immer klassische Unterrichtseinheiten in Theorie. Prenzlow dagegen bevorzugt Lernen durch den Aha-Effekt. Und das hat nach anfänglicher Skepsis tatsächlich funktioniert. Dem Galeriebesucher erschließt sich das sofort, denn gleich neben den ersten Linien-Versuchen hängen ganz konkrete und detailliert gearbeitete Zeichnungen von Teebeuteln. Ein wahrhaft großer Entwicklungsschritt.

Zeichnung allerdings ist nur die Vorstufe zu den unterschiedlichen Druckverfahren. In Zweierteams entwarfen die Schüler mit dem Bleistift ihre Motive, die anschließend (seitenverkehrt!) auf die Druckplatte übertragen werden musste. Das schafft nur, wer mit dem Stift sicher umgehen kann.

Ein Kursus hat sich mit dem Thema Porträt beschäftigt und zunächst Selfies geschossen, um davon den Schritt zurück zur Studiofotografie zu gehen, die schließlich die reduzierten Vorlagen für den groberen Holzschnitt boten. „Mich interessiert dabei mehr die Kunst“, sagt Alfred Prenzlow. Und künstlerisch ergebe sich nunmal aus jedem Schritt eine neue Fragestellung, während es im normalen Schulunterricht ganz genaue Arbeitsanweisungen gibt.

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