Kultur KlassikSonntag – Beethoven zum Zehnjährigen

Leverkusen · Feiner und zugleich frischer kann man nicht Geburtstag feiern. Zum Zehnjährigen des Veranstaltungsformats KlassikSonntag spielte die Westdeutsche Sinfonia Leverkusen am Sonntag eine traumhafte Fassung von Ludwig van Beethovens siebter Sinfonie A-Dur.

 Alberto Ferro ist gerade mal 22 Jahre alt. Dennoch hat er das Publikum beim vergangenen KlassikSonntag direkt in seinen Bann gezogen. Der Applaus der Zuhörer holte ihn gleich dreimal wieder zurück auf die Bühne.

Alberto Ferro ist gerade mal 22 Jahre alt. Dennoch hat er das Publikum beim vergangenen KlassikSonntag direkt in seinen Bann gezogen. Der Applaus der Zuhörer holte ihn gleich dreimal wieder zurück auf die Bühne.

Foto: KulturStadtLev/KulturSTadtLev

So pointiert und nuanciert, dann wieder von ungetrübter Spielfreude getrieben und mit extremen dynamischen Unterschieden ließ Dirigent Dirk Joeres dieses so bekannte Werk wieder neu erscheinen. Ließ die Zuhörer an seinen musikalischen Entdeckungen im Detail teilhaben, hielt seine Musiker zum leicht tänzelnden Dialog und dann wieder zu lyrischen Momenten an. Er ließ sie ins kaum noch hörbare Pianissimo zurückgehen und führte sie in energiegeladenes Fortissimo. Das war ein niveauvoller Spaß für die Hörer, die gebannt im großen Forumsaal lauschten, und jedenfalls auch für die Musiker seines Orchesters, das sich an diesem Abend wieder einmal in Höchstform zeigte.

Die ließen allerdings danach noch nicht die Sektkorken knallen, denn da musste noch weiter gearbeitet werden für die Aufnahme einer CD, die wieder mit einer Erläuterungs-DVD erscheinen soll – im Prinzip das Modell KlassikSonntag fürs Wohnzimmer. Da gab es nach dem Konzert noch Stellen des Live-Mitschnitts zu perfektionieren, damit sie den strengen Ansprüchen des CD-Hörers genügen. Auf jeden Fall die rauschende Steigerung in den Schlussakkord, denn der war im Konzert von spontanem Applaus und Bravo-Rufen erstickt worden.

Als Dirk Joeres 2007 sein Konzept für einen Tag im Zeichen der Musik vorstellte, habe man noch gezweifelt, ob sich das umsetzen ließe, erinnerte Bürgermeister Bernhard Marewski, der anstelle einer Ouvertüre zum erfolgreichen ersten Jahrzehnt KlassikSonntag gratulierte. Fachpresse und Rundfunk stellten 2008 das neue Leverkusener Modell vor, das vor dem eigentlichen Konzert eine lehrreiche und unterhaltsame multimediale Einführung (Wer mehr weiß, der hört auch mehr), ein passendes Themenmenü und bei einer öffentlichen Probe den Blick in die Werkstatt anbietet. Er bedankte sich für wunderbare Konzerte und Erfahrungen bei diesem „Auftakt ins zweite Jahrzehnt KlassikSonntag“.

Zum Glück scheint auch die Absicherung der Finanzierung gelungen, an der dieses feine Orchester mehrfach zu zerbrechen drohte. An der Qualität indes hat es niemals Zweifel gegeben. Das erste von vier Konzerten in der begonnenen Spielzeit war ein weiterer Höhepunkt in der 30-jährigen Geschichte der WSL, die sich auch als Partner von Solisten als engagiert wie einfühlsam erweist. Dieses Mal mit Beethovens Klavierkonzert Nr.4 in G-Dur, bei dem Orchester und der junge italienische Pianist Alberto Ferro so wunderbar feinfühlig in Dialog traten. Virtuos und forsch, auf der anderen Seite musikalisch sensibel mit butterweichem Anschlag hatte der gerade 22-Jährige das Publikum sofort gewonnen. Als ihn der Applaus zum dritten Mal wieder auf die Bühne holte, legte er dann noch eine wahnwitzige Debussy-Toccata nach.

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