In der Remigiuskirche Johannespassion emotional und glaubhaft aufgeführt

Opladen · Ergriffen und noch völlig gebannt von der eindringlichen Musik Johann Sebastian Bachs warteten die Besucher in der Remigiuskirche einen Augenblick, bevor sich die in zwei Stunden aufgebaute Anspannung im verdienten Applaus löste.

 Eindrucksvoller Auftritt in der Remigiuskirche: Die Chorgemeinschaft Marienschule, Collegium Marianum und Solisten intonierten die Johannespassion.

Eindrucksvoller Auftritt in der Remigiuskirche: Die Chorgemeinschaft Marienschule, Collegium Marianum und Solisten intonierten die Johannespassion.

Foto: Uwe Miserius/Use Miserius

Unter der Leitung von Thomas Brückner haben die Chorgemeinschaft Marienschule, Collegium Marianum und Solisten am Samstagabend eine anrührende und emotionale Aufführung der Johannespassion realisiert. Nicht mit aufgesetzter Dramatik oder manierierten Effekten, sondern einfach glaubhaft und überzeugend vermittelt von Sängern und Instrumentalisten, die sich mit Aussage und Musik identifizierten.

Solide vorbereitet war die Chorgemeinschaft, in der Lehrer, Eltern, Ehemalige und Freunde des Gymnasiums gemeinsam singen. Wach und engagiert vor allem in den Turba-Chören, in denen sie blitzschnell reagieren und verschiedene Rollen der Leidensgeschichte Jesu zu schlüpfen haben. Mit dem Einsatzton fanden die Chorsänger auf das Stichwort des Evangelisten sofort den jeweiligen Charakter der manchmal nur kurzen Einwürfe. Bohrend sangen sie als aufgehetzter Mob „Wäre dieser nicht ein Übeltäter“, aufgebracht „Wir dürfen niemand töten“, schneidend die „Kreuzige“- Rufe und tobend: „Nicht diesen sondern Barrabam.“ Hämisch den Spott der Kriegsknechte („Sei gegrüßet, lieber Jüdenkönig“) und hektish zischend deren Würfelspiel um Jesu Rock („Lasset uns den nicht zerteilen“). Oder eiskalt in einer korrekten Fuge den Einwand der Hohenpriester „Wir haben ein Gesetz“.

Schlicht und deutlich distanzierter setzten sie die Choräle ab, in denen die Chorstimmen – manchmal unmittelbar – in die Rolle der gläubigen Gemeinde wechseln. Souverän kamen auch die beiden großen Chöre zum Eingang und am Schluss, als sie in warmen und weichen Harmonien den würdigen Begräbnisgesang „Ruht wohl ihr heiligen Gebeine“ anstimmten. Und schließlich als Epilog das zuversichtliche klingende Statement, das über das Passionsgeschehen und den irdischen Tod hinausweist auf die österliche Auferstehung und das himmlische Leben der Erlösten (Ach Herr, lass dein lieb’ Engelein).

Das von Konzertmeister Martin Ehrhardt zusammengestellte Barockorchester mit alten Instrumenten entwickelte einen ausgewogenen, warmen und runden Sound und gestaltete den Orchesterpart ausgesprochen aktiv und emotional. Dazu begeisterten die Solisten. Zuerst Thomas Poplutz als Evangelist, mit dessen Qualität die Aufführung einer Passion einfach steht und fällt. Er gestaltete seinen Part mit packender Intensität und Ausdrucksstärke, deklamierte dabei so deutlich, dass nicht eine Silbe des Erzähler-Textes verloren ging. Ebenso stark in den Rezitativen als Jesus wie in den Bass-Arien begeisterte Klaus Mertens. Sopranistin Theresa Szorek, eine ehemalige Marienschülerin, beglückte mit ebenso leichter wie weicher Höhe und Alexandra Thomas mit zwei wärmenden Alt-Arien. Kurzfristig eingesprungen war Maximilian Haschemi in den Rollen des Petrus und Pilatus.

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