Leverkusen 2030 - die Zukunft der Schulen Schneller Abschied von der „Kreidezeit“

Wie sieht Leverkusen im Jahr 2030 aus? In einer neuen Serie blicken wir nach vorn und beginnen mit den Schulen.

 Laptops im Unterricht sollen künftig Standard sein.

Laptops im Unterricht sollen künftig Standard sein.

Foto: dpa/Daniel Reinhardt

In Leverkusenes Schulen hat die Zukunft längst begonnen. Das Ende der „Kreidezeit“ ist absehbar. Etwa 200 interaktive Tafeln, die sich per Fingerdruck auf den Monitor bedienen lassen und in Sekundenschnelle Netzinhalte auf den Bildschirm projezieren, sind an den 45 Schulstandorten bereits installiert worden. Das Ziel ist klar gesteckt: Jeder Klassenraum soll ein solches „Active Board“ oder eine andere digitale Projektionseinheit erhalten. Ein möglichst breiter Pool an Geräten, etwa Tablets, soll den Schülern zur Verfügung stehen, damit sie sich in den digital bestimmten Unterricht einbringen können. Konkrete Zeitvorgaben gibt es dafür nicht. Auch, ob es 2030 überhaupt noch Klassenräume gibt, wie wir sie heute kennen, ist nicht sicher zu sagen. Viele neue Ideen zielen in andere Richtungen.

Für Carolin Maus, Fachbereichsleiterin Schulen, ist wichtig, dass die Zukunft der Schulen flexibel ausgerichtet ist und sie ihre jeweiligen Profile und Schwerpunkte umsetzen können. „Bei Sanierungen achten wir darauf, dass alles möglich bleibt.“ Dabei denkt die Fachbereichsleiterin zunächst mal an die Technik. Flächendeckendes Wlan gehört ebenso dazu wie die Installation kabelgebundener Netzwerke. Zwei Steckdosen, eine für den Overheadprojektor und eine für den Staubsauger der Putzfrau, war gestern. Heute sind bei Sanierungen oder Neubauten neben Datendosen rund acht Steckdosen Standard. Alle weiterführenden Schulen der Stadt sind bereits ans Glasfasernetz mit den deutlich schnelleren Leitungen angebunden, bis Ende 2021 sollen auch alle übrigen Schulgebäude folgen.

Dabei ist manches leichter gesagt als getan, weiß Georg Eiteneuer, der für die IT-Ausstattung der Schulen zuständig ist. „EDV wird in der Regel nicht für Schulen gebaut, sondern  für das Business.“ Mit Leitungen und Steckdosen allein ist es für den IT-Experten nicht getan, das komplette System muss passen und verlässlich arbeiten. „Der Lehrer muss wissen, ich drücke auf den Knopf, und es funktioniert“, sagt Eiteneuer.

Schule verändert sich, und veränderte pädagogische Anforderungen  und Lehrpläne erfordern auch eine veränderte Architektur. Mit der Kreidetafel könnte bald auch das althergebrachte  Klassenzimmer verschwinden. Im digitalen Zeitalter brauchen Schüler andere Fähigkeiten.  Der Medienkompetenzrahmen NRW zeigt die Richtung: „Es ist eine Matrix, die in Kernlehrpläne übergeht“, sagt Tobias Oppenhäuser. Er ist Medienberater im Kompetenzteam Lehrerfortbildung. „Reiner Wissenserwerb tritt in den Hintergrund, weil Wissen im Informationszeitalter überall präsent ist“, sagt der Pädagoge. „Es geht vielmehr darum, das Wissen produktiv umzusetzen.“ Zudem sei in Zeiten von Fakenews und Filterblasen ein kritischer Umgang mit der Netzwelt gefragt. Zugleich bleibe aber der Erziehungsauftrag der Schulen erhalten und gewinne sogar an Bedeutung. „Der Lehrer“, sagt Oppenhäuser, „muss nicht nur Lernorganisator, sondern auch Sozialmanager sein.“ Die Schule mit Homeoffice sei auch in Zukunft nicht vorstellbar.

Abschied vom Klassenzimmer?  Anfänge gibt es bereits. In Leverkusen werden Schulen in „Clusterbauweise“ gebaut. „Wir wollen weg von der Flurschule“, sagt Fachbereichsleiterin Maus. Das bedeutet: Räume werden neu geordnet. Der einst „tote“ Flur, an den sich im strengen Schema Klassenräume angliedern, wird zum Lernort und auch räumlich neu bestimmt. Lerninseln entstehen, Glaswände sorgen für mehr Durchblick und erleichtern Lehrern die Aufsicht.

Oppenhäuser geht noch einen Schritt weiter: Müssen Schulräume rechtwinklig sein? Das Beispiel eines Hamburger Schulneubaus zeige: Sie müssen nicht. „Es geht darum, alte Strukturen aufzubrechen“, sagt Oppenhäuser. In der Pädagogik, der Technik, der Architektur. Die Zukunft hat also begonnen, 2030 ist gar nicht mehr so fern.

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