„Alles Farbe!“ Sammlung Morsbroich zeigt ihre Schätze

Werke aus dem Bestand werden in der Ausstellung „Alles Farbe!“ aktueller Kunst gegenüber gestellt. Jörn Stoya hat die Schau entwickelt.

 Jörn Stoya hat die Ausstellung in Schloss Morsbroich zusammengestellt.

Jörn Stoya hat die Ausstellung in Schloss Morsbroich zusammengestellt.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Immer wieder wird bedauert, dass die hochkarätige städtische Sammlung Morsbroich größtenteils im Depot schlummert, sofern die Arbeiten nicht gerade verliehen wurden. Von Sonntag an gibt es endlich wieder Gelegenheit, ausgewählte Stücke aus der Nähe zu betrachten. Nicht als willkürlich zusammengesetzte Bestandsschau, sondern ganz gezielt in der Auseinandersetzung mit aktueller Kunst, beziehungsweise umgekehrt.

So wie Sammlungsstücke immer wieder in unterschiedlichen Kontexten präsentiert werden, erinnert Stefanie Kreuzer als Hauptkuratorin. Und sie versichert: „Diese Ausstellung richtet sich an alle Sinne, dazu brauche ich kein kunstgeschichtliches Wissen.“ Wenngleich das selbstverständlich einen Mehrwert bringt, weswegen sich der geführte Rundgang empfiehlt, den das Museum Morsbroich jeden Sonntag um 15 Uhr anbietet.

Gleich im zentralen Eingangsraum sind zwei ausgesprochen bekannte Arbeiten aus dem Bestand zu sehen: ein schwarzes Mobile von Alexander Calder (1942) und das berühmte „Monochrome bleu“ von Yves Klein, das als Farbe sogar patentiert ist. Als Jörn Stoya über die passende aktuelle Ergänzung nachgedacht hat, ging es ihm einerseits darum, das Moment der Leichtigkeit und der Bewegung aufzunehmen, das Calders schwebende Arbeit vermittelt. „Dabei geht es um Licht“, sagt er und hat deswegen auf seinen Leinwänden Leerräume gelassen, die Luft zum Atmen bieten. Zum anderen fasziniert ihn eine  intensive Farbigkeit wie beim Yves Klein.

Die erreicht er in seinen Bildern, indem er nur das reine Pigment ohne jegliche Bindemittel benutzt und das Pulver direkt mit der Hand auf den Untergrund aufträgt und das Bild am Ende nur fixiert. Im Gegensatz zu den klaren, puristischen Formen der beiden Bezugspunkte lässt er seine Farbfelder teils überlappen. Eigentlich sei er in jedem Raum etwas anders an die Aufgabe der Auseinandersetzung mit 50 oder gar 100 Jahre alten Kunstwerken gegangen, sagt Jörn Stoya, der sich besonders für die oberen Etage eine regelrechte Dramaturgie überlegt hat.

Dabei hat er sogar den Weg über die Empore gewählt, der den Blick auf den üppig gestalteten barocken Spiegelsaal erlaubt und somit vorbereitet auf das kleinste Kabinett, in das er ein üppiges, frühes Gemälde des „Hausmalers“ (Stoya) Georg Baselitz hängte und sogar mit einer eigenen farbstarken Arbeit begrenzte. Mal hat Stoya die Interaktion gesucht, mal kommentiert, mal ergänzt oder einen Gegenpol geschaffen wie mit seinen leichten silbrigen Leinwänden als Antwort auf das massive schwarze Riesenformat von Imi Knoebel. Die „Flachheit“ der flower power-Arbeit von Andy Warhol (eine Folge von zehn Farbserigrafien „Flowers“ aus einer Privatsammlung im Museum Morsbroich) reizte ihn zu Bildern mit räumlicher Tiefe, in denen sich hinter den Farben noch etwas verbirgt. Die sachliche Strenge einer quadratischen Bodenarbeit aus weißem Marmor von Carl Andre („Marble Piece“) relativierte er durch seine ebenfalls geometrische angeordneten leuchtend farbigen Flächen. Der letzte Raum des Rundgangs ist als Hommage an Bernard Frize zu sehen.

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