Rhein-Berg 206 zugedröhnte Autofahrer

Rhein-Berg · Durch einen Urintest und die Sensibilisierung der Beamten schnappt die Kreispolizei vermehrt Verkehrsteilnehmer unter Drogeneinfluss. Aber: Unfallfahrern mit Rauschgift im Blut kommt häufig niemand auf die Schliche.

Hat der Gegenüber gerötete Bindehäute? Sind seine Pupillen verkleinert oder erweitert? Wie artikuliert und verhält er sich? Was verrät der Innenraum seines Autos über ihn? Solchen Fragen gehen die Beamten der Kreispolizei inzwischen bei Verkehrskontrollen verstärkt nach. Nachdem Fahrer unter Drogeneinfluss über viele Jahre sehr gute Chancen hatten, ungestraft davonzukommen, sehen sich die Ordnungshüter nun gerüstet für die Jagd nach Rauschgift-Fahrern.

Überprüft wird, wer auffällt

Zahlen belegen die Einschätzung: Wurden 2006 kreisweit 32 Fahrer mit Betäubungsmitteln im Blut erwischt, waren es 2007 60 und 2008 schon 206. Neben der Sensibilisierung der Beamten hat an dieser Steigerung ein Ende 2007 eingeführter Schnelltest Anteil. Statt (wie zuvor und teilweise heute noch) im Speichel suchen die Beamten bei Kontrollen vor allem im Urin nach Spuren von Drogen. Der Test sei verlässlicher, weil er im Blut geringere Wirkstoffmengen aufspüre als sein Vorgänger, erklärt Lennerts.

"Getestet wird aber nicht mit der Gießkanne", umschreibt der Beamte vom Verkehrsdienstes. Soll heißen: Nur wer Auffälligkeiten im Gespräch mit der Polizei zeigt, wird überprüft. Bestätigt der Test — er schlägt bei Cannabis, Kokain, Opiaten und Amphetaminen an — den Verdacht, geht es zu Wache, zur Entnahme einer Blutprobe. Denn alleine diese ist rechtlich relevant.

Zwar flogen bei Kontrollen im Rheinisch-Bergischen Kreis im vergangenen Jahr erstmals mehr Drogen- als Alkoholfahrten auf. Unfälle unter Rauschgifteinfluss wurde dagegen nur 14 registriert (Alkohol: 134). Eine niedrige Zahl, in Anbetracht der Einschätzung der Polizei, dass mit der Einnahme von Betäubungsmitteln das Unfallrisiko um fast das Zehnfache steigt. "Wir arbeiten daran, diese Quote zu steigern", merkt der Leiter der Polizei-Verkehrsdirektion Hans-Dieter Husfeldt an. Dies sei aber schwierig, weil nach Unfällen Stresssituationen entstünden, die das Entlarven der Fahrer deutlich erschwere.

Das Abgeben von Urinproben an Kontrollstellen gestalte sich hingegen "unproblematisch", sagt Lennerts. Zwar sei es nicht immer einfach, den Spagat zwischen Diskretion und Überwachung zu schaffen. Aber in der Regel finde sich ein blickdichter Winkel auf einem Parkplatz oder eine öffentliche Toilette. "Notfalls nehmen wir die Person mit auf die Wache und lassen sie dort die Probe abgeben." Aber womöglich sind solche Unannehmlichkeiten bald überflüssig: Die Kollegen seien schon so gut geschult im Erkennen von Drogenfahrern, merkt Husfeldt an, "dass der Urintest in einigen Jahren nicht mehr nötig ist." Dann geht es ohne Umweg zur Blutprobe.

(RP)
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