Glasfaserausbau Leichlingen auf dem Weg zur „Smart City“

Leichlingen · Aktuell schreitet der Ausbau des Glasfasernetzwerks mit Anschlüssen bis ins Haus voran. Die Nachfrage hängt allerdings stark von der Bevölkerungsstruktur vor Ort ab.

 Lang ersehnter Kabelsalat: Nach Witzhelden, wo der Ausbau des Glasfasernetzwerkes fast abgeschlossen ist, wird derzeit in Krähwinkel gebaut (Symbolbild).

Lang ersehnter Kabelsalat: Nach Witzhelden, wo der Ausbau des Glasfasernetzwerkes fast abgeschlossen ist, wird derzeit in Krähwinkel gebaut (Symbolbild).

Foto: dpa/Patrick Pleul

Wie weit ist Leichlingen noch davon entfernt, zur „Smart City“ zu werden? Zu einer Stadt, die digitale Technik in fast allen Bereichen entwickelt und nutzt? Geht es nach Reiner Pliefke, städtischer Breitbandbeauftragter, schafft Leichlingen aktuell zumindest die Voraussetzungen dafür.

In Witzhelden wurde im vergangenen Jahr mit dem Ausbau des Glasfasernetzwerkes begonnen und großteils abgeschlossen. Aktuell wird in Krähwinkel gebaut. Die Haushalte, die sich dort dazu entschlossen haben, könnten schon in diesem Frühjahr an das sogenannte „Fibre to the building“ (FTTB) – Glasfaser bis ins Haus – angeschlossen sein. Parallel läuft die Vorvermarktung neuer Gebiete durch den Netzwerkanbieter Novanetz, beispielsweise in Ober- und Unterbüscherhof, aber auch an der Landrat-Trimborn-Straße, rund um das ehemalige Gehrke-Haus und im Vogelviertel samt Hüschelrath. „Die Resonanz ist allerdings sehr unterschiedlich“, berichtet Pliefke. Offenbar hängt der Wunsch nach schnellem Internet stark von der Bevölkerungsstruktur in den jeweiligen Straßen ab: Steigt beispielsweise das Durchschnittsalter, nimmt das Interesse nicht immer, aber doch tendenziell ab.

Zu überlegen sei deshalb, künftig die Bereiche, in denen das Glasfasernetzwerk vermarktet werde, noch kleinteiliger und nach Straßenzügen aufzuteilen, um nach einer erfolgreichen Vorvermarktung tatsächlich in die Umsetzung zu kommen, sagt der Breitbandbeauftragte. Dabei, so betont er, sei das schnelle Internet alles andere als nur etwas für junge Leute: „Die Telemedizin, wo Patient und Arzt über das Internet miteinander sprechen, wird zunehmen“, prognostiziert Reiner Pliefke. In der Pandemie kommunizieren vielen Großeltern bereits heute über das Internet mit ihren Enkeln und das Angebot an Streaming und „TV on demand“, das ebenfalls eine schnelle Internetanbindung voraussetzt, wird wachsen. „Ich rechne damit, dass wir in zwei bis drei Jahren in Leichlingen ein flächendeckendes Glasfasernetzwerk haben werden“, sagt Pliefke.

Für rund 400 Adressen, die nicht wirtschaftlich angeschlossen werden können, hat die Stadt Fördermittel bei Land und Bund beantragt. Davon sollen künftig Ortschaften wie Diepental, Brachhausen, Fähr, Wietsche oder Wersbach profitieren. Leichlingen sei damit im Vergleich zu anderen Städten im Kreis weit vorne. „Der Kreis fängt jetzt mit der Entwicklung des Masterplans an, wie die Haushalte mit FTTB versorgt werden können. Das haben wir 2017 gemacht“, betont der Breitbandbeauftragte.

Er denkt deshalb schon einen Schritt weiter, hat eine Vision, wie die „Smart City Leichlingen“ künftig aussehen könnte: Mit einem flächendeckend guten Internet wären beispielsweise Büroflächen für sogenanntes Co-Working eine sinnvolle Option, auf denen unter anderem Freiberufler, kleinere Startups oder „digitale Nomaden“ flexibel arbeiten könnten. Müllabfuhrtermine ließen sich individualisieren, wenn die (dann vernetzten) Tonnen selbstständig Informationen über ihren Füllstand versendeten.

Mit schnellem Internet machte auch ein digitales Stadtinformationssystem mit Informationstafeln beispielsweise am Bahnhof, Busbahnhof oder im Brückerfeld Sinn. Intelligente Straßenbeleuchtung, intelligente Verkehrslenkung und Parklösungen sowie nicht zuletzt öffentliches WLAN sind weitere Gedankenspiele Pliefes rund um die Möglichkeiten, die das Glasfasernetzwerk kurz- bis mittelfristig auch in Leichlingen bieten sollte.

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