Leichlingen Apfel des Jahres kommt aus Witzhelden

Witzhelden · Vor 150 Jahren hat ein Witzheldener Lehrer den Kaiser Wilhelm-Apfel entdeckt. Diese alte Sorte ist nicht nur zum Apfel des Jahres gekürt worden. Bürgermeister Frank Steffes pflanzte gestern einen Baum dieser Sorte am Staderhof neu an.

 Mechthild und Theo Morgenschweins (v.l.), Carina Pfeffer und Bürgermeister Frank Steffes bei der "Apfel-Taufe".

Mechthild und Theo Morgenschweins (v.l.), Carina Pfeffer und Bürgermeister Frank Steffes bei der "Apfel-Taufe".

Foto: Miserius, Uwe

Der Volksmund hat es ja schon immer gesagt: "Ein Apfel am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen" und "ein Apfel pro Tag, mit dem Doktor kein' Plag": Das wissen Eltern und Kinder schon seit Jahrhunderten. Allerdings verschwinden immer mehr alte Apfelsorten von den Obsttellern. Deshalb hat der Pomologen-Verein Nordrhein-Westfalen in diesem Jahr den Apfel "Kaiser Wilhelm" zur Obstsorte des Jahres gekürt. Für Leichlingen hat das eine besondere Bedeutung: Entdeckt hat den Apfel nämlich vor 150 Jahren der Witzheldener Hauptlehrer und Obstbaufachmann Carl Hesselmann.

Um an die alte Sorte zu erinnern, hat der Verein gemeinsam mit Bürgermeister Frank Steffes gestern unterhalb des Staderhofes einen Kaiser-Wilhelm-Apfelbaum auf die Wiese gepflanzt. Wenn sich der hochstämmige Baum ordentlich entwickelt und eine Krone aufbaut, können dort in gut fünf Jahren Anfang Oktober die ersten Äpfel geerntet werden.

Das Obst gehört zu den großen Apfelsorten, die markante Schale leuchtet dunkel- bis purpurrot. Das Fruchtfleisch des Apfels ist gelblich-weiß und fest, frisch gepflückt schmeckt er meist noch ein bisschen säuerlich-süß. "Süß schmeckt er", verkündete Bürgermeister Frank Steffes nach einer ersten Geschmacksprobe. Bauhofleiter Jürgen Scholze fand ihn und den daraus gepressten Saft vor allem eines: lecker. "Dieser Apfel ist sowohl für den sofortigen Verzehr, als auch für einen Apfelkuchen geeignet", sagte Carina Pfeffer vom Vorstand des Pomologen-Vereins NRW. Ein Rezept des Apfelauflaufs ihrer Großmutter hatte sie gleich zur Hand, mit Vanillesoße soll er nahezu perfekt sein.

Doch worin unterscheidet sich eine alte Apfelsorte wie Kaiser Wilhelm nun von "modernen" Äpfeln, die es im Supermarkt zu kaufen gibt? "Die heutigen Äpfel stammen alle von fünf Apfelsorten ab, so dass die Genvielfalt verloren geht", erklärte Carina Pfeffer. Dadurch entstünden Obst-Krankheiten, die mit viel Chemie bekämpft werden müssten.

Das Bratapfelfest in Leichlingen 2013
14 Bilder

Das Bratapfelfest in Leichlingen 2013

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Der Kaiser-Wilhelm-Apfel aber sei beispielsweise gegen Schorf und Mehltau relativ widerstandsfähig. Nicht so gern mag er schwere oder nasse Böden. Dafür ist die Sorte mit ihrem starken Wuchs eine typische Apfelsorte für die Streuobstwiese, die leuchtend gefärbten, großen Früchte sind ein echter Hingucker. Einen Vorteil für die Gesundheit bringen alte Apfelsorten übrigens von Natur aus mit: Sie sind oftmals besonders verträglich.

Ein Problem hat aber, wer sich einen Kaiser-Wilhelm-Apfelbaum in den heimischen Garten pflanzen möchte: Die nächstgelegene Baumschule, die die alte Sorte verkauft, ist in Alfter bei Bonn. Aber der Apfel ist es wert.

(RP)
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