Obsternte in Leichlingen Äpfel wurden für tausende Euro bewässert

Leichlingen · Obstbauer Michael Altmeyer freut sich über eine richtig gute Apfelernte. Doch bis dahin war der lange Sommer extrem arbeitsintensiv.

 Michael Altmeyer freut sich über eine prima Apfelernte.

Michael Altmeyer freut sich über eine prima Apfelernte.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Er war Segen und Fluch zugleich: der heiße Sommer 2018. Die Einen freuten sich über die sonnigen Tage im Freien, Andere sehnten sich nach Abkühlung. Auch die Landwirte hatten ihre Probleme. Viele haben wegen der langen Trockenzeit mit hohen Ernteeinbußen zu kämpfen, andere, wie Obstbauer Michael Altmeyer, freuen sich dagegen über einen satten Ertrag – obwohl ein deutlicher Mehraufwand dafür betrieben werden musste.

Seit 35 Jahren ist Michael Altmeyer in der Landwirtschaft tätig. Auf mehreren Hektar Land in Staderhof, Leysiefen und Stöcken baut er verschiedene Obstsorten an, wie Äpfel, Birnen, Pflaumen und Erdbeeren. „Meine Erdbeerenernte wurde durch den Starkregen und das Hochwasser in Leichlingen komplett überschwemmt“, erzählt der 56-Jährige, „aber mit der Menge der Apfelernte bin ich diesmal sehr zufrieden.“

Zigtausend Tonnen Äpfel konnte Altmeyer nun ernten. „Wir hatten diesmal eine sehr kompakte Ernte.“ Was er damit meint: „Statt die Äpfel in einem Zeitraum von etwa zweieinhalb Monaten zu pflücken, mussten wir sie innerhalb von sechs bis sieben Wochen ernten.“ Der satte Ertrag war allerdings auch nur möglich, weil Altmeyer auf die lange Trockenperiode reagierte. „Zum ersten Mal in den letzten 40 Jahren mussten wir die Apfelbäume zusätzlich bewässern.“ Dafür wurden in seiner sechs Hektar großen Apfelplantage (so groß wie achteinhalb Fußballfelder) erstmals Tropfschläuche auf einer Länge von 15 Kilometern verlegt. „Ein riesiger Aufwand“, sagt der 56-Jährige, „der sich aber gelohnt hat.“

Insgesamt 24 Sorten, von Berlepsch, und Boskoop über Elstar und Gala bis hin zur Rubinette, baut Altmeyer an und vermarktet sie nahezu vollständig selbst. „Besonders beliebt ist derzeit die Sorte Wellant, ein Anti-Allergie-Apfel“, berichtet der Obstbauer.

Jede Sorte habe ihre eigene Zucht- und Qualitätsanforderung. Gemeinsam hatten sie in diesem Jahr aber die erhöhte Bewässerung und ein angepasstes Schnittmaß. „Normalerweise bekommen die Apfelbäume einen speziellen Sommerschnitt, damit alle Früchte ausreichend Sonne abbekommen.“ Weil die Sonnentage aber diesmal zahlreich waren und die Temperaturen hoch, „mussten wir einige Schattentriebe stehen lassen, sonst hätten die Äpfel Sonnenbrand bekommen und aus ihnen wäre Apfelmus geworden.“ Früchte, die nicht den Qualitätsanforderungen für den Verkauf entsprechen, werden zu Saft verarbeitet. „Es gab auch den Versuch Apfelchips daraus zu machen, aber dafür gibt es keinen so großen Markt.“ Auch Apfelkraut oder Gelee werde nur begrenzt abgesetzt.

Auf Wetterextreme müssten sich Obstbauern künftig wohl einstellen: „Wir müssen mit den steigenden Temperaturen klarkommen und uns so gut wie möglich gegen Ernteeinbußen schützen“, merkt der Leichlinger an.

Über seine Obstbäume spannt Altmeyer beispielsweise Hagelschutznetze, hat eine spezielle Versicherung, die bei Hagelereignisse die Kosten übernimmt. „Die Prämien steigen dadurch erheblich sowie der gesamte Aufwand höher wird.“ Hinzu komme, dass die Ernte arbeitsintensiver werde und Arbeitskräfte fehlen, weniger Pflanzenschutzmittel genutzt werden dürfen und die Arbeit mit Freischneidern zwar ökologisch sinnvoll, aber auch deutlich aufwendiger sei.

„Wir arbeiten heute viel mehr mit mechanischen Hilfsmitteln als noch vor zehn Jahren“, sagt Michael Altmeyer. Das Obst würde dadurch zwar nicht teurer, aber auch nicht billiger. Allein die Kosten für die Bewässerung, die seine diesjährige Ernte letztendlich gerettet hat, schätzt Altmeyer auf einen fünfstelligen Betrag.

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