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Baumberg Zwei Monheimer blasen zum Alpenglück

Baumberg · Wer dienstags vormittags am Auenweg in Düsseldorf-Hellerhof spazieren geht, kann mit etwas Glück die Klänge zweier Alphörner vernehmen.

 Rainer Bonn (l.) und Wolfgang Schmidt sind in Hellerhof fündig geworden. Die beiden Mitglieder der Jagdhornbläser Monheim spielen jeden Dienstagvormittag, wenn das Wetter schön ist am Ende des Auenweges.

Rainer Bonn (l.) und Wolfgang Schmidt sind in Hellerhof fündig geworden. Die beiden Mitglieder der Jagdhornbläser Monheim spielen jeden Dienstagvormittag, wenn das Wetter schön ist am Ende des Auenweges.

Foto: vam

Bei gutem Wetter lassen Wolfgang Schmidt aus Baumberg und Rainer Bonn aus Monheim ihre Hörner vom Hügel am Ende des Weges Richtung Urdenbach erschallen.

Traditionell spielt man Rufe, aber das Repertoire ist mit der Zeit gewachsen. "Mit dem Alphorn spielen wir ganze Messen", sagt Schmidt: "Ich spiele Ihnen mal eine CD vor, da können Sie hören, was man damit alles anstellen kann." Gleich im ersten Stück schmettern die Alphörner rasche Tonfolgen, wie man es sonst nur von Hörnern aus dem Orchester gewohnt ist, im zweiten begleitet das Alphorn Volksmusik, und im dritten sind es dann die getragenen Melodien. Neben dem Grundton kann man zwölf weitere Töne spielen, wobei der Grundton und zwei weitere Töne meist unsauber klingen; selbst bei den professionellen Musikern auf der CD sind manche Töne beim Anblasen nicht ganz sauber. Da es keine Grifflöcher, Klappen oder Ventile gibt, müssen alle Töne mit dem Mund geformt werden. Das erfordert regelmäßiges Üben. "Sonst verlieren die Lippen die Spannung", sagt Schmidt.

Bonn spielt nicht nur Hörner, er sammelt sie auch. Die Schweizer Alphörner sind meist in Ges-Dur und messen 3,40 Meter, während Hörner in F-Dur, wie sie in Deutschland und Frankreich üblich sind, eine Länge von 3,60 Meter haben. Sie sind in der Mitte zusammengesteckt und können in zwei, manchmal sogar in drei Teile zerlegt werden. Das hat zwei Vorteile: Zum einen lassen sie sich so leichter transportieren, zum anderen kann man durch Verwendung eines 20 Zentimeter längeren Mundrohrs das Ges-Horn einfach in ein F-Horn verwandeln. Außerdem hat Bonn ein Bayrisches Horn in B, das nur auf 1,30 Meter kommt, und ein Midwinter-Horn, das in der Gegend von Twente und Geldern beheimatet ist. Nicht zu vergessen das Büchel, das wie eine Trompete geformt ist, sowie ein Horn aus Tibet, das - anders als die übrigen - nicht aus Holz, sondern aus Blech gefertigt ist.

"Mir ist das Alphorn das erste Mal begegnet, als ich mit meiner Frau am Simplon-Pass übernachtet habe", erinnert sich Schmidt. "Da haben wir abends spät noch einen Spaziergang gemacht, und als ich von Weitem Alphörner hörte, da dachte ich: Das wär's!" Es dauerte dann aber noch bis Mitte der 1990er Jahre, bis er sich ein eigenes Alphorn zulegte, ein F-Horn aus den Vogesen. Bei Bonn begann die Leidenschaft für Alphörner 1987: Er hatte eine Zeitungsanzeige entdeckt und sich zu einem Kursus in der Schweiz angemeldet. Getroffen haben sich die beiden in der Jagdhorn-Bläsergruppe Monheim. Seit zehn Jahren treten sie mit auf, wenn der Jagdhornkreis aus Ratingen eine Hubertusmesse aufführt. Begonnen hatte es damit, dass sie vor der Messe für Jagdhörner einige Stücke auf ihren Alphörnern spielen sollten. Seitdem haben sie in Monheim eine und in Baumberg zwei Messen für Alphorn geblasen.

Bald fand sich ein Kreis von Alphornspielern zusammen: Anfangs waren sie zu fünft, jetzt sind sie zu viert. Einmal im Monat spielen Bonn und Schmidt mit zwei Damen aus Ratingen in Düsseldorf. Geübt wird bei Schmidt im Keller oder auf dem Dachboden. Gemeinsames Musizieren kam unter Alphornbläsern erst um 1930 oder 1940 auf. Möglich wurde es erst auf maschinell gefrästen Hörnern, denn in Handarbeit hergestellte Instrumente können nicht mit solcher Präzision gefertigt werden, dass sie im Ton gleich sind; abweichende Töne würden einen hässlichen Missklang erzeugen. Seit ihrer Pensionierung können sich der 75-jährige Bonn und der 78-jährige Schmidt verstärkt ihrem Hobby widmen, und hier haben sie vielleicht noch manches Jahr vor sich: Ein mittlerweile verstorbenes Mitglied der Jagdhorn-Bläsergruppe hat noch mit 91 Jahren Horn gespielt.

(dgn)
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