Wie ist die politische Karriere von Wolfgang Schmidt verlaufen?
Als Wolfgang Schmidt 1989 mit 19 Jahren in die SPD eintrat, konnte er sicher nicht erahnen, welche Positionen er im Laufe seiner politischen Karriere besetzen würde. Der erste Schritt in die aktive Politik war die Mitgliedschaft im Vorstand der European Community Organisation of Socialist Youth (ECOSY) von 2000 bis 2001. Danach gehörte er von 2001 bis 2004 dem Bundesvorstand der Jusos an. Außerdem war er in der Zeit auch der Vizepräsident der International Union of Socialist Youth (IUSY). Zudem hatte er das Amt als ehrenamtlicher Geschäftsführer der norwegisch-deutschen Willy-Brandt-Stiftung von 2004 bis 2008 inne.
Prägend für Schmidts politische Laufbahn ist die enge Zusammenarbeit mit Olaf Scholz seit nun fast 20 Jahren. Zunächst wurde er 2002 in Berlin zum persönlichen Referent von Scholz, der damals SPD-Generalsekretär war. Später übernahm Schmidt auch die Büroleitung. Er blieb auch als engster Vertrauter Büroleiter von Scholz, als dieser durch die vorgezogene Bundestagswahl im Herbst 2005 zum ersten parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion wurde. Als damaliger Bundesarbeitsminister legte Scholz die Verantwortung für sein Ministerbüro und den Leitungs- und Planungsstab im Bundesministerium für Arbeit und Soziales von 2007 bis 2009 ebenfalls in Schmidts Hände. Für ein Jahr, bis 2011, war Schmidt Direktor der Vertretung der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) in Deutschland.
Dann erfolgte ein erneuter Wechsel. Wieder war Schmidt an der Seite von Olaf Scholz, der das Amt als Bürgermeister Hamburgs übernahm. Schmidt konzentrierte ab März 2011 sein berufliches Engagement von Berlin aus wieder auf seine Geburtsstadt. Bis 2018 bekleidete er das Amt als Staatsrat (Staatssekretär) bei der Hamburger Senatskanzlei und Bevollmächtigter beim Bund, bei der Europäischen Union und für auswärtige Angelegenheiten der Freien und Hansestadt Hamburg. Kurz zusammengefasst – und inoffiziell – wurde er als Hamburgs „Außenminister“ bezeichnet. Zusätzlich war er von 2014 bis 2015 Vorsitzender der deutschen Europaministerkonferenz (EMK). Schmidt vertrat drei Jahre lang als Mitglied im Europäischen Ausschuss der Regionen (AdR) Hamburg.
Die Zeit in Hamburg hat für den ehemaligen Staatsekretär allerdings auch Schattenseiten. Schmidt hatte den G20-Gipfel in Hamburg 2017 federführend vorbereitet. Für den damaligen Bürgermeister Scholz drohte der Gipfel zum regelrechten Fiasko zu werden, weil es im Rahmen des Gipfels zu extremen Gewaltausschreitungen in der Stadt kam. Sorgen hatte Scholz im Vorfeld kleingeredet, die Entschuldigung folgte zu spät.
Die enge Bindung der beiden SPD-Politiker hielt trotzdem. So wurde Schmidt ein Jahr später, 2018, als beamteter Staatsekretär ins Bundesfinanzministerium berufen, als Scholz als Vizekanzler in die letzte Bundesregierung unter Angela Merkel ging. Bis zu seiner Ernennung als Chef des Bundeskanzleramtes und Bundesminister für besondere Aufgaben nach der Bildung der neuen Bundesregierung, der sogenannten Ampel-Koalition, Ende 2021 stand er der Abteilung für finanzpolitische und volkswirtschaftliche Grundsatzfragen, internationale Finanz- und Währungspolitik sowie der Leitungsabteilung des Ministeriums vor. Außerdem hatte er die Verantwortung für die Koordinierung der sozialdemokratischen Ministerien (den sogenannten „A-Ressorts“) in der Bundesregierung unter Bundekanzlerin Angela Merkel.
Seine neue Stelle tritt Wolfgang Schmidt allerdings nicht ganz skandalfrei an. Der Jurist ist fleißiger Nutzer der Sozialen Medien und twittert gerne über Ereignisse aus der Politik. Im September 2021 wurde ihm genau das zum Verhängnis. Da wurden Vorwürfe laut, er habe im Bundestagswahlkampf während seiner Arbeitszeit als Staatssekretär in Sozialen Medien für den SPD-Kanzlerkandidaten Olaf Scholz und seine Partei geworben. Das ist gesetzlich nicht erlaubt. Mitte September 2021 leitete die Staatsanwaltschaft Osnabrück gegen Schmidt ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Verletzung des Amtsgeheimnisses sowie wegen des Verdachts der verbotenen Mitteilung über Gerichtsverhandlungen ein. Schmidt hatte nämlich den Durchsuchungsbeschluss der Staatsanwaltschaft für das Bundesfinanzministerium teilweise veröffentlicht, um auf die Diskrepanzen zur Presseerklärung hinzuweisen. Letztlich stellte die Berliner Staatsanwaltschaft das Ermittlungsverfahren gegen eine Geldauflage ein. Schmidt zahlte umgehend 5000 Euro.
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