Langenfeld/Monheim Wahlbeteiligung: Da geht mehr

Langenfeld/Monheim · Heute endet im hiesigen Landtagswahlkreis 36 ein plötzlicher und insgesamt wenig konfrontativer Wahlkampf. Langenfelds Wahlamtschef rechnet für morgen mit "um die 60 Prozent" Beteiligung. Ein neuer Minusrekord droht.

 Rabea Sieger und Fabian Einert vom Wahlamt packen die Wahlurnen für die 22 Stimmbezirke in Langenfeld. Die Mülltonnen sind preiswerter als die üblichen Behältnisse, haben sich aber als ebenso praktikabel erwiesen.

Rabea Sieger und Fabian Einert vom Wahlamt packen die Wahlurnen für die 22 Stimmbezirke in Langenfeld. Die Mülltonnen sind preiswerter als die üblichen Behältnisse, haben sich aber als ebenso praktikabel erwiesen.

Foto: Matzerath

Würde die Wahlbeteiligung an der Briefwahl-urne entschieden, brauchten sich Politikverdrossenheitsverdrossene um die morgige Landtagswahl keine Sorgen zu machen: In beiden Städten hat sich auch diesmal der Trend hin zum vorzeitigen Wählen bestätigt.

In Langenfeld entschieden sich nach Angaben des städtischen Wahlamts rund 18 Prozent der etwa 45 000 Wahlberechtigten für die "Briefwahl" an Briefkasten oder Rathaus-Urne, in Monheim waren es knapp 16 Prozent von fast 31 000 potentiellen Wählern.

"Damit bewegen wir uns etwa am Wert der letzten Landtagswahl vor zwei Jahren", sagt Monheims Stadtsprecher Michael Hohmeier, ohne damit auf die Wahlbeteiligung insgesamt (2010: 59 Prozent) schließen zu wollen: "Da immer mehr Wähler Briefwahl beantragen, halte ich eine Prognose aufgrund früherer Vergleichszahlen für wenig sinnvoll." Langenfelds Wahlamtschef Harald Kutscher wagt sie als alter Hase, der morgen seine 29. Wahl organisiert und durchgeführt haben wird, trotzdem: "Um die 60 Prozent", lautet seine Vorhersage. 2010 betrug die Wahlbeteiligung in Langenfeld 62 Prozent; der bisherige Minusrekord (aus dem Jahr 2000) liegt bei 59,3 (Monheim: 57,1).

Schulfrieden statt Schlagabtausch

Eine Erklärung für den womöglich neuen Tiefststand könnten die vergangenen Wochen liefern: Auf die überraschende Selbstauflösung des Landtags vor zwei Monaten, dem das Scheitern des Haushalts der rot-grünen Minderheitsregierung vorausging, folgte im hiesigen Wahlkreis ein kurzer, aber keineswegs heftiger Wahlkampf. Eigentlich oder ehedem konfliktreiche Themen wurden von der Mehrheit der maßgeblichen Parteien unter Friedenspflicht gestellt (Schulkonsens) oder in lokaler Eintracht behandelt (CO-Pipeline). Oder man mied die Heranziehung als Wahlkampfschlager, weil die eigene Positionierung nicht gerade vor Selbstgewissheit strotzt (B 229 n, Rauchverbot, Ladenschluss, Kleinkind-Betreuung etc.).

Und das Mega-Thema Staatsverschuldung? Obwohl letztlich Auslöser für die Neuwahlen, blieb es als Streitobjekt seltsam blass. Und das, obgleich es in der kommenden Legislaturperiode wieder sehr akut werden dürfte: Wenn es erneut um die Frage geht, wie viele Millionen Euro mehr die steuerstarken Kommunen wie Langenfeld für ihre bankrotten "Bruderstädte" in NRW berappen sollen.

"Mir hat die Auseinandersetzung schon ein bisschen gefehlt", sagt denn auch SPD-Direktkandidat Jens Geyer, der wie die Konkurrenz in den vergangenen Tagen im "Häuserwahlkampf" Klinken putzte. Sein CDU-Kontrahent Hans-Dieter Clauser, bis zur Parlamentsauflösung Mandatsinhaber (seit 2005) und wie schon vor zwei Jahren Favorit, warb zuletzt gezielt um Erststimmen auch von Nicht-CDU-Wählern, etwa indem er FDP-Spitzenmann Christian Lindner in höchsten Tönen lobte ("ein Glücksfall"). FDP-Wahlkreiskandidat Frank Noack ist nach eigenen Worten positiv überrascht von den "Sympathien", die seiner Partei an den Freiluft-Ständen entgegengebracht worden seien. Und Helmut Konrad von den Grünen zeigt sich zuversichtlich, dass seine Partei morgen zusammen mit der SPD die Mehrheit der Landtagsmandate gewinnen werde.

(RP/rl)
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