Monheim Monheims kreative Betonwerks-Erbin

Monheim · Lilo Ihringer ist Geschäftsführerin der Firma Menk und eine leidenschaftliche Projektmacherin.

 Neues Projekt von Lilo Ihringer: Das UM-Haus auf dem Werksgelände. Hier sollen demnächst Konzerte und Lesungen stattfinden.

Neues Projekt von Lilo Ihringer: Das UM-Haus auf dem Werksgelände. Hier sollen demnächst Konzerte und Lesungen stattfinden.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Das Menk’sche Betonsteinwerk liegt inmitten einer Baustelle: Direkt nebenan, auf dem an die Stadt verkauften Teil des Werksgeländes, entsteht gerade eine ganz neue Wohnsiedlung. Und quasi vor der Haustür ist die Stadt mit Kanalbauarbeiten zugange. Bei Menk in Monheim wird mit Beton nur noch gehandelt und der so genannte Monbagsee, die frühere Kies- und Sandgrube der Firma, ist schon lange ein Naturschutzgebiet.

In Lilo Ihringers Büro fällt eins gleich auf, was man dort eher nicht erwartet: Vitrinen mit einer Steinsammlung, darunter natürlich auch heimischer Kies. Zwei Leidenschaften treiben die 61-jährige Ingenieurin an: Die Begeisterung für ihren Fachbereich und die, bei anderen die Kreativität herauszukitzeln. Lilo Ihriger ist „Elektroingenieurin und spezialisiert auf Sicherheits- und Strahlenschutz. Dann habe ich von meiner Großmutter das Betonwerk geerbt, zusammen mit Kai Wenk. Er ist der Prokurist, ich die Geschäftsführerin.“ Das Managen des Betonsteinwerks mit zwei Standorten (Monheim und  Landsberg bei Halle) nimmt „80 Prozent“ ihrer Zeit in Anspruch. Die restlichen 20 Prozent, widmet sie „Kunst, Musik und Arbeit mit Kindern“. Lilo Ihringer initiiert allerlei kreative Projekte.

Hier kommen wieder die Steine ins Spiel: „Ich habe zuerst an der Armin-Maiwald-Schule, dann auf dem Monheimer Stadtfest in meiner ‚Rheinkieselei‘ Kinder mit Spielsand, Kies und weiteren Zutaten Mini-Zen-Gärten anlegen lassen.“ Mit großer Begeisterung holt sie die Fotos der Ergebnisse heraus und präsentiert sie so stolz, als wären ihre eigenen Kinder die Künstler. Die beiden Söhne sind allerdings längst erwachsen, aber ihnen hat sie es zu verdanken, dass sie ständig Kreativprojekte für Kinder ins Leben ruft: „Ich war jahrelang Elternpflegschaftsvorsitzende und habe viele Kunst-, Musik- und Sport-Projekte gemacht. Ich finde nämlich, Kinder bis zehn sollten sich in erster Linie kreativ betätigen.“

Ihre Begeisterung für Musik hat sie soeben auf der Fassade eines ungenutzten Hauses auf dem immer noch weitläufigen Werksgelände verewigen lassen. Die ehemalige Werkstatt des Betonwerks, jetzt UM-Haus genannt nach der jüdischen Komponistin Ursula Mamlok, ließ sie von der Berliner Künstlergruppe Fehlformat aus Berlin aufwendig bunt bemalen. Die Vorgabe: „Die Künstler sollten eine bildhafte Interpretation der für Mamloks Werk markanten Komposition „Panta Rhei“ (Alles fließt) liefern.“ Eine Ursula-Mamlok-Straße entsteht gerade im Monheimer Musikantenviertel vis-a-vis und Ihringer denkt bereits über die zukünftige Nutzung ihres Gebäudes nach: „Hier könnten Konzerte stattfinden und Lesungen“, sagt sie.

Auf dem Werksgelände finden sich noch weitere Spuren der Ihringschen Projekte: Es gibt einen „Rollator- und Rollstuhlgarten“. Die Ingenieurin hat runde, teils 75, teils 100 Zentimeter hohe Betonringe (Schachtbauteile) zu Hochbeeten umfunktioniert, mit allerlei insektenfreundlichen Blumen und Kräutern bepflanzen lassen und schwärmt: „Das ist die richtige Höhe für Rollatoren und Rollstühle und durch die runde Form kann man da schön d’rum herumfahren.“

Sie hat eine Hainbuchenhecke und andere Pflanzen auf dem Werksgelände gepflanzt, von denen sie hofft, dass sie ihre Samen gut im Umland verteilen. Sie füttert einen Schleimpilz – „der sieht aus, als hätte da jemand hingekotzt“  – mit Haferflocken, um ihm die Wuchsrichtung vorzugeben und beobachtet, was aus Farnen wird, die in einem Betonbehälter in einer Lagerhalle ihr Dasein fristen: „Von sechs haben nur zwei überlebt. Bei dem dritten bin ich mir noch nicht sicher.“

Einige kreative Projekte hat sie der Stadt schon beschert, weitere, neue werden folgen. Insbesondere mit den Monheimer Grundschulkindern hat sie noch viel vor, etwa das Projekt Messtechnik: Viertklässlern – zunächst an der Arnim-Maiwald-Schule – will sie zeigen, „wie man mit groben Messmitteln dennoch scharfe Ergebnisse erzielen kann“. Und: Den Weg des Kieses will sie in diversen Einzelvorträgen nachzeichnen: „Da steckt so viel drin: Woher der Kies kommt, was aus ihm gemacht wurde und wird. Ihringer will Vorträge zum Thema halten und Ausstellungen organisieren. Sie hat noch viel vor.

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