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Nachhaltige Kleidung Rekordgewinne mit nachhaltigen Hemden

Kreis Mettmann · Es geht um eine besonderes Kapitel aus dem Modegeschäft: Der Langenfelder Maßhemdenhersteller sein Geschäft während der Pandemie aus.

 Maik Ernst lebt in Monheim und produziert maßgefertigte Hemden und Blusen auf Bestellung.

Maik Ernst lebt in Monheim und produziert maßgefertigte Hemden und Blusen auf Bestellung.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

 Als im vergangenen Jahr der erste Lockdown beendet wurde und Modegeschäfte wieder öffnen durften, gab es einen Ausverkauf erster Güte: Die Boutiquen und Fashionstores lockten mit Rabatten von 50 bis 70 Prozent, um   nicht verkaufte Frühjahrsmode loszuwerden, denn in ihren Lagern stapelte sich bereits die neu eingetroffene Sommerkollektion. Zurückgeben ließ sich die Waremeist nicht, da Einzelhändler in der Regel nicht auf Kommission, sondern auf Rechnung kaufen. Konsequenz: Händler, die auf den Kosten sitzen blieben und haufenweise guter Kleidung, die im schlimmsten Fall entsorgt werden musste. Doch dieses Vorgehen ist nicht erst seit Corona Usus. So funktioniert „Fast Fashion“ für gewöhnlich immer, wenn zu jeder Saison neue Ware ins Geschäft kommt. Allerdings war die Größenordnung der „Restposten“ nie so groß wie jetzt zu Pandemiezeiten.

Dass es grundsätzlich aber auch anders geht, nämlich ressourcenschonender und nachhaltiger, beweist Unternehmer Maik Ernst ausgerechnet in der Krise. Mit seinem vor knapp vier Jahren gegründeten FashionTech-Unternehmen „Befeni“ hat er anders als die restliche Branche im Coronajahr ein deutliches Umsatzplus gemacht (Info). Befeni hat sich auf individuell maßangefertigte Blusen und Hemden zum Einheitspreis von 39,90 Euro spezialisiert und verkauft diese im Direktvertrieb. „Dass wir unsere Hemden so günstig anbieten können, liegt daran, dass wir uns die ganzen Zwischenhändler sparen“, erläutert  Ernst. Doch das ist nicht das Einzige, was der gebürtige Bremer, der seit vielen Jahren in Monheim beheimatet ist, anders macht.

Das Befeni-Konzept funktioniert ähnlich wie das Vertriebsnetz von Tupperware oder Vorwerk: Deutschlandweit verkaufen rund 5000 Vertriebspartner die Befeni-Hemden häufig im Heimverkauf oder als Nebenverdienst in so genannten Befeni-Treffpunkten. Über einen Katalog wird das Hemd nach Maß individuell zusammengestellt, Stoffe, Muster und Manschetten ausgewählt. Dieser Vorgang sorge dafür, dass das Kleidungsstück eine ganz andere Wertschätzung erfahre als das Hemd von der Stange, ist Ernst überzeugt.

Statt sich aus Billiglohnländern mit den Auftragsarbeiten beliefern zu lassen, hat Maik Ernst seine eigene Produktion über persönliche Beziehungen im thailändischen Bangkok aufgebaut. Ein vergleichsweise teures Produktionsland, dafür aber sicher. Rund 200 Mitarbeiter arbeiten dort für ihn. Sie würden verhältnismäßig gut entlohnt (monatlich rund 400 Euro plus Trinkgeld, in Bangladesch wäre ein Monatsgehalt von 80 Euro üblich) und erhielten zahlreiche Benefits. „Außergewöhnlich für Südostasien ist, dass Mitarbeiter über viele Jahre im selben Unternehmen bleiben. Bei uns ist das allerdings eher die Regel“, betont Ernst.

Nachhaltig sei das Konzept außerdem bei Materialbeschaffung, Nutzung und Transport: „Wir sind nachhaltig, weil wir nur auf Kundenwunsch produzieren.“ Große Mengen an Restposten seien so von vornherein ausgeschlossen. Stoffreste, die bei der Produktion der Maßhemden anfallen, werden nicht weggeschmissen, sondern an einen Kissenhersteller weitergegeben, der damit Kissen befüllt.

Für einen klimaneutralen Transportweg wurde vor wenigen Tagen ein Aufpreis von 25 Cent pro Hemd eingeführt. Geld, was zum Ausgleich des CO2-Ausstoßes durch den Flugzeugtransport der Ware von Bangkok nach Düsseldorf in Klimaschutzprojekte investiert wird.

Maik Ernst ist überzeugt, dass die Modebranche deutlich nachhaltiger und ressourcenschonender sein könnte und in Anbetracht der Pandemieauswirkungen auch sein müsste. Dass es geht, hat er bewiesen.

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