Eine Chance zur Orientierung Freiwillig im sozialen Bereich arbeiten

Monheim · Viele Jugendliche machen nach der Schule nicht direkt eine Ausbildung oder beginnen mit dem Studium, sondern entscheiden sich für ein FSJ. Neben sozialem Engagement findet ökologische Arbeit zunehmend Unterstützung.

 Madita Bittner und Cora Eschrich absolvieren ihr Freiwilliges soziales Jahr bei der SGL. Andere Schulabgänger ziehen ein ökologisches Jahr  vor.

Madita Bittner und Cora Eschrich absolvieren ihr Freiwilliges soziales Jahr bei der SGL. Andere Schulabgänger ziehen ein ökologisches Jahr  vor.

Foto: RP/SGL

Abi geschafft? Zehnte Klasse erfolgreich beendet? Was dann? Nicht jeder junge Mensch hat am Ende der Schulzeit den fertigen Plan für sein weiteres Leben. „Erst mal aus der Schule raus“, erinnert sich die Fachabiturientin Madita Bittner an ihr Gefühl im Sommer 2019. Die 18-Jährige hatte zwar bereits einen Platz im Berufskolleg Opladen, um sich als Erzieherin fortzubilden, aber sie zog es vor, „erst mal in einem möglichen Berufsfeld zu schnuppern“. Mehr zufällig stieß sie auf die Sportgemeinschaft Langenfeld (SGL), die seit vielen Jahren immer wieder Interessenten für ein „Freiwilliges Soziales Jahr“ (FSJ) sucht. Bei der Bewerbung habe ihr geholfen, dass sie schon in Reusrath eine Tanzgruppe leitete. Seit September des Vorjahres arbeitete sie überwiegend im Kinder-und Jugendsport, bis Corona auch hier die Normalität beendete.

Anfangs assistierte Madita den Trainern, zuletzt war sie in Vertretungsfällen sogar alleine für kleine Gruppen verantwortlich, sowohl im Offenen Ganztag als auch im Vereinsbetrieb. Sie besuchte Fortbildungsseminare und zieht jetzt nach neun Monaten das Fazit „viel gelernt zu haben, und mit neuer Energie die Ausbildung als Erzieherin im Herbst anzugehen“. Die SGL hat in der Regel mehr Bewerber als FSJ-Plätze, auch für den Herbst sind drei von vier Plätzen schon vergeben. „Ob wir den vierten Platz tatsächlich besetzten, ist in diesen Corona-Zeiten fraglich“, schränkt Julia Schulze ein. Die Leiterin Kinder-und Jugendsport erklärt auch, warum die SGL nur Abiturienten als FSJler auswählt: „Nur Volljährige dürfen eigenverantwortlich Kurse leiten“. Aktuell helfen die FSJler bei Büroarbeiten oder bei Corona-Hilfsdiensten für ältere Vereinsmitglieder.

„Nur durch die freiwilligen Helfer können wir die durch die Wehrrechtsreform entstandenen Lücken schließen“, bestätigte Klaus Kaselofsky, örtlicher Awo-Vorsitzender. Seitdem gebe es keine Zivis mehr, die im sozialen Bereich eingesetzt werden konnten. Die Awo in Langenfeld beschäftigt FSJler oder Buftis (Bundesfreiwilligendienst), und sowohl Helfer nach der zehnten Klasse als auch Abiturienten „je nach Aufgabenfeld und Biographie“. Wer beim fahrbahren Mittagstisch helfen soll, braucht beispielsweise einen Führerschein. Der grundsätzliche Wert des FSJ bestehe darin, sich in dieser „Pause“ sozial zu engagieren. Das helfe zunächst anderen, aber mittelfristig auch dem jungen Menschen selbst. Er lerne vielfältig dazu, wissenoch besser, was er zukünftig will, und späteren, potenziellen Arbeitgebern werde mit einem solchermaßen aufgewerteten Lebenslauf ein klares Zeichen gegeben, sagen die Anbieter.

Neben sozialem Engagement findet ökologische Arbeit zunehmend Unterstützung. „Auf zwei Plätze für ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) hatten wir sechs Bewerbungen“, erzählt Elke Löpke, Leiterin der Biologischen Station Haus Bürgel in Monheim. Wer sich interessiert, wird eingehend geprüft, zum Beispiel bei einem Tag Probearbeiten. „Die Chemie muss stimmen“, gezielt – je nach Aufgabenfeld  –  werden je ein Helfer mit Abschluss der Klasse zehn und ein Abiturient gesucht, konsequenterweise aus der Region. Vorkenntnisse sind hilfreich, beispielsweise Führerschein oder Computerkenntnisse. Die Arbeiten reichen vom praktischen Einsatz im historischen Bauerngarten, in der winterlichen Landschaftspflege, in der Werkstatt beim  Bau von Nistkästen, beim Obstbaumschnitt bis zur Büroarbeit.  Nach einem Schulabschluss und bis zum 27. Lebensjahr kann man ein Freiwilliges Soziales Jahr ableisten. Viele lokale und überregionale Träger bieten diese Möglichkeit, es gibt auch Träger, die ein FSJ im Ausland anbieten.

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