Monheim Brüchiger Schulfrieden

Monheim · Die Schlacht um die Zukunft der weiterführenden Schulen in Monheim ist geschlagen. Doch von einem Schulterschluss der wichtigsten Akteure ist die Stadt noch weit entfernt. Zu tief reichen die Verletzungen.

 Der Bürgermeister sagt: Die Lise-Meitner-Realschule (im Hintergrund) wird Schritt für Schritt aufgelöst. Aber: Wer als Realschüler begonnen habe, könne seine Schullaufbahn auch als solcher beenden.

Der Bürgermeister sagt: Die Lise-Meitner-Realschule (im Hintergrund) wird Schritt für Schritt aufgelöst. Aber: Wer als Realschüler begonnen habe, könne seine Schullaufbahn auch als solcher beenden.

Foto: Matzerath

Nach dem gescheiterten Bürgerentscheid zum Erhalt der Lise-Meitner-Realschule (LMR) treibt die Stadt die Errichtung einer die Haupt- sowie die Realschule ersetzenden Sekundarschule zügig voran. Bereits am kommenden Donnerstag trifft sich der Kultur- und Bildungsausschuss zu einer Sondersitzung (Ratssaal, 18 Uhr).

Knapp eine Woche später soll der Rat — ebenfalls in einer Sondersitzung — die endgültige Entscheidung treffen. Geht es nach Bürgermeister Daniel Zimmermann (Peto) und der Mehrheit im Rat wird es bereits ab dem Schuljahr 2012/13 den neuartigen Schultyp auf dem Gelände am Berliner Ring — parallel zur auslaufenden LMR geben.

Nur 14,5 statt 20 Prozent

Wie berichtet waren die für den Erhalt einer eigenständigen Realschule kämpfende überparteiliche Initiative sowie die auf gleicher Linie befindlichen Christdemokraten am Sonntag am so genannten Ja-Stimmen-Quorum gescheitert. Danach hätten mindestens 20 Prozent aller rund 33 000 Stimmberechtigten für den Erhalt der LMR votieren müssen. Am Ende waren es aber nur rund 14,5 Prozent aller Stimmberechtigten. Immerhin 7,8 Prozent der EU-Bürger ab 16 Jahre hatten mit "Nein" — und damit für die Sekundarschule gestimmt (s. Info).

Den vom Bürgermeister am Abstimmungsabend angemahnten Schulterschluss ("gemeinsam am neuen Schulkonzept arbeiten") dürfte es vorerst wohl nicht geben

Wie die RP aus Elternkreisen erfuhr, musste sich LMR-Schulleiter Norbert Erven gestern bei der Bezirksregierung zu seinem aus Sicht der Stadt (als Schulträger) nicht mehr angemessenen Engagement zugunsten der von ihm geleiteten Schule erklären. Anlass war ein Hinweis des Bürgermeisters, der im RP-Gespräch klarstellt, "dass es sich nicht um eine förmliche Dienstaufsichtsbeschwerde handelt".

Zu seinem "Hinweis" steht der Rathaus-Boss: "Es geht hier nicht darum, einen unliebsamen Kritiker mundtot zu machen, sondern einzig um die Verantwortung des Schulträgers für den Schulfrieden." Genau den sah Zimmermann zuletzt gefährdet. Es könne nicht sein, "dass LMR-Schüler am Vormittag, also zur Unterrichtszeit, Flugblätter zum Thema LMR-Erhalt in der City verteilen." Auch eine vergangene Woche nach zu lesende Wahlempfehlung auf der LMR-Homepage mit klarer Botschaft sei mit den Rechten und Pflichten eines Schulleiters nicht vereinbar.

Für Helmut Wilk, Sprecher der Elterninitiative pro Realschule, misst Zimmermann mit zweierlei Maß. "Er hat auf seiner Daniel-Zimmermann-Facebook-Seite nicht minder eindeutig dazu aufgefordert mit ,Nein', also pro Sekundarschule, zu stimmen." Außerdem erwarte die Initiative eine Entschuldigung dafür, dass der Bürgermeister Elternreaktionen auf eine Begehung der Realschul-Räume noch vor dem Bürgerentscheid als "paranoid" eingestuft hatte.

"Die Schule des Trägers"

Einschätzungen, die der Verwaltungschef erwartungsgemäß nicht teilt: "Zum einen stand der Aufruf nicht auf der Homepage der Stadt, sondern auf meiner persönlichen Seite im Netz. Außerdem gilt: Ein politischer, bisweilen auch wahlkämpfender Bürgermeister ist von den Kommunalverfassungen gewollt. Ein Schulleiter muss dagegen in weit stärkerem Maße neutral bleiben — vor allem um des Schulfriedens willen. Es ist eben nicht ,seine' Schule, sondern immer noch die des Schulträgers Stadt."

Einzelheiten zur Errichtung der Sekundarschule sowie zur mittelfristigen Abwicklung der LMR wollen Zimmermann und Schulbereichsleiter Uwe Trost heute vor Journalisten bekanntmachen. Im RP-Gespräch wiederholte der Bürgermeister nochmals sein Versprechen, dass "jeder, der als Realschüler gestartet ist, die Schule mit einem LMR-Zeugnis verlassen kann — so er dies will."

(RP/rl)
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